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Studie des Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach: "Was ist gerecht?" / Chancen sind der entscheidende Faktor für Gerechtigkeit

Geschrieben am 14-02-2013

Berlin (ots) - Im Mittelpunkt einer gerechten Gesellschaft steht
für die Deutschen die Chancengerechtigkeit. Dies ist das zentrale
Ergebnis einer Untersuchung, die das Institut für Demoskopie
Allensbach (IfD Allensbach) im Auftrag der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft (INSM) durchgeführt hat. "Für 90 Prozent der
Befragten ist das Ziel, allen Kindern gleiche Bildungschancen zu
geben, ausschlaggebend für soziale Gerechtigkeit", so Hubertus
Pellengahr, Geschäftsführer der INSM. Vergleicht man die
unterschiedlichen Gerechtigkeitsdimensionen, steht die Verteilung von
Einkommen und Vermögen nicht im Vordergrund. "Chancengerechtigkeit
hat für die Bürger mit Abstand den größten Stellenwert, gefolgt von
Familien- und Leistungsgerechtigkeit", sagt Prof. Dr. Renate Köcher,
Geschäftsführerin des IfD Allensbach.

In Deutschland diskutieren die Parteien derzeit kontrovers das
Thema soziale Gerechtigkeit. Mit gutem Grund wie die Umfrage zeigt,
denn beinahe 70 Prozent der Deutschen empfinden eine wachsende
Gerechtigkeitslücke. Die müsse nicht von der Wirtschaft, sondern von
der Politik geschlossen werden. Dieser Meinung sind 65 Prozent der
Befragten. "Schon Ludwig Erhard wies darauf hin, die Aufgabe der
Wirtschaft sei der ökonomische Erfolg und damit die Schaffung von
finanziellen Spielräumen, die es erlauben, sozialen Ausgleich
herzustellen", erklärt Pellengahr. Doch die Politik kommt ihrer
Aufgabe in den Augen der Befragten nur unzureichend nach. Knapp zwei
Drittel sehen die Politik vielmehr als Verursacher von mehr
Ungleichheit.

Was ist zu tun? Darüber hat die große Mehrheit der Deutschen klare
Vorstellungen und auch hier ist das zentrale Kriterium die
Chancengerechtigkeit. Besonders viel versprechen sich die Bürger von
einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, z.B. von besseren
Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder und von Maßnahmen, mit denen
Schüler im Bildungssystem besser auf das Berufsleben vorbereitet
werden. Pellengahr: "Bildung ist vorsorgende Sozialpolitik:
Deutschland leistet sich zu viele Schulabbrecher und Menschen ohne
abgeschlossene Ausbildung. Mehr Gerechtigkeit entsteht durch gleiche
Bildungschancen. Hier muss die Politik ihren Ankündigungen endlich
Taten folgen lassen, statt auf rückwärtsgewandte Steuerdiskussionen
oder populistische Umverteilungsforderungen zu setzen." Von der
Einführung einer Frauenquote für Spitzenpositionen verspricht sich
die Mehrheit keinen nennenswerten Beitrag zur Chancengerechtigkeit.
Auf klare Ablehnung trifft das Betreuungsgeld: Nur 21 Prozent halten
es für geeignet, mehr Gerechtigkeit herzustellen.

In Bezug auf die Sicherung der Leistungsgerechtigkeit auf dem
Arbeitsmarkt hält es die Bevölkerung vor allem für wichtig, das
sogenannte Abstandsgebot zu wahren. Wer arbeite, solle deutlich mehr
verdienen als derjenige, der nur von staatlicher Unterstützung lebe.
Dieser Meinung sind 81 Prozent der Befragten. 36 Prozent der
Befragten finden, dass die Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt
abgenommen habe. "Die Bewertung ist bemerkenswert, berücksichtigt
man, dass sich die Beschäftigungschancen vieler durch die stabile
deutsche Konjunktur verbessert haben. Mehr Menschen denn je gehen
einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Wir sind der
Überzeugung, dass die Agenda-Reformen fair und gerecht sind. Ihnen
verdanken wir zu einem wesentlichen Teil unsere derzeitige Stabilität
- ohne die all die soziale Leistungen gar nicht finanzierbar wären",
so Pellengahr.

Die Meinungen zum Thema Steuern sind im Gegensatz zu den anderen
Politikfeldern geteilt. Etwa die Hälfte der Befragten spricht sich
für erhöhte Steuern auf Unternehmensgewinne, eine Erhöhung des
Spitzensteuersatzes oder eine Vermögenssteuer aus. Hier ist
naturgemäß die Zustimmung umso größer, je weniger die Befragten davon
selbst betroffen wären. Große Einkommensunterschiede an sich halten
nur wenige für problematisch. Nur neun Prozent der Bevölkerung halten
eine Gesellschaft für gerecht, in der es keine großen
Einkommens-unterschiede gibt. "Die große Mehrheit möchte keine
egalitäre Gesellschaft, sondern akzeptiert soziale Unterschiede -
aber unter der Bedingung, dass auch, vor allem über politische
Maßnahmen, ein sozialer Ausgleich erfolgt", erläutert Prof. Köcher.

Jedoch glauben laut Umfrage nur 43 Prozent, dass die Soziale
Marktwirtschaft soziale Gerechtigkeit ermöglicht. "Die
Marktwirtschaft wird nicht wegen ihrer Freiheitsspielräume akzeptiert
und unterstützt, sondern wegen der Hoffnung und Erfahrung, an den
Erfolgen der Marktwirtschaft teilhaben zu können. Hier muss der Staat
ansetzen. Nur eine effektive Bildungspolitik schafft die
Voraussetzungen für Chancen, Teilhabe und damit für mehr Wohlstand
und ein zukunftsfähiges Deutschland", fordert Pellengahr. Die
Parteien sollten die vorliegenden Ergebnisse nutzen, um zu
überprüfen, inwieweit ihre Wahlprogramme für mehr soziale
Gerechtigkeit auch den Erwartungen der Wählerinnen und Wähler
entsprechen.

Untersuchungsdesign:

Die Studie "Was ist gerecht?" des IfD Allensbach beschäftigt sich
umfassend mit den verschiedensten Aspekten von Gerechtigkeit aus
Sicht der Bevölkerung. Sie stützt sich auf zwei Bevölkerungsumfragen
mit einem repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung ab 16
Jahre: 1.847 Face-to-Face-Interviews, durchgeführt zwischen dem 1.
und 13. Dezember 2012, und 1.653 Face-to-Face-Interviews,
durchgeführt zwischen dem 5. und 18. Januar 2013.

Die Umfrage und eine Management Summary inklusive Grafiken finden
Sie unter www.insm.de/Gerechtigkeit

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein
überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Sie wirbt für die Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft in
Deutschland und gibt Anstöße für eine moderne marktwirtschaftliche
Politik. Die INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und
Elektro-Industrie finanziert.



Pressekontakt:
Florian von Hennet, Tel. 030 27877-174, hennet@insm.de


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