"DER STANDARD"-Kommentar zu Snowden, die USA und die Europäer: 
"Viele Verlierer" von Josef Kirchengast
Geschrieben am 03-07-2013 |   
 
 Ausgabe vom 4.7.2013 
 
   Wien (ots) - Dass auch befreundete Staaten sich gegenseitig 
ausspionieren, kann man empörend finden. Ändern wird sich dadurch 
wenig bis nichts. Sollten sich die Geheimdienste wegen der 
Enthüllungen Edward Snowdens derzeit etwas zurückhalten - was 
ohnedies höchst fraglich ist -, so werden sie schnell wieder zum 
"business as usual" zurückkehren. Eben weil es ihr Geschäft ist. Wie 
gut die Geheimdienst-Internationale trotz der Arbeitsgrundlage des 
wechselseitigen Misstrauens im Ernstfall funktioniert, wurde soeben 
eindrucksvoll vorgespielt. Das Leitmotiv gab der russische Präsident 
und Ex-Geheimdienstler Wladimir Putin vor: Mit seinem an die 
Bedingung künftigen Wohlverhaltens geknüpften Asylangebot an Snowden 
ließ er durchklingen, dass ihm ein solcher Verräter eigentlich 
zuwider ist. Dass dann mehrere EU-Staaten den Luftraum für das 
Flugzeug des bolivianischen Präsidenten Evo Morales sperrten, weil 
Snowden an Bord vermutet wurde, ist ohne effiziente Kommunikation 
zwischen US-Geheimdienstlern und ihren europäischen "Freunden" schwer 
vorstellbar. Wer immer dann die Entscheidungen über die 
Luftraumsperre gefällt hat (die nachträglichen Dementis gehören mit 
zum Spiel): Im Falle Frankreichs hat er den Präsidenten 
höchstpersönlich desavouiert - außer dieser billigte selbst die 
Sperre, was für ihn noch peinlicher wäre. Denn noch am Montag hatte 
Francois Hollande nach den Enthüllungen über das Ausspionieren 
europäischer Auslandsvertretungen durch die USA verlangt, "dass das 
sofort aufhört". Und einen Tag später sperrt das stolze Frankreich 
auf Zuruf aus Washington brav seinen Luftraum, damit man des 
Enthüllers habhaft werden kann? Oder war Hollandes Empörung nur 
gespielt, weil der innenpolitisch angeschlagene Staatschef jede 
Chance für mehr Popularität nutzen muss? Mit der offensichtlich 
bereitwilligen Luftraumsperre haben die beteiligten Länder zweierlei 
bewirkt: Die Lateinamerikaner fühlen sich behandelt wie zu 
Kolonialzeiten. Und die europäische Position in der Abhöraffäre wurde 
massiv unterhöhlt. Snowden mag mit seinem Geheimnisverrat US-Gesetze 
gebrochen haben - er und seine Fürsprecher können immerhin 
argumentieren, dass das Recht auf Schutz der Privatsphäre als 
fundamentales Menschenrecht gegen die nationale Sicherheit 
aufzuwiegen ist, mit der die umfassende Überwachung begründet wird. 
Das kollektive Sicherheitsbedürfnis in Zeiten von Terrornetzwerken 
und Cyberwar zu befriedigen und zugleich die persönliche Freiheit und 
Unantastbarkeit zu gewährleisten ist eine heikle Gratwanderung. 
Snowdens Enthüllungen zeigen, dass die Geheimdienste und ihre 
Dirigenten von diesem schmalen Grat weit abgedriftet sind. Das 
vergiftet nicht nur das Klima zwischen verbündeten Staaten, sondern 
untergräbt das Vertrauen ihrer Bürger in die Grundlagen einer offenen 
Gesellschaft. Mit am fatalsten daran ist, dass die westliche 
Flaggschiff-Demokratie offenbar nicht erkennt, wie sehr sie sich 
selbst damit schadet. 
 
Rückfragehinweis: 
   Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445 
 
   Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom 
 
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