Lausitzer Rundschau: Das Wir in Not
 
Bundesparteitag der SPD offenbart Probleme der Partei
Geschrieben am 14-04-2013 |   
 
 Cottbus (ots) - Jetzt geht's los. So lautet der klassische  
Muntermacher der Sozialdemokraten. Und kein Zweifel, ihr  
Bundesparteitag gestern in Augsburg war durch und durch von diesem  
optimistischen Geist geprägt. Genauso wie bereits der Bundesparteitag 
Anfang Dezember in Hannover, als sich Peer Steinbrück den Seinen  
erstmals als Kanzlerkandidat empfahl. Fortan ging vieles los. Nur  
eben nach hinten. Wäre es anders gewesen, stünde die SPD heute in der 
Publikumsgunst nicht ähnlich katastrophal da wie seinerzeit am  
Wahlabend im Herbst 2009, als sie zum Entsetzen ihrer Anhänger in den 
20-Prozent-Keller gerutscht war. Selbstsuggestion kann eben keine  
Berge versetzen. Welche Chancen hat die SPD also noch, um eine  
allseits beliebte CDU-Kanzlerin aus dem Amt zu vertreiben und der  
rot-grünen Karte zum Stich zu verhelfen? Dass sich diese Frage  
überhaupt stellt, ist schon erstaunlich genug. Denn es sind gute  
Zeiten für die SPD. Der Neoliberalismus hat seine Schädlichkeit unter 
Beweis gestellt. Die gefühlte und tatsächliche Kluft zwischen Arm und 
Reich wächst. Und den Menschen dürstet es offenkundig wieder nach  
deutlich mehr Gemeinsinn. Für viele ihrer Forderungen kann die SPD  
auf eine Mehrheit in der Bevölkerung bauen. Hinzu kommt eine  
amtierende Koalition, die vom Wunsch- zum Wut-Bündnis mutiert ist -  
Union und FDP haben sich wechselseitig satt und fast nur noch  
Verachtung füreinander übrig. Glänzende Rahmenbedingungen also für  
die Genossen, sollte man meinen. Das Problem ist nur, dass die Partei 
einen großen Teil der politischen Entwicklung seit der  
Jahrtausendwende mitzuverantworten hat, aber jetzt erklärt, sie sei  
davon geläutert. Die Bilder gleichen sich: Schon in der Großen  
Koalition unter Angela Merkel übernahm die SPD die Rolle der  
Opposition zuweilen gleich mit. Anstatt auf die langsam spürbaren  
Agenda-Erfolge - weniger Arbeitslose, mehr wirtschaftliche Stärke -  
stolz zu sein, herrschte viel Distanz zu sich selbst. Nun gibt die  
Partei vor, ihren Frieden mit den Reformen der Schröder-Ära gemacht  
zu haben. Nur hier und da würden sie ein wenig korrigiert. Doch das  
gestern verabschiedete Wahlprogramm spricht eine radikalere Sprache.  
Sicher lässt sich mit sozialer Gerechtigkeit punkten. Aber offenbar  
fällt es vielen Bürgern schwer, der SPD den strammen Schwenk nach  
links abzunehmen. Das Wir ist in Not. Dies mag auch am  
Kanzlerkandidaten liegen, der in Augsburg mit einer geschickten,  
gefühlsbetonten Rede zwar seine Genossen zu überzeugen vermochte,  
aber für den Rest der Bevölkerung ein problematischer Kandidat  
bleibt. Als Rächer der Armen und Abgehängten wird sich Peer  
Steinbrück bis Ende September jedenfalls kaum profilieren können.  
Dazu stecken seine stattlichen Vortragshonorare und die unglücklichen 
Äußerungen über Kanzlergehalt, aber auch seine politische Praxis als  
Bundesfinanzminister der Großen Koalition zu sehr im kollektiven  
Bewusstsein. Freilich ist damit noch nicht gesagt, dass Merkel am  
Ende Kanzlerin bleibt. Denn auch die Union kämpft mit  
Schwierigkeiten. Das Bestreben ihrer Spitzenfrau, möglichst  
unangreifbar zu sein und über den politischen Wolken zu schweben,  
bringt zwangsläufig einen schläfrigen Wahlkampf mit sich. Man glaubt  
sich zu sicher. Daraus erwächst für die C-Parteien ein  
Mobilisierungsproblem. Das ist umso gefährlicher, als sich  
Euro-kritische Gruppierungen wie die gestern gegründete "Alternative  
für Deutschland" anschicken, in den Gefilden der Union zu wildern.  
Zum Schluss könnte es deshalb ziemlich knapp zu gehen. 
 
 
 
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