(Registrieren)

Aidshilfe-Organisationen: Stigmatisierung in Polizeidatenbanken beenden!

Geschrieben am 23-05-2014

Berlin (ots) - Die Berliner Polizei speichert im Rahmen von
"personengebundenen Hinweisen" in polizeilichen Datenbanken
Informationen darüber, dass Menschen mit HIV oder mit Hepatitis B
oder C infiziert sind. Sie werden mit dem Warnhinweis ANST für
"Ansteckungsgefahr" versehen.

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag über einen Antrag
der Piraten, der Linken und von Bündnis 90/Die Grünen beraten, diese
Praxis zu beenden. Laut dem Antrag widerspricht die Praxis einem
Beschluss des Abgeordnetenhauses von 1988, wird aber nach einem
Beschluss der Innenministerkonferenz aus dem Jahr 2011 wieder
durchgeführt. Auch bundesweit ist die Speicherung solcher Daten
seitdem möglich.

Dazu erklärt Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe
(DAH):

"Die Kennzeichnung von Menschen mit HIV oder Hepatitis ist
stigmatisierend und fachlich unsinnig. Sie schadet den Betroffenen
und hat keinen Nutzen für Polizeibeamte. Wir fordern die Berliner
Polizei und die Innenministerkonferenz auf, diese unwürdige Praxis
unverzüglich zu beenden und die gespeicherten Daten zu löschen - in
Berlin und bundesweit."

Die Speicherung der Merkmale soll vor allem dem Schutz der Beamten
dienen, erfüllt diesen Zweck aber aus verschiedenen Gründen nicht:

1. Das Risiko einer HIV- oder Hepatitisübertragung durch
Verletzungen im Polizeidienst ist sehr gering. Der Deutschen
AIDS-Hilfe ist kein Fall einer solchen HIV-Übertragung bekannt.

2. Informationen über Infektionsrisiken veralten schnell.
HIV-positive Menschen mit einer wirksamen Behandlung können das Virus
nicht mehr übertragen. Der Warnhinweis schürt hier nur unnötige
Ängste. Hepatitis B und C werden häufig vollständig geheilt.

3. Fehlt der Warnhinweis in der Datei, kann man nicht davon
ausgehen, dass eine Person nicht mit HIV oder Hepatitis-Viren
infiziert ist.

Dazu DAH-Vorstand Winfried Holz: "Mit den Warnhinweisen wird eine
Scheinsicherheit erzeugt, die wirklich wirksame Maßnahmen sogar
verhindern kann. Kommt es im Dienst zum sehr seltenen Fall von
übertragungsrelevanten Verletzungen, muss im Einzelfall geprüft
werden, ob wirklich ein Risiko bestand. Ist das nicht möglich, kann
unabhängig davon eine HIV-Prophylaxe erfolgen."

Der Berliner Beauftragte für den Datenschutz und
Informationsfreiheit hat laut dem Antrag der Oppositionsparteien
ebenfalls auf die stigmatisierende Wirkung der Warnhinweise
hingewiesen und dafür plädiert, die Hinweise in den Datenbanken
abzuschaffen.

Unterzeichner dieser Pressemitteilung:

- Deutsche AIDS-Hilfe (www.aidshilfe.de)
- LABAHS e.V. - Landesverband Berlin von Organisationen, tätig in
den Bereichen Aids, Hepatitis, STI (http://www.labas.de)
- Berliner Aids-Hilfe e.V. (http://www.berlin-aidshilfe.de)
- Fixpunkt - Verein für suchtbegleitende Hilfen e.V.
(http://www.fixpunkt-berlin.de)
- HILFE-FÜR-JUNGS e.V. (http://www.hilfefuerjungs.de/?cat=40)
- manCheck - Männer. Sex. Gesundheit (www.mancheck-berlin.de)
- Mann-O-Meter - Berlins schwules Informations- und
Beratungszentrum (http://www.mann-o-meter.de/)
- Pluspunkt - Leben mit HIV/Aids und Hepatitiden
(http://www.pluspunktberlin.de)
- Schwulenberatung Berlin (http://www.schwulenberatungberlin.de)
- Verband für interkulturelle Arbeit (VIA) Regionalverband
Berlin/Brandenburg e.V. (http://www.via-in-berlin.de/)
- ZIK - zuhause im Kiez gGmbH (http://www.zik-ggmbh.de)



Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht
Pressesprecher

030 69 00 87 16
0171 274 95 11
holger.wicht@dah.aidshilfe.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

529325

weitere Artikel:
  • Der Tagesspiegel: Karlsruhe lehnt Eilentscheidung zum Fall Edathy ab Berlin (ots) - Das Bundesverfassungsgericht wird sich später als erwartet mit der Beschwerde von Sebastian Edathys gegen die Durchsuchung seiner Wohnung beschäftigen. Das Karlsruher Gericht bestätigte dem Tagesspiegel (Samstagausgabe), dass es keine vorläufige Eilentscheidung geben wird. Grund ist, dass der Antrag von Edathys Anwalt anscheinend formale Mängel aufweist. Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Newsroom, Telefon: 030-29021-14909. Pressekontakt: Der Tagesspiegel Chefin vom Dienst Patricia mehr...

  • Frankfurter Rundschau: Kommentar zur Ukraine-Krise vor dem Hintergrund der Europawahl Frankfurt (ots) - Am Sonntag wählen auch die Europäer. Zu befürchten ist, dass dieses Mal rechte Anti-Europäer viele Stimmen für sich gewinnen. Es ist ein deutliches Symptom dafür, dass die EU es nicht schafft, den eigenen Bürgern Werte wie Demokratie, Solidarität und Menschenrechte zu vermitteln. Wie soll sie dann die Ukrainer und die Russen für diese Werte gewinnen? Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem, was Europa gerne wäre und seinem tatsächlichen Zustand. Krisen wie die in der Ukraine bieten die Chance, dies zu erkennen. Und mehr...

  • Neue OZ: Neue OZ - Gespräch mit Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) Osnabrück (ots) - 65 Jahre Grundgesetz: Muslime loben "Weltoffenheit" Deutschlands Zentralratsvorsitzender Mazyek: "grandiose Integrationsleistung" Osnabrück. Anlässlich der Feierstunde zu 65 Jahren Grundgesetz hat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, die "Weltoffenheit" Deutschlands gewürdigt. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) lobte Mazyek die Tatsache, dass die zentrale Festrede im Bundestag von dem Schriftsteller Navid Kermani gehalten worden war. mehr...

  • NRZ: Trotz aller Kritik: Europa lohnt sich - ein Kommentar von MANFRED LACHNIET Essen (ots) - Gut, dass am Sonntag in NRW doppelt gewählt wird: Weil "Europa" nur wenige zur Wahl lockt, bewegt hoffentlich die zeitgleiche Kommunalwahl einige Menschen mehr. Die Kandidaten für den Stadtrat oder die Bezirksvertretung können unsere Nachbarn sein, die Themen vor Ort sind greifbar nah. Europa hingegen erscheint den meisten sehr weit weg. Diese Kritik ist berechtigt: Europa hat die Bankenmacht nicht gezähmt, den Steuerbetrügern Schlupflöcher gelassen. Der Süden des Kontinents ächzt unter den drastischen Sparvorgaben. mehr...

  • NRZ: Versündigt an der Zukunft - ein Kommentar von PETER HAHNE Essen (ots) - Mit großer Mehrheit hat der Bundestag dem Rentenpaket der Großen Koalition zugestimmt. 460 Abgeordnete entschieden sich damit für die Mütterrente, für die Frühverrentung, aber gegen eine saubere Finanzierung aus Steuermitteln und gegen ein dringend nötiges Programm zur Milderung von Altersarmut. Man könnte auch sagen: Die große Mehrheit des Parlaments hat sich, viele Abgeordnete wohlwissend, an der Zukunft, an den Jungen, aber besonders an den Ärmsten der Gesellschaft versündigt. Jene 160 Milliarden Euro, die das mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht