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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Edward Snowden

Geschrieben am 26-12-2013

Bielefeld (ots) - Dieses Jahr gibt es nicht nur eine »Person des
Jahres«. So verdient der vom »Time«-Magazin vergebene Titel an Papst
Franziskus auch ist, so sehr steht er ebenfalls Edward Snowden zu.
Beide Männer haben die Welt durch ihr Handeln verändert. Das
Oberhaupt der Katholiken rüttelte eine Kirche wach, die den Blick für
das Wesentliche zu verlieren drohte. Der Ex-Geheimdienstler zog den
Vorhang weg vor einer Architektur der Überwachung, die
Freiheitsrechte bedroht. Mit seinen Enthüllungen trat der
»Whistleblower« eine Diskussion um das richtige Verhältnis von
Sicherheit und Privatsphäre los. Der Unterschied zwischen Papst
Franziskus und Snowden besteht darin, wie sie in eigenen Reihen
wahrgenommen werden. Die Katholiken sehen in Franziskus einen
Hoffnungsträger, der die Kirche wieder attraktiv macht. Für die
meisten Amerikaner bleibt Snowden aber ein Saboteur, der sein Land
verraten hat. Außerhalb der USA wird ihm jedoch Bewunderung für
seinen Mut gezollt. Während das Oberhaupt der katholischen Kirche vor
allem Akzente gesetzt hat, schuf der »Whistleblower« Fakten, hinter
die es kein Zurück mehr gibt. Ein halbes Jahr nach Beginn der
Enthüllungen wissen wir, was die 40 000 NSA-Mitarbeiter treiben und
in ihren Datenbanken lagern. Es sind Metadaten von Telefonaten und
E-Mails, aber auch Inhalte von Kommunikation und Bewegungsprofile.
Wir wissen, wie sich die Schlapphüte Zugang zu Kundendaten von
Google, Yahoo, Facebook und anderen Internetriesen verschaffen und
weltweit die Datennetze anzapfen. Wir haben gelernt, dass eine
E-Mail-Adresse oder Telefonnummer reicht, um mit ein paar Mausklicks
umfassende Dossiers über Ziel-Personen anzulegen. Dank Snowden machen
sich Kanzlerin Angela Merkel und die Staatschefs befreundeter Länder
keine Illusionen mehr über die Sicherheit ihrer Kommunikation. Dies
schärfte das Bewusstsein, in eigene Infrastruktur zu investieren, die
es erlaubt, Datenströme künftig an den USA vorbeizuleiten. Zugleich
steigt der Druck auf amerikanische Internetriesen, die
wirtschaftliche Einbußen fürchten und sich deshalb neuerdings gegen
die Schnüffeleien ihrer Regierung zur Wehr setzen. Eine
Expertenkommission legte Barack Obama jetzt einen Katalog mit
Reformen ans Herz. Die Ankündigung des US-Präsidenten, seinen
Diensten Anfang des Jahres Selbstbeschränkungen aufzuerlegen, hätte
es ohne den Ex-NSA-Mann nie gegeben. Ob sich die Geheimdienste am
Ende in ihre Schranken weisen lassen, bleibt allerdings so ungewiss
wie der Erfolg der Reformen im Vatikan. Vom Ausgang beider Projekte
hängt viel ab: Die Relevanz der Kirche sowie die Zukunft
demokratischer Bürgergesellschaften. Anders als auf Franziskus wartet
auf Snowden aber garantiert nicht die Heiligsprechung. Zweifelsohne
verdient jener es aber, sich den Titel »Person des Jahres« mit dem
Papst zu teilen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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