(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu CDU/Grüne/Europa

Geschrieben am 09-02-2014

Regensburg (ots) - Erfurt und Dresden, CDU und Grüne. Zwei ganz
unterschiedliche Parteien haben an diesem Wochenende ihren Fahrplan
für die Europawahl am 25. Mai festgelegt. Was beide eint, ist das
grundsätzliche Bekenntnis zu Europa, zur Europäischen Union, zu
seinem Parlament, zu seinen Institutionen - wie kritikwürdig und
verbesserungsbedürftig die im Einzelnen auch sein mögen. Für die
Europawahl im Mai kommt es zu einer breiten Front von Europa-Parteien
- von CDU, CSU, SPD bis zu Grünen, FDP und Teilen der Linken. Auf der
anderen Seite machen sich Europa-Skeptiker, bis hin zu offenen
Feinden der Europäischen Union, auf, um Misstrauen, Unmut und
Nationalismus zu schüren und damit Stimmen zu erhaschen. Die
Alternative für Deutschland (AfD), womöglich auch Teile der Linken
sowie rechtsextreme Parteien gefallen sich in der Rolle als
Totengräber der EU. Was sie statt der Union der 28 europäischen
Staaten allerdings anzubieten haben, ist platter Nationalismus von
vorgestern. Die drängenden Fragen der Euro-Schuldenkrise etwa sind
mit der Parole des Ausstiegs aus EU und Währungsunion nicht zu
meistern. Gerade die Krise hat gezeigt, dass die Gemeinschaft der 28
Staaten mehr Europa, eine Vertiefung der politischen Integration -
und nicht weniger Europa, zurück zum Nationalstaat und nationaler
Währung braucht. Nicht nur die Grünen, sondern auch die CDU - die CSU
kann man getrost dazu zählen - wollen dem Koloss EU zudem mehr
Bürgernähe, mehr Transparenz sowie eine kräftige Entbürokratisierung
verordnen. Das sind allesamt richtige Forderungen, doch schon vor
fünf Jahren wurde Ähnliches verlangt. Der Fortschritt in Europa ist
offenbar eine Schnecke. Gleichwohl darf man nicht in den Fehler
verfallen, die wirkliche Schritt-für-Schritt-Entwicklung der EU
kleinzureden. Es gibt schlicht keine andere Institution, die eine
friedliche, gegenseitig vorteilhafte Zusammenarbeit von Staaten auf
dem alten Kontinent voranbringen könnte. Wer an Europa zweifelt,
sollte sich die Soldatenfriedhöfe des vergangenen Jahrhunderts
ansehen, hatte Jean-Claude Juncker gesagt. Der Ex-Premier von
Luxemburg, den die Konservativen Europas zu ihrem Spitzenkandidaten
machen wollen, hat Recht. Es wird viel über die Probleme, die
Unfertigkeit Europas geredet, kaum über die grandiosen
Errungenschaften der europäischen Werte- und Staatengemeinschaft. Auf
dem Maidan-Platz in Kiew demonstrieren Ukrainer trotz klirrender
Kälte dafür, zu genau diesem Europa des Wohlstands und der
Menschenrechte zu gehören. Der kleinliche, wohl auch aus
Wahlkampfgründen von der CSU vom Zaun gebrochene Streit um ein paar
Tausend nach Deutschland eingereiste Bulgaren und Rumänen verblasst
ganz schnell, wenn man sich die Vorzüge der EU-weiten Freizügigkeit
vor Augen führt. Der grüne Europa-Abgeordnete Werner Schulz bekannte,
bis zu seinem Einzug ins EU-Parlament europakritisch eingestellt
gewesen zu sein. Nach fünf Jahren in Brüssel und Straßburg ist aus
ihm ein glühender Befürworter des "sanften Monsters EU" geworden.
Gewiss existieren zwischen den Befürwortern Europas im Detail
gewichtige politische Differenzen, von der Energie-, der Sozial-, der
Sicherheitspolitik bis zum Datenschutz. Doch allen sollte klar sein,
dass die Europäische Union auf der Weltbühne nur Gehör und Einfluss
findet, wenn sie einig ist.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

510926

weitere Artikel:
  • Frankfurter Rundschau: Kommentar zum Europawahlprogramm der Union Frankfurt (ots) - Wie immer vor Europawahlen zerbrechen sich die Strategen aller Parteien die Köpfe, wie man die Menschen für Europa mobilisieren könnte. Angela Merkel hat sich entschieden, es mit dem alten, national intonierten Lied von der deutschen Wettbewerbsfähigkeit zu versuchen. Die geschrumpfte deutsche Opposition stellt ihr zumindest kleine Bausteine einer anderen Idee von Europa gegenüber. ... Die Grünen stellen sich sowohl der Tatsache, dass Schuldenabbau nur europäisch gelingen wird und nicht als ein mit immer neuen mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Hintertürchen / Kommentar zum Volksentscheid in der Schweiz Mainz (ots) - Volksabstimmungen mögen zwar unmittelbar gelebte Demokratie sein. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie einer Demokratie auch immer guttun. Der knappe Sieg derer, die es in der Schweiz geschafft haben, genug Bürger davon zu überzeugen, dass es für sie besser sei, künftig wieder mehr unter sich zu sein, tut der Eidgenossenschaft nämlich gar nicht gut. Denn er spaltet das Land nicht nur, sondern kann ihm vor allem ökonomisch wehtun. Denn die Schweiz liegt nicht mitten im Nirgendwo, sondern mitten in Europa. Und mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Merkels Machtwort / Kommentar zum Streit um Stromtrassen Mainz (ots) - Manchmal ist man versucht, Horst Seehofer einfach nicht ernst zu nehmen, wenn er wieder einmal aus dem Süden der Republik gen Berlin schießt. Seine CSUwar schließlich in der alten Bundesregierung dabei, die die Energiewende mit beschloss, dann aber eher verzögerte als voranbrachte. Dass der CSU-Mann beim Ausbau der Windkraft auf die Bremse trat, hat selbst in Bayern nicht jedermann erfreut, sondern auch Kommunalpolitiker, die die Energiewende umsetzen wollten, vor den Kopf geschlagen. Sein Widerstand gegen die Turbotrassen mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Dieses Votum ist kein Schweizer Phänomen = von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Die Schweizer haben gesprochen: weniger Einwanderung, weniger Europa, mehr Schweiz. Das wenn auch knappe Ergebnis der Volksabstimmung im Land der Eidgenossen lässt weit über die Grenzen des kleinen, wohlhabenden Staates aufhorchen. Vor allem in Deutschland wird das Votum auch in den nächsten Tagen noch auf Widerhall stoßen. Denn einerseits bilden Deutsche die zweitgrößte nationale Gruppe unter den Zuwanderern. Andererseits wünschen sich Millionen von Deutschen, dass auch sie einmal gefragt werden, ob sie die Zuwanderungspolitik mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Kommentar der Mitteldeutschen Zeitung Halle (ots) - Drei Jahre hat Bern Zeit, mit Brüssel ein neues Abkommen auszuhandeln. Dass die EU von ihrer Forderung nach Personenfreizügigkeit abrückt, ist eher unwahrscheinlich. Sie sitzt - das zeigten die Verhandlungen über den Luftverkehr - am längeren Hebel. Die Schweiz ist auf die EU mehr angewiesen als die EU auf Schweiz. 60 Prozent ihrer Exporte wickelt sie mit der Union ab. Ihren Wirtschaftserfolg hat sie der Verzahnung mit der EU zu verdanken. Aber viele Eidgenossen haben mehr Angst vor Überfremdung als vor einer unsicheren mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht