| | | Geschrieben am 17-04-2014 DER STANDARD-Kommentar: "Putin'sche Dörfer" von Josef Kirchengast
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 "Der Westen muss sich auf einen langen Konflikt mit Russland
 einstellen"; Ausgabe vom 18.4.2014
 
 Wien (ots) - Deeskalation heißt das Zauberwort. Dazu müsse
 Russland im Ukraine-Konflikt bewogen werden, mit geduldiger
 Diplomatie und, wenn die nichts fruchtet, mit schärferen, auch
 wirtschaftlichen Sanktionen. Das Genfer Treffen war ein weiterer
 Versuch in diesem westlichen Krisenmanagement, das so alternativlos
 ist, wie es hilflos erscheint. Denn wenn Kremlchef Wladimir Putin an
 einer Entspannung interessiert wäre, gäbe es die gewaltsame
 Konfrontation in der Ostukraine nicht. Dann wäre es auch nicht zur
 Annexion der Krim in dieser Form gekommen. In seiner großen
 Fernsehshow hat Putin jetzt nicht nur russische Militärpräsenz auf
 der Halbinsel vor der Annexion zugegeben, sondern sich auch das Recht
 vorbehalten, in der Ostukraine militärisch zu intervenieren. Die
 Botschaft an die Landsleute ist klar: Nur wenn Russland Stärke zeigt,
 wird es vom feindlichen Westen und seinen Kiewer Bütteln respektiert.
 Und deshalb ist Putin-Russland nicht an Stabilisierung einer Ukraine
 unter prowestlicher Führung interessiert. Voraussetzung dafür ist ein
 regulärer Verlauf der Präsidentschaftswahlen am 25. Mai. Dann hätte
 die Ukraine eine demokratisch einwandfrei legitimierte Spitze. Die
 Wahrscheinlichkeit, dass diese Führung einen kremltreuen Kurs
 steuert, scheint äußerst gering. Also ist es aus Moskauer Sicht nur
 konsequent, dafür zu sorgen, dass ein unerwünschtes Wahlergebnis
 unter Hinweis auf irreguläre Verhältnisse angezweifelt werden kann.
 Das ist das kurzfristige Ziel. Mittelfristig geht es Putin darum, die
 Lage in der Ukraine zumindest so labil zu halten, dass Moskau
 weiterhin entscheidenden Einfluss nehmen kann. Denn die Ukraine ist
 vor allem psychologisch ein Schlüsselelement in Putins Projekt einer
 Wiedererrichtung der Weltmacht Russland. Ohne die Ukraine hätte die
 geplante Eurasische Union noch weniger Strahlkraft als bisher. Geht
 die historische Wiege der russischen Nation den Weg einer westlich
 ausgerichteten Demokratie, wäre Putin auch bei der derzeit so
 euphorischen eigenen Bevölkerung desavouiert. Dies umso mehr, als die
 Aussichten für Russlands extrem rohstofflastige Wirtschaft nicht
 sonderlich günstig sind. Erfolge bei der Umstrukturierung sind kaum
 sichtbar. Offenbar als Ersatz dafür lässt Putin eine neue
 Kulturpolitik formulieren. Sie soll Russlands zivilisatorische
 Einzigartigkeit im globalen Wettbewerb herausstreichen. Worin diese
 besteht, außer in der Ablehnung westlicher Dekadenz, wird nicht klar.
 Stattdessen fühlt man sich an die berühmten Potemkin'schen Dörfer
 erinnert. Das macht die Sache für den Westen nicht leichter. Hält
 Putin an seinem Kurs gegenüber der Ukraine (und anderen Ländern der
 Ex-Sowjetunion) fest, werden Wirtschaftssanktionen unvermeidlich. Sie
 werden auch die Europäer treffen, Stichwort Energieversorgung.
 Mindestens so wichtig aber ist eine westliche Russland-Strategie, die
 die Zeit nach Putin (vermutlich ab 2024) im Auge und die russische
 Zivilgesellschaft im Fokus hat. Auch jetzt gibt es ja selbst in
 Putins Nähe nicht nur Putinisten. So sagt Wladimir Tolstoi, Ururenkel
 Leo Tolstois und kulturpolitischer Berater des Kremlchefs, bei den
 wichtigsten Errungenschaften der 20 Jahre alten russischen Verfassung
 gehe es um "unerschütterliche Normen". Damit meint er nicht etwa
 Bauregeln für Potemkin'sche Dörfer, sondern so etwas Profanes wie das
 Verbot der Zensur.
 
 Rückfragehinweis:
 Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
 
 Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
 
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