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SWR sieht keine neue Entwicklung bei Orchesterfrage: Ziel bleibt ein künstlerisch herausragendes Rundfunksinfonieorchester

Geschrieben am 26-07-2013

Stuttgart (ots) - Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg

Stuttgart: Die Freiburger Landtagsfraktionsvorsitzende der Grünen,
Edith Sitzmann, die südbadischen Landtagsabgeordneten Christoph Bayer
(SPD) und Dr. Ulrich Lusche (CDU) sind am Freitag, 26. Juli 2013, in
Stuttgart mit SWR-Intendant Peter Boudgoust und SWR-Hörfunkdirektor
Gerold Hug sowie Vertretern des Freundeskreises des SWR
Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg zusammen getroffen, um
über die Zukunft des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR (RSO)
und des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg (SO) zu
sprechen. Vertreter der "Freunde & Förderer des SWR
Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg e.V." stellten ihren
Vorschlag vor, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
anstelle des Zusammenschlusses mit dem RSO in eine neue Trägerschaft
außerhalb des SWR zu überführen. Der Vorschlag, erläuterte Prof. Dr.
Friedrich Schoch, Mitglied der "Freunde & Förderer des SWR
Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg e.V.", sehe vor, dass das
RSO in das vom SWR geplante neue Rundfunksinfonieorchester des SWR ab
2016 übergehe, das SO dagegen in die Trägerschaft einer
öffentlich-rechtlichen Stiftung wechsle. Die Unterstützer des von ihm
entwickelten Vorschlags wollen erreichen, dass eine Stiftung aus
Land, Stadt Freiburg sowie ggf. weiteren Gebietskörperschaften unter
Beteiligung des SWR mit regelmäßigen Zuwendungen ab 2016 das
Orchester mit Sitz in Freiburg finanziert.

SWR-Intendant Peter Boudgoust dankte dem Freundeskreis für dessen
Einsatz: "Ich sehe die Bemühungen des Freundeskreises und seiner
Unterstützer um den Erhalt des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und
Freiburg unter neuer Trägerschaft mit Respekt und Wertschätzung.
Dennoch: Aus Sicht des SWR ist eine Mitträgerschaft in einer Stiftung
juristisch hochproblematisch. Im Übrigen hat die heutige ausführliche
Diskussion gezeigt, dass keine Zusagen für nachhaltige und
langfristig gesicherte Zuwendungen etwa des Landes oder von
Gebietskörperschaften vorliegen. Damit aber steht und fällt
ungeachtet rechtlicher Fragestellungen die Realisierbarkeit des
Stiftungsmodells, die aus Sicht des SWR erfordert, dass nach einer
realistischen Modellrechnung mindestens 7 Mio. Euro jährlich von
dritter Seite notwendig wären. Diese Summe wird mittelfristig bis auf
11 Mio. Euro anwachsen müssen. Damit liegt aus Sicht des SWR keine
neue Entwicklung im Sinne des Rundfunkratsbeschlusses vom 28.
September 2012 vor. Dieser Beschluss zum Zusammenschluss der beiden
Sinfonieorchester des SWR in Baden-Württemberg ist am Ende einer
langen und intensiven Beratungsphase der Gremien des SWR mit mehreren
Sitzungen des Hörfunkausschusses und des Rundfunkrates gefallen. Dem
Beschluss folgend, stehen zwei Dinge im Vordergrund: Wir wollen mit
einem Zusammenschluss beider Klangkörper für den Südwesten ein
künstlerisch herausragendes Rundfunksinfonieorchester schaffen und
sichern. Und außerdem hat die Sicherheit der Arbeitsplätze der
Musikerinnen und Musiker für mich oberste Priorität. Aus Sicht des
SWR werden diese Ziele am besten mit dem beschlossenen
Zusammenschluss des RSO und SO erreicht."

SWR-Hörfunkdirektor Gerold Hug wies in dem Gespräch darauf hin,
dass es dem SWR entscheidend darum gehe, dass jedes Modell
langfristig die Arbeitsplätze der Orchestermitglieder garantieren
müsse - unabhängig von der Entwicklung der Haushalte der
Gebietskörperschaften. Sollten das Land oder Gebietskörperschaften
eine Orchesterstiftung gründen wollen, müsse diese auf langfristige
und dauerhafte Finanzzusagen gründen, bzw. mit einem erheblichen
Stiftungskapital ausgestattet werden. Sofern sich Zuwendungen des SWR
zu einer solchen Stiftung auf eine Übergangsphase beschränkten und im
Einklang mit dem Umbauprozess im SWR stattfänden, sei der SWR bereit,
dies juristisch und finanziell zu prüfen. Denn nur bei einer zeitlich
begrenzten finanziellen Beteiligung am Stiftungsorchester sei der
Ausbau des künftigen neuen Rundfunksinfonieorchesters des SWR
überhaupt möglich. (Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und
Freiburg hat zurzeit ein direktes Jahresbudget von rund 11 Mio. Euro
zur Verfügung.)

