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DER STANDARD - Kommentar: "St. Andrä von der ÖVP" von Michael Völker

Geschrieben am 04-03-2014

Und wie die SPÖ das Adoptionsrecht für Homosexuelle wieder
sabotiert. (Ausgabe vom 5.3.2014)

Wien (ots) - Andrä Rupprechter ist ein mutiger Mann, der
Überzeugungen hat und auch dazu steht. Das ist - gerade in der
Politik - alles andere als selbstverständlich. Beispiele von
verbogenen und angepassten Menschen, die jeden Tag eine andere
Meinung und am Ende gar keine eigene Meinung mehr haben, gibt es viel
zu viele. Wir begegnen ihnen täglich. Rupprechter, ein Tiroler
Bauernbündler aus der ÖVP, ist dafür, dass auch gleichgeschlechtliche
Partner Kinder adoptieren dürfen. Diese Einstellung des
Agrarministers war doch etwas überraschend, immerhin legte
Rupprechter seinen Angelobungsschwur auf "das Herz Jesu Christi" ab,
da vermutete man einen erzkonservativen Geist dahinter. "Man soll mit
dem Schubladisieren aufpassen", sagt er jetzt. Seine Einstellung, die
man weitläufig als liberal bezeichnen würde, habe weniger mit
Toleranz zu tun als mit Akzeptanz, erst recht mit einem christlichen
Hintergrund. Ja, das sei seine Meinung - privat wie politisch. Im
Regelfall - auch bei einem halbwegs anständigen Politiker - lässt
sich das nicht trennen. Dass die ÖVP eine ganz andere Linie vertritt,
das weiß Rupprechter, das nimmt er auch zur Kenntnis. Aber er sagt:
"In meinem familiären und persönlichen Umfeld gibt es nicht wenige
homosexuelle Menschen, die ich kenne und sehr lieb habe. Ich bin
nicht bereit, diese außen vor zu lassen oder auszugrenzen." Dass er
das sagt und wie er das sagt, das macht ihn sympathisch. Dem ist
Respekt zu zollen. Die SPÖ tut das nicht. Eher andersrum: Die SPÖ
versucht, damit politisches Kleingeld zu machen. Ihr geht es nicht um
die Sache, sie versucht nicht, die Diskussion voranzubringen, sie
versucht nur Kapital daraus zu schlagen - Rupprechter jetzt in
Geiselhaft zu nehmen, ihn ideologisch vereinnahmen zu wollen und
gegen die ÖVP auszuspielen. Das schadet ihm, das schadet vielleicht
auch der ÖVP, in keinem Fall aber hilft es der Sache. Wenn
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek jetzt eine Allianz mit
Rupprechter schmieden will, um einen gesetzlichen Vorstoß für die
rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen herbeizuführen, dann muss
sie wissen, dass sie beim Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft an der falschen Adresse
ist. Das ist bloß eine billige politische Pointe. Von der SPÖ hätte
man sich in dieser Frage mehr Ernsthaftigkeit erwartet. Die Frage
eines Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare, ?die
sogenannte "Fremdkindadoption", wie das in der Fachsprache so
grauslich heißt, ist auch in sozialdemokratischen Kreisen noch nicht
ganz ausdiskutiert, und mit Sicherheit ist es nicht die
Mehrheitsmeinung, das jetzt gesetzlich so zuzulassen. Da ist noch
viel Diskussion und Aufklärung notwendig. Auch dem Kanzler und
SPÖ-Chef ist ja kein eindeutiges und klares Statement zu entlocken;
der schielt in dieser Frage mit unsicherem Blick auf den Boulevard.
So wie die SPÖ das jetzt angeht, wird sie beim Koalitionspartner mit
Sicherheit kein Umdenken auslösen, eher das Gegenteil wird der Fall
sein. Aber vielleicht ist genau das die Absicht: die Angelegenheit
auf die lange Bank zu schieben, um ideologische Bahnen zu befestigen
und Feindbilder zu pflegen. Den Betroffenen hilft das gar nicht, denn
in der Sache wird sich nichts ändern. Und das ist letztlich so
schäbig wie das Verhalten der ÖVP, die erst gar nicht darüber reden
mag.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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