(Registrieren)

DER STANDARD-Kommentar: "Es lebe der Sport" von Alexandra Föderl-Schmid

Geschrieben am 07-02-2014

Menschenrechte sind für Österreichs Offizielle Nebensache
(Ausgabe ET 8.2.2014)

Wien (ots) - Nicht einmal exponieren hätte man sich müssen: Der
deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, EU-Kommissarin Viviane
Reding, US-Präsident Barack Obama, sein französischer Amtskollege
Francois Hollande, der britische Premier David Cameron - sie bleiben
den Olympischen Winterspielen von Sotschi fern und begründen dies mit
Menschenrechtsverletzungen in Russland.

Und Österreichs Repräsentanten? Bundeskanzler Werner Faymann und
Verteidigungsminister Gerald Klug fahren hin. Obwohl der
Regierungschef offenherzig meint: "Es wird niemand schneller sein,
nur, weil ich auch mit applaudiere." Er begründete seine Teilnahme
nicht nur mit der Wertschätzung sportlicher Leistungen. Ein
Fernbleiben wäre das falsche Zeichen, denn auch
Wirtschaftsdelegationen fahren nach Russland. Stimmt - einige
österreichische Unternehmen haben prächtig verdient an den
Prachtbauten und der Infrastruktur, die Russlands Präsident Wladimir
Putin in eine Gegend stellen ließ, die bisher für Sommerurlaub
bekannt ist.

Wie er in Sotschi mit Handschuhen, Haube und in dicken Anorak
gehüllt bei plus sieben Grad vorbei an glitzernden Glasfassaden durch
einen Korridor von Sicherheitsleuten mit der olympischen Fackel in
der Hand lief, vermittelte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ein
ziemlich lächerliches Bild. Ein Boykott der Olympischen Spiele von
Politikern ist Symbolpolitik. Aber solche Gesten können Wirkung
zeigen in einem Land, in dem Meinungs- und Demonstrationsfreiheit
eingeschränkt und die Rechte von Minderheiten beschnitten sind.

Wer nach Sotschi anreist, sollte die Gelegenheit nutzen, um genau
darauf aufmerksam zu machen: Der Präsident des Österreichischen
Skiverbandes, Peter Schröcksnadel, will aber genau das bei
Sportlerinnen und Sportlern verhindern. In einem Standard-Interview
meinte er: "Ich würde keinem Sportler raten, sich politisch zu
äußern. Das ist nicht sein Thema." Interessant ist auch die
Begründung: "Dass sich ein Sportler politisch äußert, kann man nicht
verlangen. Er würde nur über eine Welt reden, die nicht seine Welt
ist." Das kommt einer Entmündigung gleich - körperliche Leistungen
dürfen sie zeigen, unsere Sportler, nur denken sollten sie nicht zu
viel!

Welche Gedanken sich Schröcksnadel über Homosexualität macht,
davon zeugt eine weitere Passage aus dem Interview: "Soweit ich weiß,
ist Homosexualität in Russland nicht verboten. Es ist nur verboten,
offensiv dafür zu werben. Ich will das nicht gutheißen. Aber mir ist
es auch lieber, es wird für Familien geworben, als es wird für
Homosexualität geworben."

Wer das Herumgestottere von ÖOC-Präsident Karl Stoss im
ZiB_2-Interview verfolgte, wer denn nun nach der Absage von Benjamin
Raich Fahnenträger werden soll, wusste schon: Daniela Iraschko-Stolz
wird es nicht. Dabei wäre die Nominierung einer Sportlerin, die zu
ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Lebenspartnerin steht, ein
Zeichen gewesen - so wie Barack Obama bewusst die lesbische
Tennisspielerin Billie Jean King für die Olympia-Delegation nominiert
hat.

Die Welt da draußen - Mandela-Begräbnis, EU-Ministerratssitzungen,
Davos - ist nicht wichtig: Es lebe der Sport! Nur nicht anstreifen,
nur niemanden irritieren - lieber Medaillen und schöne Bilder
produzieren. Im Glanz der Spiele können sich nicht nur Sportler,
sondern auch Politiker zu Hause sonnen.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

510817

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Linssen gibt auch sein Amt als CDU-Kreisschatzmeister auf Düsseldorf (ots) - "Mit sofortiger Wirkung" hat Ex-NRW-Finanzminister Helmut Linssen im Zusammenhang mit seiner Konto-Affäre auch das Amt des Schatzmeisters der CDU im Kreis Kleve niedergelegt, das er seit 33 Jahren innehatte. Das erfuhr die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Samstagausgabe) aus Parteikreisen. Auf einer Mitgliederversammlung der Partei will Kreisvorsitzender Günther Bergmann dazu am Freitagabend eine Erklärung Linssens verlesen, in der es heißt, er, Linssen, wolle "nicht am Nasenring durch die Arena gezogen mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Bundesverfassungsgericht zu EZB-Anleihenkauf = von Peter Kurz Düsseldorf (ots) - Auf den ersten Blick wirkt er wie vornehme Zurückhaltung, der Richterspruch aus Karlsruhe zum Versprechen der Europäischen Zentralbank (EZB), notfalls unbegrenzt Staatsanleihen kriselnder Länder zu kaufen. Scheinbar gehorsam beugt sich das höchste deutsche Gericht und reicht die Entscheidung an den Europäischen Gerichtshof weiter. Sie ist endgültig Vergangenheit, die alte Juristenweisheit: Über dem Bundesverfassungsgericht gibt es keine höhere Instanz, sondern darüber wölbt sich nur noch der blaue Himmel. mehr...

  • WAZ: "Fuck the EU"  aus  Amerika - Kommentar von Gudrun Büscher Essen (ots) - Ojeoje. Im Telefongespräch mit dem US-Botschafter in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gab Victoria Nuland ihre diplomatische Zurückhaltung auf: "Fuck the EU" schimpfte sie. Das muss Musik in den Ohren der abhörenden Geheimdienstler gewesen sein, die sich doch zumeist durch viel Blabla quälen müssen. Das F-Wort muss wie ein Geschenk geklungen haben - zu schön, um es für sich zu behalten. Was aber sagt uns das? Erstens: Nicht nur die Amerikaner hören ab, das können andere ebenso. Die Russen zum Beispiel. Sie haben mehr...

  • WAZ: Die Städte brauchen Hilfe - Kommentar von Christopher Onkelbach Essen (ots) - Wenn es um Armut und Zuwanderung geht, setzt bei den Politikern in Berlin und Brüssel eine merkwürdige Realitätsverweigerung ein. Zuwanderung? Welche Zuwanderung? Wenn man überhaupt Einlassungen hörte, dann sind es Hinweise darauf, dass Rumänen und Bulgaren insgesamt besser in den Arbeitsmarkt integriert sind und höhere Qualifikationen aufweisen als andere Ausländer. Deutschland, dessen Bevölkerung schrumpft und altert, sei darauf angewiesen. Alles richtig. Doch dass sich in manchen Kommunen ein gewaltiges Problem mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Flüchtige Flüche / Kommentar zu Victoria Nuland Mainz (ots) - In kräftiger Sprache hat eine hohe US-Diplomatin etwas deutlich gemacht, was leider keine wirklich neue Nachricht ist: In der Ukraine, also nahe am Zentrum Europas, spielt die EU keine Rolle. Dafür um so mehr mit Russland, wie das mit hoher Wahrscheinlichkeit von Moskau eiskalt lancierte Abhörergebnis demonstriert. Das ist bitter und sollte den ebenso zahnlosen wie zänkerischen europäischen Regierungschefs zu denken geben. Sie, nicht die EU, müssen sich in Wahrheit angesprochen fühlen. Ob ausgerechnet die USA ein wirklich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht