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Badische Neueste Nachrichten: Der Neuanfang

Geschrieben am 08-12-2013

Karlsruhe (ots) - Es gibt ein Leben nach der Niederlage. Mit der
Wahl von Christian Lindner zum neuen Vorsitzenden hat die FDP ihr
letztes Ass gezogen. Wie am Kartentisch aber macht auch in der
Politik ein hoher Trumpf alleine noch kein gutes Blatt - und ein
Lindner-Solo noch keinen liberalen Sommer. Wenn die Partei 2017 nicht
noch einmal scheitern soll, braucht sie mehr als einen telegenen
Vorsitzenden. Sie muss dahin, wo es wehtut, wie Sigmar Gabriel es in
einer ähnlichen Situation von der SPD verlangt hat. Raus ins Leben.
Lindner, ein eloquenter Vermarkter der liberalen Sache, kann ganze
Parteitage in einen Rausch reden und ganze Talkrunden an die Wand.
Draußen, im Leben, aber haben viele Menschen andere Ansprüche an die
Politik, sie sind reformscheuer als es die FDP glaubt und verstehen
unter mehr Eigenverantwortung vor allem eines: mehr Risiko. Die Große
Koalition verkörpert dieses Denken perfekt, indem sie von der
Frauenquote bis zum Mietrecht so ziemlich alles zu regeln versucht,
was die FDP dem Spiel der Kräfte überlassen würde. Der Mut zum Markt,
den sie einfordert, ist in Deutschland nicht allzu ausgeprägt. Dass
die Liberalen bei ihrem Neuanfang einen Rechtsruck vermieden und dem
Euro-Skeptiker Frank Schäffler einen Platz im Präsidium verwehrt
haben, ist vor diesem Hintergrund durchaus bemerkenswert. Trotz
miserabler Umfragedaten widerstehen sie der Versuchung, nach dem
Vorbild der österreichischen FPÖ nun mit national-populistischen
Tönen neue Anhänger zu fischen. Die FDP bleibt sich treu: Eine Partei
der Mitte, in der Menschen wie Schäffler zwar ihren Platz haben, aber
nicht den Einfluss, den sie sich wünschen. Gewonnen allerdings ist
damit noch nichts, schon gar keine Wahl. Lindner ist sicher ein guter
Außenminister seiner Partei. Aber hat er nach innen die Kraft und die
Ausdauer, die FDP vier Jahre zusammenzuhalten? Das Vakuum an Präsenz
und Professionalität, das mit dem Rückzug der Altvorderen entstanden
ist, hat die FDP bisher ja nur formell gefüllt. Die neue Parteispitze
ist zunächst einmal nur ein Versprechen: Ein neuer Stil, ein neues
Miteinander, eine neue Eigenständigkeit. Alles andere muss sie sich
erst erarbeiten. Als stellvertretende Parteivorsitzende, zum
Beispiel, kann sich die Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann
nicht nur auf kommunalpolitische Themen konzentrieren ... Sie muss
auch in der Gesundheits- oder der Steuerpolitik sprechfähig sein, wie
es im Politikerjargon heißt. Dieser Weg ist lang, steil und steinig.
Eine Partei, die an der Wahrnehmungsschwelle operiert, hat im Prinzip
ja nur zwei Alternativen: Sie kann, wie der junge Guido Westerwelle
im Container von Big Brother mit schrillen Auftritten um
Aufmerksamkeit kämpfen - oder sich in Ruhe auf den Tag vorbereiten,
an dem der Frust über die Große Koalition in Berlin das Gefühl zu
überlagern beginnt, Union und SPD würden es schon irgendwie richten.
Dann könnte noch einmal die Stunde der FDP schlagen: Mit einem
ausgefeilten Steuerkonzept, mit interessanten Kandidaten und einer
neuen Tonlage.



Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de


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