(Registrieren)

neues deutschland: Beate Klarsfeld im nd-Gespräch über zu späte Anklagen gegen NS-Verbrecher

Geschrieben am 09-03-2014

Berlin (ots) - Vor einigen Tagen hat die Polizei in
Baden-Württemberg drei mutmaßliche Wachmänner des Vernichtungslagers
Auschwitz vorübergehend in Untersuchungshaft genommen. Die
deutsch-französische Journalistin Beate Klarsfeld nimmt diese
Nachricht mit gemischten Gefühlen auf. Einerseits sei sie der
Meinung, dass man die NS-Verbrecher bis an ihr Lebensende nicht in
Ruhe lassen darf, weil jede Anklage ein wichtiger Beitrag gegen
Verdrängung und Vergessen sei, erklärte Klarsfeld in einem Interview
mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland"
(Montagsausgabe). Andererseits werde man - jetzt da die Täter von
damals im Altersheim sind - juristisch nicht mehr viel erreichen
können. "Es ist mitunter nur noch eine Peinlichkeit", so Klarsfeld.
In der Bundesrepublik habe es lange Widerstand gegen die juristische
Aufarbeitung der Naziverbrechen gegeben. "Ich habe mich in meinem
Leben sehr für die Verurteilung von NS-Verbrechern engagiert. Und ich
habe dabei immer wieder erfahren, wie ungeheuer schwer es war, die
Mörder und Schreibtischtäter vor Gericht zu bringen. Da wurde
blockiert und vertuscht", erinnert die 75-Jährige. Den Vorschlag des
Historikers Thomas Weber zur Einsetzung von Wahrheitskommissionen
nach afrikanischem Vorbild lehnt Klarsfeld ab. Denn: "Es war niemals
ein Gefühl für die Opfer spürbar, diese Männer waren nur mit sich
selbst befasst und hatten Sorge, dass sich jetzt ihr Leben ändern
könnte." Ein Grund für die fehlende Anerkennung ihrer Arbeit in
Deutschland sieht Klarsfeld in der Ohrfeige für den damaligen
Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger. Das hätten manche als
Nestbeschmutzung aufgenommen. "Wir haben mit unseren Aktionen zudem
an einer Vergangenheit gerührt, die eine Mehrheit lieber verschwiegen
hätte", ist sich Klarsfeld sicher. --



Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1715


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

516006

weitere Artikel:
  • Allg. Zeitung Mainz: Nicht angepackt / Kommentar zu Hebammen Mainz (ots) - Schon die Drillinge des Sonnengottes Re kamen im dritten Jahrtausend vor Christus mithilfe einer Hebamme zur Welt. Entsprechende Tempelmalereien zeugen von einem der ältesten Frauenberufe, der nun zumindest in seiner freiberuflichen Version in Gefahr ist. Und diese Bedrohung ist keineswegs erst jetzt aufgetaucht, sondern existiert bereits seit Jahren, als die Haftpflichtversicherungen begonnen haben, ihre Prämien in eine Höhe zu schrauben, die für Hebammen unbezahlbar ist. Der neue Gesundheitsminister Hermann Gröhe mehr...

  • Märkische Oderzeitung: schreibt zur Ukraine: Frankfurt/Oder (ots) - Tatsächlich befinden wir uns in einer Situationen, in der es besser wäre, nicht weiter darüber zu streiten, welche Seite mehr Schuld am gegenwärtigen Konflikt trägt, sondern in der man gemeinsam nachdenken sollte, wie man aus dem Schlamassel wieder herauskommt. Denn sowohl in Moskau wie auch in Brüssel oder Berlin weiß man doch, dass gegenseitige Sanktionen beiden Seiten schaden würden. Hatte nicht Putin in der Vergangenheit öfter darüber gesprochen, dass man eine Freihandelszone schaffen könnte, die von Lissabon mehr...

  • Märkische Oderzeitung: schreibt zu Forderungen nach gleicher Mütterrente in Ost und West: Frankfurt/Oder (ots) - Ab Juli sollen Mütter, deren Kinder vor 1992 zur Welt gekommen sind, im Westen brutto rund 28 und im Osten etwa 26 Euro erhalten. Keine Summen, mit denen große Sprünge möglich sind. Doch es geht nicht um die zwei Euro Differenz. Sondern um die Symbolik, die dahintersteht. Ein Vierteljahrhundert nach der Teilung Deutschlands darf es bei neuen Gesetzgebungen einfach keine Unterschiede zwischen Ost und West mehr geben. Alles andere fördert die Distanz, lässt nichts zusammenwachsen und führt zu dem Gefühl, als mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Fall Hoeneß Halle (ots) - Im Durchschnitt nimmt ein Fahnder für den Staat im Jahr 1,85 Millionen Euro ein. Warum also rüsten die Länder dann nicht ihre Finanzämter angemessen aus, warum nehmen sie Steuerbetrug in Höhe von jährlich rund 50 Milliarden Euro in Kauf? Die Antwort: Standortvorteil. Investoren lockt man nicht mit schönen Landschaften oder kulturellen Angeboten, sondern mit der Aussicht auf einen handzahmen Fiskus. Vor allem deshalb zieht es so viele Unternehmen nach Bayern. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Ausbruch aus Maßregelvollzug Bernburg Halle (ots) - Nachdem am Wochenende vier Männer nicht etwa einen Freigang zur Flucht nutzten, sondern regelrecht aus der Klinik ausgebrochen sind, drängen sich kritischen Fragen geradezu auf. Wie ist es möglich, dass nicht therapiewillige Häftlinge eine Tür aufbrechen und sich einfach so vom Klinikgelände schleichen können? Wurde der Raum, in dem die vier eingesperrt waren, nicht bewacht? Hat niemand den Lärm gehört, als sie die Tür aufstemmten? Das zuständige Sozialministerium will rasch aufklären. Das reicht nicht, es müssen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht