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NRZ: Ein König ist gestürzt - ein Kommentar von ARTUR VOM STEIN

Geschrieben am 11-03-2014

Essen (ots) - Wer sofort zugibt, viel mehr Geld hinterzogen zu
haben, als dem Gericht bekannt ist, gibt zugleich zu, dass die
Selbstanzeige ein entscheidendes Kriterium eben nicht erfüllt: die
Vollständigkeit. Ob Uli Hoeneß das klar war? Wusste er, dass er schon
mit dem Prozessauftakt den Sinn seiner Selbstanzeige torpediert?

Tatsächlich war es nicht nur dieser Paukenschlag, der viele
Beobachter ratlos macht, weil überhaupt keine Strategie, keine
Verteidigungslinie im Münchner Landgericht zu erkennen ist. Was ist
davon zu halten, dass ein Anwalt seinem Mandaten in der Verhandlung
über den Mund fährt und ihn zu einer anderen Wahrheit ermahnt? Wie
kann es sein, dass durch einen USB-Speicherstick auffällt, dass Daten
beinahe ein ganzes Jahr zurückgehalten werden? Wie ist es möglich,
dass die Steuerschuld stündlich wächst?

Vorgestern 18 Millionen Euro, gestern zunächst 23 Millionen, dann
26 Millionen - welcher Normalbürger soll diese Summen noch
nachvollziehen können? Es geht drunter und drüber, und es tut
beinahe weh zu sehen, wie wenig vom tadellosen Ruf dieses Mannes, der
gerade noch eine moralische Instanz war, in den vergangenen Stunden
noch übrig geblieben ist. Wie lange ist es her, als in Talkshows
öffentlich gefragt wurde, ob wir in Deutschland mehr Hoeneß brauchen?

Hoeneß war alles. Deutscher Meister, Pokalsieger, Europameister,
Weltmeister, er war der jüngst Fußballmanager in der Bundesliga, er
baute eine millionenschwere Wurstfabrik auf, er formte den FC Bayern
zu einer Weltmarke, und er überlebte sogar einen Flugzeugabsturz. Ein
König des Lebens, unantastbar, hofiert von Politikern und
Topmanagern. Und jetzt? Ein exzessiver Zocker, ein
Steuerhinterzieher, der es längst verpasst hat, beim FC Bayern
zurückzutreten. Sein Ansehen ist zerstört.

Und was fällt dem Aufsichtsrat des FC Bayern zu dieser Geschichte
ein? Man will das Urteil des Gerichts abwarten, betonen die Herren
von Adidas, Audi, VW oder der Telekom, die ihre eigenen
Unternehmensregeln (Stichtwort: Compliance) verballhornen, statt
Schaden vom Münchner Klub fernzuhalten. Das Runde muss ins Eckige,
witzeln die Kabarettisten. Und ganz gleich, ob Uli Hoeneß bald hinter
Gitter geht oder noch irgendwie davonkommen wird, es wird lange
dauern, bis man wieder die positiven Seiten dieses Menschen erkennen
will. Aktuell dient sein Name vor allem als mahnendes Lehrstück
dafür, wie man nicht werden sollte.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616


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