Prof. Dr. Schoch: "Das Stiftungsmodell ist - auch von dritter
Seite - rechtlich geprüft; eine Beteiligung des SWR als Träger der
Stiftung öffentlichen Rechts ist zulässig. Die - allesamt lösbaren -
Rechtsfragen beziehen sich auf die Ausgestaltung, nicht auf die
Möglichkeit der prinzipiellen Beteiligung des SWR an der Stiftung.
Die Finanzierung der Stiftung durch die anderen Träger sowie durch
externe Dritte (z.B. Sponsoren aus der Wirtschaft, Spenden aus der
Zivilgesellschaft) ist im Falle der Beibehaltung beider Orchester auf
der Grundlage der Zahlen des SWR zum geplanten Einsparpfad für das
große fusionierte Orchester möglich: Nach der 'konservativen
Berechnung'' des SWR müssten 2,7 Mio. Euro im Jahr 2020 und 4,7 Mio.
Euro im Jahr 2025 substituiert werden; die 'Middle Case Berechnung'
sieht für das Jahr 2020 einen Betrag von 4,2 Mio. Euro und für 2025
eine Summe von 6,1 Mio. Euro vor. Aus meiner Sicht sollte es nun
darum gehen, in einem konstruktiven Dialog auszuloten, ob und wie
diese sowie zusätzliche Mittel für den Erhalt beider Orchester
aufgebracht werden können, damit der SWR seine Einsparziele erreicht
und dennoch beide Orchester erhalten bleiben können." Das Gespräch
zwischen dem SWR und Vertretern des Freundeskreises des SO kam auf
Initiative der südbadischen Abgeordneten Edith Sitzmann (Grüne), Gabi
Rolland bzw. Christoph Bayer (SPD) und Ulrich Lusche (CDU) zustande.
Das Sinfonieorchester Freiburg-Baden-Baden genieße im Bereich der
Neuen Musik weltweites Renommee und wirke in der Region Südbaden
nicht nur durch seine Konzerte, sondern auch durch verschiedene
Projekte kultureller Bildung und das Engagement der einzelnen
Musiker. Ziel der Abgeordneten war es daher, auszuloten, ob es
Möglichkeiten des Erhalts des SO Freiburg/Baden-Baden etwa im Rahmen
eines Stiftungsmodells gibt.

Die anwesenden Abgeordneten erklären, dass aus ihrer Sicht alle
Möglichkeiten geprüft werden sollten, um das SO zu erhalten. Es könne
allerdings nicht sein, dass der SWR aussteige und die öffentliche
Hand mit Steuermitteln übernehme. Angesichts eines Gesamtvolumens von
11 Millionen Euro für die gesamte baden-württembergische
Orchesterförderung im Landeshaushalt (davon rund 5,5 Millionen aus
Steuermitteln und rund 5,5 Millionen aus dem Wettmittelfonds), der
Unterfinanzierung vieler Kultureinrichtungen und der grundgesetzlich
verankerten Schuldenbremse sei keine alleinige, sondern bestenfalls
eine anteilige Beteiligung des Landes wahrscheinlich. Darüber müsse
letztlich der Landtag befinden. Immerhin gehe es nach heutigem Stand
um ein jährliches Zuschussvolumen von 11 Millionen Euro.
Wünschenswert wäre die Gründung einer Bürgerstiftung und das
Engagement weiterer Unterstützer.

SWR-Intendant Peter Boudgoust wies in dem Gespräch auch darauf
hin, dass die Zusammenführung nicht nur die Vorgaben im Rahmen des
für den gesamten SWR geltenden Sparprozesses erfülle, sondern zudem
dringend benötigte Spielräume für künstlerische und musikalische
Belange schaffe. Der gesamte Einspar- und Umbauprozess im SWR sichere
den Erhalt des enormen kulturellen Engagements des SWR mit einer
Vielzahl von Klangkörpern und Festivals, darunter der Deutschen Radio
Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, dem SWR Vokalensemble, der
SWR Big Band, dem SWR Experimentalstudio und den Donaueschinger
Musiktagen wie auch den Schwetzinger SWR Festspielen. Der SWR hat
allen Orchestermitgliedern zugesichert, im Zuge des Fusionsprozesses
keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Diese Zusage ist
uneingeschränkt weiterhin gültig. Die Planungen des SWR sehen vor,
die Abonnement-Konzertreihen in Freiburg und Stuttgart zu erhalten,
genauso wie die Beteiligung an den Donaueschinger Musiktagen und den
Schwetzinger SWR Festspielen. Zudem sind mehrere längere Aufenthalte
des neuen Orchesters in Freiburg geplant, die Raum für
Musikvermittlung und unterschiedliche Konzertformen bieten. In seiner
ersten Saison wird das neue Orchester weniger Konzerte spielen als
organisatorisch machbar wären, stattdessen sollen mehr Probenzeiten
das Zusammenwachsen und präzises Arbeiten am Klang ermöglichen. Ziel
des SWR ist es, das neue Orchester in der Spitze der
Orchesterlandschaft zu positionieren.



Pressekontakt:
Wolfgang Utz, Tel.: 0711/929-11030, wolfgang.utz@swr.de


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