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Badische Zeitung: Historisch? Erst mal nicht / Obama gibt Castro die Hand - zu einem Neubeginn zwischen den USA und Kuba bräuchte es mehr

Geschrieben am 11-12-2013

Freiburg (ots) - War das nun ein historischer Akt oder bloß eine
höfliche Geste? Der Händedruck zwischen Barack Obama und Raúl Castro
auf der Trauerfeier für Nelson Mandela hat Politiker und
Medienschaffende elektrisiert. Doch wie sehr man sich auch bemüht:
Beantworten lassen wird sich die Frage wohl erst irgendwann in der
Zukunft - wenn man die Entwicklung des Verhältnisses zwischen den USA
und Kuba im Rückblick zu bewerten vermag. Immerhin scheint klar, dass
der amerikanische Präsident den kubanischen Staatschef nicht aus der
Not heraus zufällig grüßte. Dem US-Protokoll waren Gästeliste und
Sitzordnung bekannt. Wäre es darum gegangen, die direkte Begegnung
unter allen Umständen zu verhindern, hätten sich Mittel und Wege
gefunden. Allerdings hätte ein solches Ausweichmanöver kaum zum
Gedenken an Mandela gepasst. Der Freiheitsheld saß 27 Jahre lang im
Gefängnis. Trotzdem gelang es ihm, seinen Kerkermeistern zu
verzeihen, um der Menschlichkeit in Südafrika eine Chance zu geben.
Und da sollte der Friedensnobelpreisträger Obama nicht in der Lage
sein, dem Repräsentanten einer vergleichsweise unbedeutenden Insel im
karibischen Hinterhof der USA ein Minimum an Respekt zu erweisen?
Richtig ist, dass die USA und Kuba in der Vergangenheit einander in
durchaus neurotischer Feindschaft verbunden waren. Richtig ist aber
auch, dass die Zeiten, als US-Geheimdienste Mordanschläge gegen den
kubanischen Máximo Líder (seinerzeit noch Raúls Bruder Fidel)
ausheckten und hirnrissige Invasionspläne verblendeter Exilkubaner
unterstützten, lange vorbei sind. Geblieben ist ein Sanktionsregime,
das Kuba seit Jahrzehnten belastet. Es wurde in den vergangenen
Jahren zwar gelockert, das dazugehörige Handelsembargo ist bisher
aber im Grundsatz stets verlängert worden. Wollten die USA ihre
Beziehungen zu Kuba wirklich qualitativ verbessern, hier wäre der
Hebel dafür zu finden. Allerdings müsste Kuba umgekehrt bereit sein,
Platz für den Hebel zu schaffen. Auch wenn hierzulande einige
Revolutionsromantiker noch immer vom socialismo tropical schwärmen -
in Kuba werden Menschen auf Linie getrimmt, wird Kritik unterdrückt.
Das System ist unfrei, Tausende kehren ihm jährlich den Rücken - eine
Annäherung als Selbstzweck, ohne Gegenleistung, käme deshalb wohl
keiner US-Regierung in den Sinn. Zwei bemerkenswerte Dinge hat Obama
in Soweto gesagt. Die Menschheit könne sehr wohl eine Welt anstreben,
die nicht auf Konflikt beruht, sondern auf Frieden und Gerechtigkeit.
Dafür lohne es sich, neue Wege zu wagen. Obama sagte allerdings
auch, dass viele Staatschefs Mandelas Kampf für die Freiheit rühmten,
aber den gleichen Kampf im eigenen Land nicht tolerierten. Man darf
darüber rätseln, welcher Satz auf Raúl Castro gemünzt war. Womöglich
waren es alle beide.



Pressekontakt:
Badische Zeitung
Thomas Fricker
Telefon: 0761/496-0
redaktion@badische-zeitung.de


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