(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg)zu Entscheidungen der Fifa und der Uefa

Geschrieben am 01-04-2013

Regensburg (ots) - Katar ja, Winter nein

von Jürgen Scharf, MZ

Die Legende besagt, dass der ehemalige deutsche
Fußball-Bundestrainer Berti Vogts in der Halbzeitpause eines Spiels
bei der EM 1992 eine knallige Ansprache in der Kabine gehalten hat.
Unzufrieden mit dem Einsatz seiner Spieler, habe er diese daran
erinnert, "dass das hier kein Jugendturnier ist" - sondern eine
Europameisterschaft. Vielleicht sollte Vogts diese Ansprache in
diversen Gremien von Fifa und Uefa wiederholen. Die Entscheidungen
der hohen Herren der beiden Fußball-Verbände lassen den Verdacht
aufkommen, dass sie ihre Großereignisse in der Tat wie kleine
Kirmesturniere für Juniorenteams verschachern. Das sind sie aber
nicht. Etwa eine Milliarde Menschen, so wird geschätzt, sehen bei
einem WM-Finale rund um den Globus am Fernseher zu. Bei einem
EM-Finale ist die Begeisterung ähnlich groß. Beide Turniere sind
Sportereignisse, die Menschen auf der ganzen Welt miteinander
verbinden. Dass dabei auch viel Geld umgesetzt wird, versteht sich
von selbst. Fußball ist aber nicht nur Emotion, Event und Erlös.
Fußball ist auch Tradition. Es ist ganz und gar nicht egal, ob ein
Spiel in Hinterduxdorf oder in symbolträchtigen Orten der
Fußball-Geschichte wie Madrid, Rom oder Mexico City stattfindet. Das
beste Beispiel dafür ist die Weltmeisterschaft 2014, auf die sich so
viele Menschen freuen: ganz einfach, weil sie im fußballverrückten
Brasilien stattfindet. Ob sich die Menschen auf die Weltmeisterschaft
2022 in Katar genauso freuen werden? Bis zum Jahr 1990 verfuhr der
Weltverband Fifa nach einem einfachen Prinzip: In Europa und
Südamerika leben die meisten Fußball-Fans, deswegen wechseln sich
beide als WM-Veranstalter alle vier Jahre ab. 1994 wurde dies zum
ersten Mal unterbrochen, als die USA den Zuschlag erhielten. Und das
war nicht die schlechteste Entscheidung. Auf ewig konnte nicht an der
Fußball-Erbmonarchie festgehalten werden. Die Fifa wollte neue Wege
gehen. Das war legitim. 2002 gab es dann erstmals eine WM in Asien
und 2010 eine in Afrika. Vor beiden Turnieren wurde viel geunkt -
aber Fußball gespielt wurde dann doch ganz normal. Derzeit
übertreiben es Fifa wie Uefa mit dem Pioniergeist aber. Katar erhielt
den Zuschlag für die WM 2022. Natürlich ist es auch der arabischen
Welt zu gönnen, einmal dieses Großereignis vor der Haustür zu haben.
Allerdings ranken sich bis heute böse Mauscheleigerüchte um die
Vergabe. Und geradezu grotesk ist das Geschachere, das seit Monaten
um den Zeitpunkt des Turniers abläuft und die Frage aufwirft, ob die
Fifa-Offiziellen ihre Entscheidung im Halbschlaf getroffen haben.
Scheinbar fiel einigen Jury-Mitgliedern erst nach dem Votum auf, dass
50 Grad im Schatten, wie sie im Sommer in Katar herrschen, nicht so
toll für Leistungssport sind. Und an klimatisierte Stadien, wie sie
das Emirat in seiner Bewerbung vorgestellt hatte, will plötzlich
keiner mehr so Recht glauben. Hinz und Kunz fordert nun, dass die WM
auf die Wintermonate vorgezogen wird. Dafür müsste nichts weniger als
der internationale Spielkalender umgestellt werden. Ähnlich kuriose
Blüten treiben die Innovationen der europäischen Uefa. 2020 wird die
Kontinentalmeisterschaft statt in einem Land in ganz Europa
ausgetragen. Dies wurde harsch kritisiert. Angeblich gehe durch die
Ortswechsel das Flair verloren. Hier sollte man abwarten: Der Gedanke
eines bei einem Fußball-Turnier vereinten Europas hat durchaus
Charme. Die andere Entscheidung der Uefa, das Teilnehmerfeld von 16
auf 24 Mannschaften anzuheben, lässt einen dagegen ratlos zurück.
Knapp die Hälfte aller Mitgliedsländer der Uefa darf nun in der
Endrunde mitspielen. Warum nicht gleich alle? Beiden Fußballverbänden
ist zu wünschen, dass sie bei ihren nächsten Ideen mit etwas
ruhigerer Hand agieren. Und der Firlefanz um eine Winter-WM 2022
sollte schleunigst beendet werden. Große Fußball-Turniere gehören in
die Jahresmitte! Punkt. Letztlich finanzieren die Fans das Spektakel
und die haben ein Recht auf Tradition. Auch wenn die Fußballer auf
dem Rasen schwitzen müssen.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

