(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zur NSA-Affäre

Geschrieben am 28-02-2014

Bielefeld (ots) - Frank-Walter Steinmeier hat seine »Mission
unmöglich« nach Washington für einen selbstbewussten Neuanfang im
transatlantischen Verhältnis nutzen können. Dem Minister gelang dabei
das Kunststück, die NSA-Affäre in den Hintergrund zu drängen ohne sie
vergessen zu machen. Unverhofft bot ihm die Krise in der Ukraine
Gelegenheit, Deutschland auf der Weltbühne neu zu positionieren. Als
einflussreiche Macht, die eingebettet in Europa, bereit ist, ihr
Gewicht geltend zu machen. Das erfolgreiche Krisenmanagement des
»Weimarer Dreiecks« in Kiew setzte Steinmeier in Washington bei
seinen Gesprächen mit Außenminister John Kerry, Sicherheitsberaterin
Susan Rice und IWF-Chefin Chrstine Lagarde demonstrativ fort. Das hat
zweifelsohne Eindruck hinterlassen. Nicht nur bei
Ministerial-Direktorin Victoria Nuland, der die
»F...-the-EU«-Schmähungen nun noch peinlicher sein dürfte. Vor allem
horchte das außenpolitische Establishment der USA auf. Dieses wünscht
sich von den Deutschen seit langer Zeit, mehr internationale
Verantwortung zu übernehmen. Die von Steinmeiers Vorgänger Guido
Westerwelle propagierte »Kultur des Heraushaltens« löste hier nur
Kopfschütteln aus. Es ist kein Zufall, dass sich die
NSA-Schnüffeleien in Deutschland nicht nach dem 11. September,
sondern im Umfeld des Irak-Kriegs intensivierten. Die Opposition
gegen die Invasion des Zweistromlands machte Gerhard Schröder (SPD)
und dessen rot-grüne Regierung in den Augen der Amerikaner suspekt.
So unberechtigt das Argument auch ist, so sehr wird die militärische
Zurückhaltung der Deutschen bis heute als Rechtfertigung der
Schnüffeleien der Geheimdienste gebraucht. Unsichere Kantonisten, die
man besser im Auge behält. Mit gutem Gespür für die Realitäten hat
Steinmeier darauf verzichtet, sich an dem Unmöglichen abzuarbeiten.
Stattdessen wirbt er mit dem Eigeninteresse der Amerikaner an einer
starken transatlantischen Partnerschaft, die nicht von Misstrauen
geprägt ist. Das Problem der NSA-Affäre sei nicht die Empörung der
Öffentlichkeit, sondern das Handeln der Geheimdienste selbst. Die
amerikanische Politik beraube sich selber Spielräumen, wenn sie die
Welt allein durch die Augen der Schlapphüte sieht. Bleibt zu hoffen,
dass Washington die Signale versteht. Es ist schon einigermaßen
ironisch, wie der NSA die deutsche Kanzlerin und die politischen
Eliten in Berlin belauscht und dabei nicht heraushört wie gravierend
der Schaden ist, den dieses Verhalten anrichtet. Steinmeier hat
seinen Gesprächspartnern so höflich wie möglich dasselbe zu verstehen
gegeben. Der von ihm vorgeschlagene »Cyber-Dialog« ersetzt zwar nicht
das »No-Spy«-Abkommen, bietet aber ein Forum, die Differenzen
anzunähern. Bis dahin muss sich Europa selber helfen und in seine
Spionageabwehr sowie eigene Kommunikations-Infrastruktur investieren.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

514665

weitere Artikel:
  • Badische Zeitung: Mappus und der Polizeieinsatz / Die offene Rechnung Kommentar von Roland Muschel Freiburg (ots) - Das Gremium muss nun klären, was Sache war. Bislang fehlten Dokumente oder Aussagen, die Mappus direkt belasten. Die Hinweise Dritter verdeutlichen zumindest, wie umstritten der harte Einsatz im Polizeiapparat war. Und dass der Verdacht, Mappus könne hinter der Eskalation stecken, selbst Sicherheitskreise beschäftigt hat. Für die bei der Bundestagswahl so erfolgreiche Südwest-CDU ist das ein herber Rückschlag. Erst überlagert der EnBW-Deal, nun wieder der S-21-Einsatz ihre Zukunftskonzepte. Die Rechnung für die mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Kirchen / Soziales Osnabrück (ots) - Zu unkonkret - und daher folgenlos Im neuen Papier der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland stehen viele gute Forderungen: dass der Staat die Auswüchse der Marktwirtschaft begrenzen muss, dass Deutschland ein Vorbild beim Aufbau einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft sein sollte, dass die Integration von Migranten verbessert werden muss und dass die Langzeitarbeitslosen über staatliche Maßnahmen eingebunden werden müssen. Alles richtig, und wer wollte diese Appelle und Mahnungen kritisieren? mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu USA / Deutschland / Geheimdienste Osnabrück (ots) - Letzte Chance Europa Unsere obersten Politiker haben es zurzeit nicht leicht. Erst am Donnerstag musste Kanzlerin Angela Merkel in London eine diplomatische Gratwanderung hinlegen, nun war Außenminister Frank-Walter Steinmeier in den USA dran. Im Gegensatz zu Merkel konnte der erste deutsche Diplomat aber wenig gewinnen. Schnell wurde zur Gewissheit, was viele befürchtet hatten: Das No-Spy-Abkommen ist gescheitert. Steinmeiers Amtskollege John Kerry hat unmissverständlich klargemacht: Mit den USA mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Regierung / Ukraine / Russland Osnabrück (ots) - Fäden neu knüpfen Reflexartig hat Russland mit provokativem militärischen Gebaren an der Grenze zur Ukraine auf den pro-westlichen Wechsel in Kiew reagiert. Moskau plustert sich theatralisch auf und gewährt dem geflohenen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch Schutz. Dass dieser sich weiterhin als legitimen Präsidenten der Ukraine betrachtet und auch Russland bisher keine Anstalten macht, die neue Regierung in Kiew anzuerkennen, prophezeit eine Fortsetzung des verbissenen Machtkampfes. Somit wird diese Krise mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Wort der Hirten, nicht der Herde Zur Sozialinitiative der Kirchen Cottbus (ots) - Wer sind "die Kirchen"? Wer spricht, wenn "die Kirchen" sich in die Politik einmischen? Bei der am Freitag veröffentlichen Sozialinitiative von evangelischer und katholischer Kirche sind es die Führungsgremien, die Oberhirten. Hier spricht nicht die Herde. Nicht, dass die Kirchenführer sich nicht in die Politik einmischen dürften. Das müssen sie sogar. Die Religion ist nicht nur für das Jenseits da. Sondern auch und gerade für das Diesseits. Das Christentum vertritt Werte. Der Mensch im Mittelpunkt, die Fürsorge, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht