(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Bundeswehr-Einsätze Reise ins Ungewisse DIRK MÜLLER

Geschrieben am 05-02-2014

Bielefeld (ots) - Fortschritt stellt man sich anders vor. Was die
Bundesregierung in ihrem Fortschrittsbericht zur Sicherheitslage in
Afghanistan bilanziert, offenbart erneut das ganze Desaster eines
Einsatzes, in dem seit Januar 2002 bis heute 54 deutsche Soldaten ihr
Leben verloren. Im Operationsgebiet der deutschen Soldaten im Norden
des Landes stieg die Zahl der Angriffe und Anschläge im Jahr 2013
drastisch, von 1.150 auf 1.650. Landesweit gab es 27.800 sogenannte
sicherheitsrelevante Zwischenfälle. Die afghanischen
Sicherheitskräfte, die nach dem ISAF-Abzug Ende des Jahres die
Ordnung im Land aufrechterhalten sollen, verzeichneten in den ersten
elf Monaten des vergangenen Jahres mit 4.600 Gefallenen doppelt so
viele wie im Jahr zuvor. Der Anbau von Opium boomt, die
Menschenrechtslage ist, insbesondere was die Situation von Frauen und
Mädchen angeht, desolat. Afghanistans Präsident Karsai verhandelt dem
Vernehmen nach mit den Taliban. "Ausreichend kontrollierbar" nennt
die Regierung die Sicherheitslage in Afghanistan, von "stabil und
beherrschbar" spricht Verteidigungministerin von der Leyen. Wollen
sie uns für dumm verkaufen? Vor allem wohl soll um jeden Preis das
Eingeständnis vermieden werden, dass der Afghanistan-Krieg ein Fehler
war. Schließlich ist die weitere Militarisierung der deutschen
Außenpolitik erklärte Absicht der schwarz-roten Koalition. Was Horst
Köhler noch das Bundespräsidentenamt kostete, wird heute kaum
verbrämt auch von Nachfolger Joachim Gauck erklärt: dass deutsche
Interessen auch militärisches Eingreifen in der Welt erfordern.
Nächste Station auf diesem Weg ist Afrika. In Mali hat der Einsatz
längst begonnen. Auch hier droht die Verwicklung in einen
langwierigen Krieg mit unabsehbaren Folgen. Wo die Reise endet, ist
ungewiss: Bündnispartner Frankreich sähe die Deutschen auch gern in
der Zentralafrikanischen Republik für europäische Interessen kämpfen.
Es geht um den Krieg gegen den Islamismus, es geht um Sicherung von
Einflusssphären, Handelsbeziehungen und Ressourcen. Verkauft wird das
alles, garniert mit einem Entwicklungshilfepaket, als humanitäre
Hilfe. Schön wär's. Der Blick zurück auf den Afghanistan-Einsatz
stimmt mehr als pessimistisch.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

510364

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: zum Abhörskandal Bielefeld (ots) - Bei aller Empörung darüber, dass der US-amerikanische Geheimdienst NSA seit 2002 offenbar systematisch Telefonate deutscher Regierungschefs abhört, sollte man den Antrieb der USA nicht außer Acht lassen. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 befindet sich die Weltmacht im Ausnahmezustand - und zwar dauerhaft. Ob George W. Bush oder Barack Obama: Seit dem Angriff auf das World Trade Center in New York hat für jeden US-Präsidenten oberste Priorität, einen weiteren Anschlag auf amerikanischem Staatsgebiet zu verhindern. mehr...

  • Aachener Nachrichten: Feudales Relikt - Die strafbefreiende Selbstanzeige gehört abgeschafft; Von Joachim Zinsen Aachen (ots) - Was geschieht mit einem Seriendieb, den plötzliche Reue überfällt und der deshalb seine Beute zurück gibt? Natürlich: Er muss sich vor Gericht verantworten. Seine Selbstanzeige wird ihm dort zwar strafmildernd angerechnet. Aber an einer Verurteilung kommt er nicht vorbei. Ebenso verfahren unsere Strafverfolgungsbehörden mit allen anderen Delikten. Nur wenn es um jahrelange, systematische Steuerhinterziehung geht, zeigt sich Justitia vor ihrer nachsichtigen Seite. Dann reicht eine umfassende Selbstanzeige, und schon ist mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zum NETZAUSBAU Ulm (ots) - Hüftschuss, Ignoranz, Kasperletheater - der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) muss sich allerhand für seinen Schlingerkurs in Sachen Energie anhören. Und das völlig zurecht. Mit seinem jäh entflammten Widerstand gegen neue Stromtrassen hat Seehofer ein Lehrbeispiel für Populismus abgeliefert - und erschüttert so den Glauben daran, dass die Politik ein komplexes Thema wie die Energiewende bewältigen kann. Nach Fukushima konnte Seehofer der Atomausstieg nicht schnell genug gehen. Nun machen in Bayern Bürgerinitiativen mehr...

  • WAZ: Zum Gruseln - Kommentar von Christian Kerl Essen (ots) - Es kann nicht wirklich überraschen, dass US-Spione das Telefon des Kanzlers Gerhard Schröder anzapften. Wenn schon Angela Merkel über viele Jahre abgehört wurde, obwohl sie mit Washington nie über Kreuz lag, dann liegt es nahe, dass die Geheimdienstler ihren Vorgänger erst recht ins Visier nahmen - Schröders Regierung hat Washington mit ihrem Nein zum Irakkrieg tatsächlich einige Schwierigkeiten bereitet. Erstaunt muss also niemand sein - empört schon. Es gruselt bei der Vorstellung, dass die USA unsere Regierungen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Gesundheit und Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Sachsen-Anhalt ist in vielen Gesundheitsstatistiken entweder auf dem letzten Platz oder nur ganz kurz davor. Es reicht, möchte man rufen! Für die schlechten Ergebnisse gibt es viele Gründe. Eine ungesunde Lebensweise und der Mangel an Bewegung gehören dazu. Wegen der Abwanderung junger Menschen und den ausbleibenden Geburten ist die Gesellschaft auch schneller gealtert als in anderen Bundesländern. Doch in der Tendenz ist die Entwicklung überall in Deutschland sehr ähnlich. Nur, Sachsen-Anhalt hat eher als anderswo mit mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht