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Kölner Stadt-Anzeiger: Zentralrat der Juden wünscht sich in Deutschland mehr Empathie für Israel - Präsident Graumann nennt NSU-Mordserie "anhaltenden Schock"

Geschrieben am 07-09-2013

Köln (ots) - Der Präsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland, Dieter Graumann, sieht in Deutschland einen Mangel an
Fairness und Empathie für Israel. "Auch in der Politik gibt es
reichlich Luft nach oben", sagte Graumann dem "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Samstag-Ausgabe). Allerdings sei das Wohlwollen für Israel in den
politischen Eliten viel größer ist als in der Gesamtbevölkerung, so
Graumann. Das sei das Besondere in Deutschland. Die Sympathie für
Israel sei in allen Parteien groß - "am wenigsten wohl in der
Linkspartei, auch wenn deren starke anti-israelische Betonfraktion
derzeit ein bisschen ruhiger ist".

Die Mordserie der rechtsradikalen Terrorzelle NSU bezeichnete
Graumann als einen anhaltenden Schock. Davon "haben wir uns immer
noch nicht erholt." Er habe die ständigen Beteuerungen der
Sicherheitsexperten noch gut im Ohr, es gebe in Deutschland gar
keinen Rechtsterrorismus. "Von wegen!" Der Präsident des Zentralrats
erinnerte auch daran, dass auf den "Ziellisten" der NSU jüdische
Namen gestanden hätten, verwahrte sich aber zugleich gegen jede
"Opfer-Konkurrenz". Kurz nach dem Bekanntwerden der NSU-Morde sei auf
einer viel besuchten rechtsradikalen Internet-Seite zu lesen gewesen:
Warum soll man sich den Türken zuwenden, wenn es doch ein viel
lohnenderes Ziel gibt? Darunter hätten groß sein Bild und sein Name
gestanden. "Zum Abschuss freigegeben", kommentierte Graumann.
Gleichwohl fühle er sich persönlich nicht bedroht, er habe auch keine
Angst. "Sonst könnte ich nicht tun, was ich tue. Ich nehme aber sehr
wohl zur Kenntnis, dass diese Verbalattacken auf mich niemanden groß
gekümmert haben. Und ich führe es als Beispiel dafür an, wie die
Neonazis ticken: Sie hassen oft Ausländer. Aber immer hassen sie die
Juden ganz besonders."

Im Rückblick auf das "Beschneidungsurteil" des Kölner Landgerichts
von 2012 sagte Graumann, die gesellschaftliche Debatte habe die Juden
in Deutschland "nachhaltig verletzt und verstört, mit Äußerungen,
deren Hässlichkeit meine schlimmsten Alpträume übertroffen hat." In
keinem Land der Welt sei je mit solcher Schroffheit über die
Beschneidung geredet worden und mit solchem Hochmut gegenüber
altehrwürdigen religiösen Vorschriften im Allgemeinen, gegenüber
Juden im Besonderen. "Warum das gerade in Deutschland so ist, darüber
sollte man sich ruhig noch einmal Gedanken machen."



Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 3149


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