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Allergiker in Not - Allergologie vor dem Aus? (AUDIO)

Geschrieben am 23-07-2014

Mainz (ots) -

Anmoderation:

Der Sommer ist im vollen Gange und in diesem Jahr so früh und so
warm wie schon lange nicht mehr. Die hohen Temperaturen sind der
einen Freud, jedoch der Allergiker Leid, blüht und fliegt doch
derzeit allerlei an Pollen durch die Luft. Dabei ist das ständige
Niesen und Schniefen für die meisten vor allem eines: Nervig! Da ist
guter Rat - im wahrsten Sinne des Wortes - teuer, denn Antiallergika
werden immer seltener von den Krankenkassen übernommen und so sind
immer mehr Patienten auf sich alleine gestellt. Dies vor allem aber
auch, weil immer weniger Ärzte Allergiesprechstunden anbieten. Dabei
kann man leicht vergessen dass Allergien nicht nur nervig sind,
sondern auch zu schwerwiegenden Erkrankungen oder gar zum Tod führen
können. Eine frühzeitige Therapie kann dies verhindern, weshalb der
deutsche Allergiker- und Asthmabund nun die Unterschriftenaktion
"Vergiss mein nicht" ins Leben gerufen hat. Wir sprechen mit dem
Mediziner Dr. Günther Gerhardt:

Her Dr. Gerhardt, sind Allergien tatsächlich ein so unterschätztes
Krankheitsbild?

Dr. Gerhardt: Leider ja. Viele Patienten neigen dazu ihre Symptome
zu bagatellisieren oder zu vergessen, wenn sie - wie beim
Heuschnupfen - ja nur zu gewissen Jahreszeiten auftreten. Doch wir
sprechen hier nicht nur von Pollenallergikern, sondern auch von
Lebensmittelallergien, Unverträglichkeiten von Duftstoffen oder
anderen Erkrankungen wie z. B. Neurodermitis. Dabei konnte beobachtet
werden, dass die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahren stetig
zugenommen hat: Mehr als 30 Millionen Erwachsene und Kinder leiden
derzeit in Deutschland unter Allergien. Gerade bei Kindern haben sich
in den letzten Jahren aber auch die lebensbedrohlichen allergischen
Reaktionen um das 7-fache erhöht. Dem gegenüber sind aktuell jedoch
nur etwa 10% der Allergiker adäquat behandelt: ein alarmierender
Trend.

Aber woher dann die mangelnde Bereitschaft sich behandeln zu
lassen?

Dr. Gerhardt: Der zunehmenden Zahl an Allergikern steht die
rückläufige Zahl an Ärzten mit der Zusatzausbildung "Allergologie"
gegenüber. Nur noch 1,5% der in Deutschland tätigen Mediziner hat die
entsprechende Zusatzausbildung absolviert. Das war allerdings nicht
immer so: In den vergangenen Jahren ist die Zahl um gut 1/3
zurückgegangen. Der Grund ist auf der einen Seite sicher die
zurückgehende Nachfrage, da viele Medikamente nicht mehr von den
Krankenkassen übernommen werden. Zum anderen haben die Allergologen
aber auch mit harten Budgetkürzungen zu kämpfen. Im Vergleich zu
anderen chronischen Volkskrankheiten wie etwa Diabetes oder
Herzkreislauferkrankungen wird derzeit in die Allergieforschung
weniger als ein Hundertstel der dort verfügbaren Summen investiert.
Die Allergien und deren Relevanz sind also anscheinend weder den
Patienten noch der Gesundheitspolitik wirklich bewusst.

Darum nun die Forderung nach einem "Aktionsprogramm Allergien"?

Ja. Unter dem Titel "Vergiss mein nicht! - 30 Millionen Allergiker
fordern ein Aktionsprogramm Allergien" sind verschiedene Forderungen
an die Bundesregierung zusammengefasst. Das Ziel ist es, Allergien
mehr in den Fokus der Gesundheitspolitik zu rücken. Dies betrifft
sämtliche Bereiche: Forschungsförderung und bessere Ausbildungen,
auch für Nicht-Mediziner, auf der einen Seite, aber auch
Aufklärungskampagnen, bessere Kennzeichnungen von Konsumgütern und
Budgetförderungen auf der anderen Seite. Genauere Infos und die
Möglichkeit zu unterschreiben erhält man auf der Internetseite des
deutschen Allergiker- und Asthmabundes.

Was genau kann denn passieren, wenn Allergien nicht frühzeitig
erkannt und behandelt werden?

Das Gefährliche ist hier der sogenannte Etagenwechsel: In 40% der
Fälle führt ein banaler Heuschnupfen zu allergischem Asthma. Eine
frühzeitig eingeleitete Hyposensibilisierungstherapie kann
Risikopatienten davor bewahren. Voraussetzung hierfür ist aber, dass
sie bei einem dafür ausgebildeten Kollegen vorstellig werden, der
eine entsprechende Therapie einleiten kann. Lange Wartezeiten und
Wegstrecken schrecken dabei viele Patienten aber ab. Zum anderen
können falsch- oder nicht ausreichend gekennzeichnete Lebensmittel
bei Allergikern zu einem anaphylaktischen Schock und schlimmstenfalls
zum Tod führen. Das Wissen darum schürt jedoch auch die Angst bei den
Mitmenschen: Teilweise werden daher beispielsweise Kinder mit
bekannter Allergie von Kindergärten und Schulen abgelehnt und an
integrative Einrichtungen verwiesen, aus Angst vor Zwischenfällen.
Sie sehen: Eine grundlegende Aufklärung der Bevölkerung ist hier in
vielerlei Hinsicht dringend notwendig.

Und wie kommt das Projekt an?

Das Feedback ist bisher sehr positiv: Bereits in den ersten Wochen
sind über 10.000 Unterschriften geleistet worden. Im Sommer 2014
sollen die Unterschriften dann an die Bundesregierung übergeben
werden. Wir hoffen, dass dies eine Debatte zum Thema Allergien
anstößt und diese somit vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit
gerückt werden.

Vielen Dank Herr Dr. Gerhardt.

ACHTUNG REDAKTIONEN:

Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte
an ots.audio@newsaktuell.de.



Pressekontakt:
Wissen Gesundheit GmbH
Dr. Günter Gerhardt
An der Fahrt 13
55124 Mainz
Tel.: +49 (0) 6131 / 622 505-0
Fax: +49 49 (0) 6131 / 622 505-5
Email: info@wissen-gesundheit.de


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