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Syrien/Irak: Ursache der humanitären Krise ist Politikversagen / Jahrespressekonferenz von medico international

Geschrieben am 26-06-2014

Frankfurt/Main (ots) - Die Frankfurter Hilfs- und
Menschenrechtsorganisation medico international kritisierte auf der
heutigen Jahrespressekonferenz, dass internationale Politik immer
stärker zu akutem Krisenmanagement verkümmere. "Zum bedauerlichen
Zustand gegenwärtiger Politik zählt, dass sie immer wieder erstaunt
auf Missstände reagiert, die sie zuvor selbst befördert hat", sagte
medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer. Sie beschäftige sich nicht mit
den Ursachen, sondern versuche reaktiv, die wachsenden Gefahren
abzuwehren: "Dieses Politikversagen kann ein mehr an Hilfe nicht
auffangen."

Gebauer kritisierte den aktuellen Menschenrechtsdiskurs, der bei
Militäreinsätzen immer wieder geführt wird. "Im Kern geht es dabei um
die Stabilisierung bestehender Privilegien und Ungleichheit", so
Gebauer. Militarisierung sei der falsche Weg. Verantwortung käme
nicht in Militäreinsätzen zum Ausdruck, sondern in einer Politik, die
Verwirklichungschancen erhöhe.

Martin Glasenapp, Referent für Nahen und Mittleren Osten,
berichtete von der schwierigen Arbeit der lokalen medico-Partner
inmitten des syrischen Bürgerkriegs und von der prekären Lage der
Flüchtlinge im Nordirak. medico international ist seit vielen Jahren
in den kurdischen Gebieten des Nordiraks in Kooperation mit dem
Verein Haukari tätig, insbesondere in der Region Germian. Eine extrem
unterentwickelte Region mit einer höchst traumatisierten Bevölkerung,
wie Glasenapp erläuterte, weil hier 1988 die gesamten Dörfer zerstört
und die Bevölkerung im Zuge der Anfal-Operation von Saddam Hussein zu
Hunderttausenden getötet oder verschleppt worden sei. Das Gebiet
liegt unmittelbar an der aktuellen Frontlinie zu ISIS und ist aus
Bagdad nicht mehr erreichbar. Derzeit befinden sich dort etwa
Zehntausend Flüchtlinge. medico international beteiligt sich an der
humanitären Hilfe zur Unterstützung der Familien, die unter extremer
Hitze (50 Grad im Schatten) und Wassermangel leiden. "Es ist eine
Ironie der Geschichte, dass die Kurden, die im Nahen Osten immer
verfolgt wurden, jetzt all denen, die vor Gewalt und religiösem
Terror fliehen, Schutz und Obdach anbieten", sagte Glasenapp.

Auch in Syrien, in Syrisch-Kurdistan und im Libanon fördert medico
international lokale Organisationen und steht den Flüchtlingen in Not
zur Seite. Die Programme haben in diesem Jahr einen Umfang von ca.
800.000 Euro.

medico international konnte im vergangenen Jahr insgesamt 93
Projekte in 29 Ländern fördern. Die Spendensumme stieg im vergangenen
Jahr auf 4,7 Mio. Euro. Erfreulich ist die Entwicklung der
Fördermitgliedschaften, die im Berichtszeitraum wieder um rund 10
Prozent gestiegen sind. Die Zuschüsse von öffentlicher Seite sanken
leicht auf 5,4 Mio. Euro. Auch in 2013 erhielt medico das
Spendensiegel des "Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen"
(DZI). Die Aufwendungen für Werbung und Verwaltung lagen bei 7,82 %
der Gesamtausgaben. Laut DZI-Kriterien gelten Verwaltungskosten unter
10 % als niedrig.



Pressekontakt:
Für Nachfragen und Interviewwünsche:

- Bernd Eichner, medico-Pressereferent: Tel. 069/94438-45 oder
eichner@medico.de

Weitere Informationen: www.medico.de/presse


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