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Insgesamt ein Drittel der Ärzte suchtgefährdet / Experte: Suchten-twicklung in Ärzteschaft hat "Fanal-Charakter" / "Report Mainz", heute, 10. Juni 2014, um 21.45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 10-06-2014

Mainz (ots) - Zehn Prozent der Ärzte sind wahrscheinlich
suchtkrank. Das sind doppelt so viele wie bislang geschätzt. Das
berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" heute Abend (10.
Juni, 22.00 Uhr in Das Erste). "Report Mainz" bezieht sich dabei auf
eine Studie der Röher-Parkklinik aus Eschweiler. Darin wird
festgestellt, dass rund ein Drittel der Ärzte süchtig oder zumindest
akut suchtgefährdet sind. Der ärztliche Leiter der Klinik, Dr.
Wolfgang Hagemann, spricht von einem Ergebnis mit "Fanal-Charakter".
Im Interview mit "Report Mainz" sagte der Chefarzt: "Wenn wir diese
Entwicklung, diese hohe Zahl, fast ein Drittel, als ein Signal
nehmen, was fast schon Fanal-Charakter hat, dann ist es ein
strukturelles Problem, was diesen Berufsstand betrifft."

Dr. Hagemann mit seinem Team hat 1287 Ärzte anonym und online
befragt. Mittels einer sechsstufigen Antwortskala sollten die Ärzte
angeben, ob es zutrifft, dass sie Alkohol und/oder Medikamente
nehmen, um beruflichen Stress zu reduzieren. Rund 10 % gaben an, dass
das auf sie zutrifft bzw. sogar stark zutrifft. Weitere 20 % der
Ärzte gaben an, dass sie teilweise bzw. überwiegend Medikamente
und/oder Alkohol benutzen, um beruflichen Druck abzubauen. Das
bedeutet, dass deutlich über 100.000 berufstätige Ärzte in
Deutschland entweder einen sehr riskanten Konsum von
Alkohol/Medikamenten haben oder süchtig sind.

Hagemann, der diese Ergebnisse als alarmierend bezeichnet, stellt
darüber hinaus im Interview mit "Report Mainz" fest, dass "eine
deutliche Zunahme seit den neunziger Jahren" zu verzeichnen ist und
Ärzte darüber hinaus weit stärker von Suchtkrankheiten betroffen sind
als die Normalbevölkerung (3-5%): "Das heißt die Politik ist auch
gefordert da gegenzusteuern, dass das möglichst, zumindest sich auf
ein Maß reduziert, wie es in der Bevölkerung anzutreffen ist", sagte
Hagemann im Interview mit "Report Mainz".

Offenbar sterben viel mehr Ärzte an ihrer Drogensucht als bisher
öffentlich wahrgenommen wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle,
bislang unveröffentlichte Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum.
In dieser Studie ging es um Propofol, das einerseits ein häufig
eingesetztes Narkosemittel, aber andererseits eine Substanz mit
höchstem Suchtpotential ist. Allein am Missbrauch dieser Substanz
sind in den vergangenen fünf Jahren im deutschsprachigen Raum ca. 80
Menschen, vor allem Ärzte, gestorben. Das ergab eine Umfrage unter
allen gerichtsmedizinischen Instituten im deutschsprachigen Raum:
"Wenn wir tatsächlich in fünf Jahren 80 Tote haben, lassen sie es
hundert sein, dann ist das, wenn man es mal übertragen würde auf
irgendeine andere Krankheit, ein unmittelbarer Zwang, sofort überall
Regularien einzuführen. Aber bei der Sucht als Todesursache wird das
praktisch ja mehr oder weniger stillschweigend in Kauf genommen",
sagte der Studienleiter, Prof. Christoph Maier, gegenüber "Report
Mainz".

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht auf Anfrage von
"Report Mainz" "keinen Handlungsbedarf" beim Thema süchtiger Ärzte.
Das BMG verweist auf die Therapieprogramme, die mittlerweile fast
alle Landesärztekammern anbieten. "Report Mainz" hat eine Umfrage
unter allen 17 Kammern durchgeführt. Ergebnis: In den vergangenen
fünf Jahren haben nur rund 400 Ärzte ein solches Therapieprogramm
erfolgreich absolviert. Legt man die aktuellen Schätzungen der
Bundesärztekammer (15.000 süchtige Ärzte, wahrscheinlich sind es aber
nach der Studie der Röher-Parkklinik doppelt so viele) zugrunde,
haben maximal drei Prozent der Betroffenen eine Therapie erfolgreich
absolviert. Auffällig dabei ist, dass die Therapieprogramme in den
verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich häufig genutzt werden.
Während in Hessen in den vergangenen 5 Jahren 109 Ärzte daran
teilnahmen, waren es in Thüringen gerade mal fünf. Berufsrechtliche
Maßnahmen gegen süchtige Ärzte (Entzug oder Ruhen lassen der
Approbation) hat es nach Angaben der Landesärztekammern außer in
Hessen mit 20 Maßnahmen nur drei Mal gegeben.

Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.


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