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Weser-Kurier: Zum Besuch Gaucks in Oradour schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 5. September 2013:

Geschrieben am 04-09-2013

Bremen (ots) - Es gibt Bilder, die bleiben, weil sie für
Annäherung und Versöhnung stehen. So das vom 7. Dezember 1970, als
Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Mahnmal für die Opfer des
Warschauer Getto-Aufstands niederkniete. Auch das von Bundeskanzler
Helmut Kohl und Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand, wie
sie am 22. September 1984 Hand in Hand auf einem Soldatenfriedhof in
Verdun stehen. Eine eindrucksvolle Geste, die Folgen hatte, wenn auch
nicht sofort. Erst Mitterrands Nachfolger, Jacques Chirac, lud
Bundeskanzler Gerhard Schröder 2004 zur 60-Jahr-Feier der Landung der
Alliierten an die Küste der Normandie ein. Die deutsch-französische
Freundschaft, sie kam nach zwei schrecklichen Weltkriegen nicht über
Nacht. Wie sollte sie auch, schließlich kann auch sie die Verbrechen
von damals nicht ungeschehen machen. Gestern hat mit Joachim Gauck
zum ersten Mal ein deutsches Staatsoberhaupt den französischen Ort
Oradour-sur-Glane besucht, wo 1944 die Waffen-SS 642 Zivilisten
massakrierte. Das Dorf, inzwischen eine Mahn- und Gedenkstätte, ist
bis heute ein Symbol für die Grausamkeit der Nazi-Besatzung in
Frankreich - umso bedeutsamer ist der Besuch des Bundespräsidenten.
Und so wird auch dieses Bild bleiben: rechts der französische
Präsident François Hollande, in der Mitte ein Überlebender des
Massakers, Robert Hébras, und links Joachim Gauck, den Arm um Hébras
gelegt. Die drei Männer stehen in den Ruinen der kleinen Kirche, in
denen Hébras' Mutter und die neunjährige Schwester verbrannten, weil
SS-Soldaten sie dort einsperrten und Feuer legten. Wie schon bei
Gaucks Teilnahme im Mai des vergangenen Jahres im niederländischen
Breda am Tag der Befreiung von Nazi-Deutschland, bei seinen Besuchen
im tschechischen Ort Lidice, den deutsche Soldaten 1942 auslöschten,
oder im italienischen Sant'Anna di Stazzema in der Toskana, wo die
Waffen-SS 1944 mindestens 560 Menschen ermordete, auch in Oradour
findet der Bundespräsident die richtigen und überfälligen Worte. Die
Geste der Versöhnung wertet er als großes Geschenk und vergisst doch
nicht die Schuld, die Deutsche hier auf sich geladen haben. "Es ist
zu spät für diesen Besuch", hat der Überlebende Hébras gesagt, der
Gauck durch Oradour führte, doch gleich hinzugefügt: "Aber nein, es
ist nie zu spät." Versöhnung braucht Zeit. Manchmal sogar fast 70
Jahre.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


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