455592

weitere Artikel:
  • Opferverbände kritisieren Versorgung von Gewaltopfern / Rechtsmedizi-nische Versorgung nicht flächendeckend / "Report Mainz", heute, 2. April 2013, 21.45 Uhr im Ersten Mainz (ots) - Nach Ansicht von Rechtsmedizinern und Opferverbänden gibt es für Gewaltopfer keine flächendeckende Versorgung mit rechtsmedizinischen Instituten. Das berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" (heute, 2.4., 21.45 Uhr im Ersten). In der Folge landeten Gewaltopfer bei Haus- oder Klinikärzten, wo ihre Verletzungen häufig nicht gerichtsfest dokumentiert würden. "Der größte Teil der Gewaltopfer wird momentan nicht einer rechtsmedizinischen Untersuchung zugeführt oder hat keine Möglichkeit so eine zu bekommen, mit mehr...

  • HSV-Presseservice: Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg Hamburg (ots) - Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit laden wir Sie recht herzlich zur Pressekonferenz mit Spieler Marcell Jansen und Trainer Thorsten Fink vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg (06. April 2013, Anstoß: 18:30 Uhr) ein. Die Pressekonferenz findet am kommenden Donnerstag, 04. April 2013, um 12:00 Uhr im Pressekonferenzraum der Imtech Arena statt. Pressekontakt: Hamburger Sport-Verein e.V. Mediendirektor Jörn Wolf E-Mail: presse@hsv.de Akkreditierungen: Hamburger Sport-Verein e.V. E-Mail: akkreditierung@hsv.de mehr...

  • Weser-Kurier: Zur Lage beim Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Es ist gar nicht so einfach, einen Klub in der Fußball-Bundesliga zu etablieren. Nicht mal, wenn ein Milliardär wie Dietmar Hopp sich das vornimmt und 250 Millionen Euro in das Projekt pumpt. Oder 350 Millionen, die Schätzungen liegen da ein wenig auseinander. Hoffenheim spielt zwar noch in der ersten Liga. Aber erstens liegt die Betonung auf noch. Zweitens kann von Etablieren keine Rede sein. Blamieren - das ist das Verb, das zu diesem Klub derzeit am besten passt. Erst tauscht die TSG gleich dreimal innerhalb einer mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zur "TSG 1899 Hoffenheim" Regensburg (ots) - Gescheitert! von Jürgen Scharf Kopf- und nahezu punktlos dümpelt die TSG 1899 Hoffenheim im Tabellenkeller der Bundesliga herum. Für Aufsehen sorgt der Verein nurmehr mit regelmäßigen Chaos-Meldungen. Nun müssen Marco Kurz und Andreas Müller schon wieder gehen. Mal schauen, ob es der neue Coach Markus Gisdol bis Saisonende schafft. TSG 1899 Hoffenheim - das war einmal ein Fußball-Märchen, und der Held dieses Märchens hieß Dietmar Hopp. Der hatte in jungen Jahren für die TSG gegen den Ball getreten. Später, mehr...

  • Schweinsteiger mahnt trotz 2:0: "Hätten ein Tor mehr machen müssen" Unterföhring (ots) - Die wichtigsten Stimmen zum Viertelfinal-Hinspiel der Champions League, FC Bayern München - Juventus Turin (2:0), bei Sky. Bastian Schweinsteiger (FC Bayern) über die Ausgangslage: "Es war nicht einfach, weil die Italiener eine interessante Taktik haben, die in der Bundesliga gar nicht gespielt wird. Die zwei zentralen Mittelfeldspieler stehen sehr hoch, Bonucci ist fast ein Libero. Dafür haben wir es gut gemacht. Mein Gefühl sagt mir: Wir hätten ein Tor mehr machen müssen, wir hatten die Chancen dazu. Denn mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Sport-News

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

HSV-Presseservice: Neue Ausrüstung für die Saison 2006/2007 - HSV und PUMA stellen neue HSV-Trikots vor

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht