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Gequält, totgeschlagen und weggeworfen - Das Leid in Deutschlands Ferkelfabriken / "Exclusiv im Ersten" am 14.7.14, 21.35 Uhr / Eine Reportage von Monika Anthes und Edgar Verheyen

Geschrieben am 10-07-2014

Mainz (ots) - Es sind schockierende Bilder. Gerade geborene Ferkel
werden scheinbar im Vorbeigehen reihenweise getötet - entweder auf
den Boden oder gegen die Stallkante geschlagen. Bilder, die die ARD
in ihrer Reihe "Exclusiv im Ersten" am Montag, den 14.7.2014, um
21.35 Uhr zeigt. Die Autoren Monika Anthes und Edgar Verheyen
ermöglichen durch ihre investigative Reportage einen schonungslosen
Blick in den Alltag von deutschen Ferkelzuchtbetrieben. Es ist ein
Alltag, geprägt von Schmerzen und Tod. Sauen vegetieren in engen
Kastenständen, können sich nicht umdrehen, nur mit Mühe aufstehen.
Viele haben offene Wunden, wirken apathisch. Unzählige Ferkel
überleben die ersten Stunden nicht. Die Aufnahmen sind nur schwer zu
ertragen, dennoch glauben die Autoren, dass die Öffentlichkeit ein
Recht darauf hat, sie zu sehen. Sie gehen der Frage nach: Warum
werden so viele Ferkel getötet? Handelt es sich um drastische
Einzelfälle? Oder steckt ein grausames System dahinter? Ist das der
Preis, den die Tiere dafür zahlen, damit Fleisch zu Discountpreisen
angeboten werden kann?

Es ist eine breit angelegte Recherche. Die Autoren haben etliche
Betriebe unter die Lupe genommen. In rund 10 Ställen haben
Tierschützer kleine Kameras installiert, konnten so dokumentieren,
wie das Personal mit den Tieren umgeht. Immer wieder filmen sie
ähnliche Szenen: Arbeiterinnen gehen durch die Ställe und greifen
Ferkel aus den Stallbuchten, schlagen diese routiniert auf den Boden
oder die Stallkante, werfen sie dann in überfüllte Kadavertonnen.
Eine Aufnahme aus einem Großbetrieb zeigt, wie lebende Tiere in Eimer
geworfen und dann mit toten Tieren und Nachgeburten bedeckt werden.

Dr. Karl Fikuart, ehemaliger Kreisveterinärdirektor, sagt dazu:
"Das ist eine Verrohung, die kaum noch zu übertreffen ist. Das sind
keine Tierunterkünfte mehr, das ist eine Fabrik. Ich schäme mich als
Tierarzt, dass wir nicht aufgepasst haben, dass dieses System sich
nicht in dieser Form ausbreiten konnte und praktisch zum Standard
geworden ist." Die Fülle des Bildmaterials, sowohl aus Großbetrieben
als auch aus kleinen Familienbetrieben, legt den Verdacht nahe, dass
es sich nicht um das Versagen Einzelner handelt.

Der rohe Umgang mit den Tieren hat System, davon ist auch Dr.
Cornelie Jäger, Veterinärin und Tierschutzbeauftragte des Landes
Baden-Württemberg, überzeugt: "Insgesamt reden wir von
hunderttausenden von Tieren, die wahrscheinlich Überlebenschancen
gehabt hätten und zu Unrecht gestorben sind, oder getötet worden
sind."

Der Lebensmittelökonom Prof. Markus Mau sieht den Grund für diese
Auswüchse in den niedrigen Fleischpreisen: "Ferkelaufzucht ist ein
Massengeschäft. D.h. man muss sich als Landwirt überlegen, wie viel
Zeit habe ich für das einzelne Ferkel, damit ich überhaupt in die
Verlegenheit komme, Geld zu verdienen. In letzter Konsequenz als
Landwirt bin ich Unternehmer und es muss ja auch was überbleiben. Und
leider ist es so, dass bei den Abgabepreisen praktisch nichts
überbleibt. Die Tiere tragen in letzter Konsequenz die Auswirkung der
Preisstruktur, die wir im Supermarkt mit erzeugen."

Billigfleisch im Supermarkt, das geht nur durch eine extrem
rationalisierte, kostenorientierte Produktion. Um das zu erreichen,
haben die Ferkelzüchter in den letzten Jahren vor allem auf eines
gesetzt: Masse. Möglichst viele Ferkel pro Sau, war das Ziel der
Zucht. Die Folge ist, dass heute sehr viele Sauen mehr Ferkel werfen,
als sie ernähren können. Außerdem werden viele kleine Tiere geboren,
deren Aufzucht aufwendig und teuer ist, erklärt Dr. Cornelie Jäger.
"Diese Tiere haben eine Chance. Aber das würde halt bedeuten, dass
man Aufwand betreibt mit einer speziellen Krankenbucht, mit einer
Amme, auch mit entsprechender nächtlicher Überwachung. Machen kann
man das, aber das ist eine Frage des Geldes." Doch finanzielle
Überlegungen sind kein vernünftiger Grund, um ein Ferkel zu töten.
Das haben die Landwirtschaftsminister von NRW und Niedersachsen
Anfang Juli nochmals per Erlass klar gestellt. Wer einem Tier Leiden
oder Schmerzen zufügt oder es ohne vernünftigen Grund tötet, kann zu
einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren verurteilt werden.
Aktuell ermitteln in Deutschland aus diesem Grund zwei
Staatsanwaltschaften gegen Ferkelzuchtbetriebe. Die Autoren stellen
die Betriebe zur Rede und konfrontieren die Verantwortlichen mit den
Vorwürfen.

Die bittere Bilanz dieser Recherche: In Deutschlands
Ferkelfabriken werden Tiere systematisch Leiden und Schmerzen
ausgesetzt, Ferkel häufig ohne einen vernünftigen Grund unsachgemäß
getötet.

Fotos zum Download auf ARD-Foto.de / Fragen an die Redaktion unter
Tel.: 06131 929-33352 / Pressekontakt: Wolf-Günther Gerlach, Tel.:
06131 929-33293, wolf-guenther.gerlach@swr.de


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