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Westdeutsche Zeitung: Obamas Auftritt vor dem Brandenburger Tor riss nicht mit - Den großen Bruder USA gibt es nicht mehr Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Geschrieben am 19-06-2013

Düsseldorf (ots) - Nein, Barack Obama ist den Erwartungen vieler
nicht gerecht geworden. Seine Rede vor dem Brandenburger Tor in
Berlin vermochte nicht mitzureißen. Dabei trat der Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika sprachgewandt, nahbar und nett auf
wie immer. Er erweckte wieder den Eindruck, dass er meint, was er
sagt. Misslich ist nur, dass er vieles mangels Mehrheit im Kongress
nicht umsetzen kann. Deshalb existiert etwa das Gefangenenlager
Guantánamo noch. Es wird weiter existieren, obwohl Obama gestern
ankündigte, sich doppelt für die Schließung einzusetzen. Folgenlose
Ankündigungen schaden auch einem noch so sympathischen Präsidenten.

Aber das ist nicht der Grund dafür, dass sich in Berlin keine
Obama-Manie einstellen mochte. Der US-Präsident, egal wie er heißt,
ist geschrumpft. Der große Bruder von einst ist ein Partner geworden,
ein Partner, dem Deutschland gleichzeitig mit Zuneigung und Distanz
begegnet. Die Zeiten haben sich geändert. Und deshalb war es Barack
Obama von vornherein nicht vergönnt, in der Bundeshauptstadt eine
große Rede zu halten. Seine Vorgänger John F. Kennedy und Ronald
Reagan waren in Berlin, als die Mauer noch stand, als Deutschland
noch unter dem Kalten Krieg litt. "Ich bin ein Berliner" und "Mr.
Gorbatschow, reißen Sie die Mauer ein" konnte nur in jener Zeit
gesagt werden.

Inzwischen ist Deutschland vereint, es braucht den Schutz der USA
nicht mehr. Deutschland ist politisch in Europa eine Großmacht und
wirtschaftlich eine Macht in der Welt. Also begegnet es den USA
selbstbewusst, folgt ihnen, wo es nutzt, übt Kritik, wo es seine
Freiheit, Interessen oder Rechte beeinträchtigt sieht.

All das ist nicht die Basis für dumpfe USA-Feindlichkeit, die sich
in Deutschland zunehmend breitgemacht hat. Es ist vielmehr das
Fundament dafür, mit den USA an den Zielen zu arbeiten, die Barack
Obama gestern in der Gluthitze von Berlin aufgezeigt hat:
Klimaschutz, Armutsbekämpfung, Abrüstung, Menschenrechte. "Frieden
mit Gerechtigkeit" war die Kernaussage des Präsidenten. Eine schöne
Vision. Und wahrscheinlich ist sie von Partnern auf Augenhöhe
leichter zu verwirklichen, als vom großen mit dem kleinen Bruder.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz-newsline.de


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