(Registrieren)

DER STANDARD-Kommentar: "Terrorismus als Vorwand" von Alexandra Föderl-Schmid

Geschrieben am 19-06-2014

Die Bürger haben ein Recht auf ihre eigenen Daten (Ausgabe ET
20.6.2014)

Wien (ots) - Kämpf um deine Daten! Max Schrems gibt diesen
Ratschlag nicht nur allen Internetbenutzern, sondern hat selbst
juristische Schritte gesetzt, die den Menschen ihr Grundrecht auf
ihre Daten wieder zurückgeben. Dass das irische Höchstgericht die
Beschwerde des österreichischen Juristen über die Zusammenarbeit von
Facebook mit dem US-Geheimdienst NSA an den Europäischen Gerichtshof
(EuGH) weitergeleitet hat, ist eine positive Entwicklung. Denn der
EuGH hat im April bereits die EU-Richtlinie zur
Vorratsdatenspeicherung für ungültig erklärt. Selbst
EU-Justizkommissarin Viviane Reding begrüßte die Weiterleitung von
Schrems' Datenschutzverfahren auf die europäische Ebene als
"positiven Schritt".

Zusammen mit den Enthüllungen von Edward Snowden über die
massenhafte Überwachung der US-Geheimdienste hat Schrems' Verfahren
das Potenzial, über die Zukunft des Datenstroms zwischen den
EU-Staaten und den USA zu entscheiden. Denn damit steht die
sogenannte Safe-Harbour-Erklärung aus dem Jahr 2000 auf dem
Prüfstand. Damit wird die Übermittlung personenbezogener Daten von
EU-Bürgern in die USA erlaubt, ohne dass dort Datenschutzstandards
garantiert werden.

Der irische Gerichtshof stellt zu Recht die Frage, ob die in der
Europäischen Charta der Grundrechte garantierten Rechte mit dem
US-Vorgehen in Einklang stehen. Dies ist mit Blick auf die jüngsten
Enthüllungen von Edward Snowden, der die massenhafte Überwachung von
Bürgern in einem nicht vorstellbaren Ausmaß durch US-Geheimdienste
offenbarte, relevant. Laut Snowden ermöglicht das Programm Prism den
Geheimdiensten weitgehenden Zugriff auch auf Daten von
Internetdiensten wie Facebook. Die in der neuesten Ausgabe des
Spiegel veröffentlichten Dokumente von Snowden zeigen, wie
umfangreich die NSA aus Deutschland spionierte und dass sie hier
Standorte unterhielt. Dies bietet auch Stoff für weitere
Ermittlungen, obwohl die Generalbundesanwaltschaft bisher nur
Schritte wegen der Ausspähung des Handys von Kanzlerin Angela Merkel
eingeleitet hat. Für die massenhafte Ausspähung von deutschen Bürgern
fehlten bisher Beweise, die nun Snowdens Dokumente liefern können.

Diese juristischen Verfahren bieten die Chance, auch auf
politischer Ebene den Umgang mit Datenschutz zu überdenken und die
Verhältnismäßigkeit dieses Eingriffs zu überprüfen. Trotz des
EuGH-Urteils will Justizminister Wolfgang Brandstetter die
Vorratsdatenspeicherung beibehalten. Er befürchtet einen "Verlust an
Effektivität bei der Bekämpfung schwerer Kriminalität", gab er als
Begründung vergangenen Sonntag in der ORF-Pressestunde an. Im Vorjahr
gab es 354-mal Zugriffe auf diese Daten - aber kein einziges Mal in
Zusammenhang mit einem terroristischen Verdacht. Dabei war die
Terrorismus-Bekämpfung der Grund, warum die EU-Richtlinie 2006
eingeführt worden war. Die Frage, ob dies den Eingriff in zentrale
Grundrechte rechtfertigt, der Bürger unter einen Generalverdacht
stellt, beschäftigt derzeit den Verfassungsgerichtshof. Die erste
Anhörung fand vergangene Woche statt, ein Urteil wird für den Herbst
erwartet.

Dass sich Geheimdienste über politische Vorgaben hinwegsetzen, ist
bekannt. Es liegt nun an europäischen Gerichten, den Bürgern das
zurückzugeben, was ihnen gehört: ihre persönlichen Daten.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

533575

weitere Artikel:
  • Landeszeitung Lüneburg: "Schuld kann nicht relativiert werden" - Interview mit der Historikerin Dr. Teresa Nentwig über Hinrich Wilhelm Kopf und Unmbenennungen von Straßen Lüneburg (ots) - Die Diskussion über Straßennamen weitet sich aus. Immer mehr Städte überprüfen damalige Entscheidungen. Prominentestes Beispiel ist der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz vor dem niedersächsichen Landtag, der aufgrund der nun in den Fokus gerückten Rolle, die der erste Ministerpräsident Niedersachsens im der Zeit der Nazi-Herrschaft gespielt hat, umbenannt werden soll. Moralisch-etische Gesichtspunkte prägen die Debatten. Einigkeit besteht darüber, dass Schuld nicht relativiert werden kann, Streit über die Umbenennung von mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zur Höhlenrettung: Frankfurt/Oder (ots) - Kaum ist der Forscher Johann Westhauser aus der Höhle gerettet, stellt sich die Frage: Wer bezahlt das? Versicherungen decken die Rettung möglicherweise nicht ab. Noch weiß man das nicht genau. Sollte notfalls die Allgemeinheit einspringen? Grundsätzlich ja. Glücklicherweise leben wir in einer solidarischen Gesellschaft. Wenn ein Mensch wie Westhauser in Lebensgefahr schwebt, muss ihm geholfen werden. Westhauser war ein erfahrener Experte, aber Unfälle lassen sich nie ausschließen. Die Verbände der Höhlenforscher mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Spanien: Frankfurt/Oder (ots) - Der 18. Juni 2014 wird in die Geschichte Spaniens eingehen. Am Nachmittag dankte König Juan Carlos II. ab, der das Land 39 Jahre lang aus der Franco-Diktatur in die Demokratie führte. Nicht ganz so lang war die Hegemonie der Fußballer. Sie beherrschten die Welt seit 2008, ehe sie am Abend nach dem 0:2 gegen Chile im berühmten Maracana-Stadion zu Rio de Janeiro ihre WM-Titelträume begraben mussten. Hier wie dort stehen die Nachfolger bereit. Am Donnerstag wurde Felipe VI. vereidigt, der eine integre und transparente mehr...

  • neues deutschland: Globale Zunahme der Vermögen: Sekt oder Selters Berlin (ots) - So eine Nachricht lädt eigentlich dazu ein, die Sektkorken knallen zu lassen: Der Reichtum ist im letzten Jahr weltweit auf gigantische 52,62 Billionen US-Dollar gestiegen. Dies vermelden die Beratungsfirma Capgemini und die Vermögensberater von RBC. Zu dumm, dass die Herausgeber dieser Studie nur auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung des Planeten schauen, nämlich auf Vermögen ab einer Summe von einer Million US-Dollar. Was unter dieser Grenze kreucht und fleucht, sind für sie wahrscheinlich Peanuts. Zumindest mehr...

  • Das Erste, Freitag, 20. Juni 2014, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7:35 Uhr, Omid Nouripour, außenpolitischer Sprecher, Bündnis 90/Die Grünen, Thema: Irak 8:05 Uhr, Boris Pistorius, niedersächsischer Innenminister, SPD, Thema: Flüchtlingspolitik in Deutschland Pressekontakt: WDR Presse und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7101 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht