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Hochschul-Bildungs-Report: Schlechte Noten für deutsche Lehrer-Bildung

Geschrieben am 11-06-2014

Berlin (ots) - Schlechte Noten für die Hochschulbildung in
Deutschland: Bei Themen wie Ausbildung von Lehrern,
Chancengerechtigkeit oder Internationalisierung sind deutsche
Hochschulen noch weit von den Zielen entfernt, die sie nach Ansicht
von Bildungsexperten erreichen sollten. Zu dieser Einschätzung kommt
der aktuelle "Hochschul-Bildungs-Report 2020", dessen jüngste Ausgabe
Stifterverband und McKinsey & Company heute veröffentlicht haben.
"Besorgniserregend schlecht schneidet die Lehrer-Bildung ab", sagte
der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes, Volker
Meyer-Guckel, bei der Vorstellung des Reports am Mittwoch in Berlin.

Insgesamt analysiert der Report die Fortschritte an deutschen
Hochschulen in sechs Handlungsfeldern: Neben Lehrer-Bildung zählen
dazu Internationalität der Bildung, Chancengerechtigkeit für
Studierende, beruflich-akademische Bildung sowie berufliche
Weiterbildung und MINT-Bildung (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik). Fazit über alle Handlungsfelder
hinweg: "Die Hochschulbildung in Deutschland macht Fortschritte, ist
aber immer noch weit von den Zielen entfernt, die sie erreichen
sollte", sagte McKinsey-Direktor Jürgen Schröder.

Lehrer-Bildung - die besten Schüler werden selten Lehrer

Die Lage bei der Lehrer-Bildung hat sich gegenüber dem Vorjahr
noch einmal deutlich verschlechtert. "Es haben sich noch weniger
junge Männer für ein Grundschullehramtsstudium eingeschrieben und die
Betreuung im Studium hat sich aus Sicht der Lehramtsstudierenden
gegenüber dem Vorjahr noch einmal verschlechtert", sagte Volker
Meyer-Guckel. Eine für den Report durchgeführte repräsentative
Befragung von Abiturienten zeigt zudem: Der Lehrerberuf gehört zwar
zu den Top 5 der angesehensten Berufe in Deutschland. Dennoch können
sich 83% der befragten Schüler mit sehr gutem oder gutem
Notendurchschnitt nicht vorstellen, Lehrer zu werden. Gute Schüler
vermissen vor allem attraktive Aufstiegsmöglichkeiten und vielfältige
Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Hinzu kommt: Nicht einmal jeder vierte Befragte - unabhängig von
der Durchschnittsnote - mit Interesse am Lehrerberuf meint, er könne
andere gut motivieren. Nur 16% der Befragten halten Selbstvertrauen
und nur 13% Durchsetzungsfähigkeit für ihre persönliche Stärke.
"Diese Umfrageergebnisse müssen uns wachrütteln", mahnte Volker
Meyer-Guckel und forderte, Lehrer und ihre Kompetenzen weitaus
stärker in den Mittelpunkt der Schulpolitik stellen, als dies heute
der Fall ist.

Der Stifterverband und McKinsey schlagen in dem Report
verschiedene Maßnahmen vor, um Arbeitsumfeld und Karrierewege im
Lehramt zu verbessern. So sollten die Länder Lehrer von
bürokratischen Aufgaben für pädagogische Kernaufgaben entlasten,
indem sie neue Stellenkategorien wie Schul- oder
Unterrichtsassistenten einführen. Anstehende Besoldungsreformen für
verbeamtete Lehrer sollten genutzt werden, um transparente und
planbare Aufstiegsmöglichkeiten und Karrierewege für Lehrer zu
schaffen und auf eine leistungsorientierte Vergütung umzustellen.
Zudem fordern die Experten mehr Praxisbezüge im Studium und eine
gezielte Personalentwicklung.

Chancengerechte Bildung - zu arm für Exzellenz?

Ein weiteres Ergebnis des Hochschul-Bildungs-Reports: Die
Chancengerechtigkeit in der Hochschulbildung hat sich merklich
verbessert. "Zu hohe Mietkosten sind für Studierende aber immer noch
ein großes Problem", sagte Jürgen Schröder. Studierende mit
BAföG-Anspruch erhalten - egal, wo sie wohnen - eine Wohnpauschale
von 224 Euro im Monat. Für ein Studium in Exzellenzstädten mit Mieten
von im Schnitt über 300 Euro im Monat reiche das nicht aus. Acht der
neun "Exzellenzstädte" seien unter den Top 20 der teuersten
Studentenstädte Deutschlands.

Um die Wahl des Studienorts nicht vom Geldbeutel abhängig zu
machen, sollten Bund und Länder dem Report zufolge daher die für
2016/17 beschlossene Reform des BAföG dazu nutzen, die Wohnpauschale
in einen regional angepassten BAföG-Wohnsatz umzuwandeln. Dieser
sollte sich zwischen dem Niveau der derzeitigen Mietkosten für
Studentenwohnheime (rund 240 Euro) und den durchschnittlichen
Mietkosten von Studierenden (298 Euro) bewegen. Das würde je nach
Modell Mehrkosten von 45 Mio. bis 208 Mio. Euro jährlich verursachen.
Gegenfinanzieren ließe sich das beispielsweise, indem die
Steuervorteile gesenkt würden, die gut verdienende Eltern durch die
Anrechnung von Studienkosten ihrer Kinder erzielen.

MINT-Bildung: Förderprogramme reformieren

Trotz der gestiegenen Zahl ausländischer Technikstudierender und
Absolventen in den Ingenieurwissenschaften sind im Handlungsfeld
MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
nach der Lehrer-Bildung die bisher geringsten Fortschritte erzielt
worden. "Unsere Analyse zeigt, dass wir die akademische und
gesellschaftliche Diskussion über die besonderen Herausforderungen
der MINT-Fächer anders führen müssen als bisher", sagte Jürgen
Schröder. Besonderer Handlungsbedarf bestehe in den technischen
Fächern Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen und
Informatik.

Geplante und existierende MINT-Förderprogramme sollten deshalb
zielgerichteter für einzelne Fächer entwickelt werden. Auch eine
personenbezogene Förderung sollte stärker berücksichtigt werden - vor
allem bei der Frauenförderung, wo es seit sechs Jahren keine
messbaren Fortschritte gibt. Mit der Hälfte der jährlichen Ausgaben
für öffentliche MINT-Förderprogramme - derzeit rund 10 Mio. Euro -
könnten beispielsweise 10.000 Studentinnen mit einem Stipendium in
Höhe von 500 Euro im Semester unterstützt werden. Jürgen Schröder:
"Es geht nicht um mehr Geld für die Förderung, sondern um den
bestmöglichen Einsatz der vorhandenen Mittel."

Hintergrund und Methodik

Der Hochschul-Bildungs-Report erscheint seit 2013 jährlich. Er
formuliert messbare Ziele für das Jahr 2020 und gibt Empfehlungen,
wie diese Ziele zu erreichen sind. Mit dem Report möchten die
Initiatoren der Debatte um die Zukunft der Hochschulbildung mehr
analytische Substanz geben. Dazu werden jedes Jahr der Status quo des
Hochschulsystems in sechs Handlungsfeldern anhand von 70 Indikatoren
analysiert und Veränderungen und Trends aufgezeigt.

Den Hochschul-Bildungs-Report und das diesem insgesamt zu Grunde
liegende Datenmaterial hat der Stifterverband umfassend in einem
Web-Datenportal aufbereitet. Unter www.hochschulbildungsreport2020.de
finden sich durchsuchbare Infodiagramme und Grafiken mit allen
verwendeten Indikatoren zum Download.



Pressekontakt:
Stifterverband
Moritz Kralemann, Telefon: 0177 840 1158,
E-Mail: moritz.kralemann@stifterverband.de

McKinsey & Company
Kirsten Best, Telefon: 0211 136-4688,
E-Mail: Kirsten_Best@mckinsey.com


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