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Mineralöl und andere Schadstoffe in Lebensmittelverpackungen: Aigner verschweigt alarmierende Studienergebnisse über Gesundheitsgefahren - 250 Substanzen aus Altpapier können in Lebensmittel übergehen

Geschrieben am 03-12-2012

Berlin (ots) - Einer Studie des Bundesverbraucherministeriums
zufolge sind die Gesundheitsgefahren durch Lebensmittelverpackungen
aus Altpapier weitaus größer als bisher bekannt. Darauf wies die
Verbraucherorganisation foodwatch heute in Berlin hin, nachdem
Ministerin Ilse Aigner der Öffentlichkeit die Ergebnisse des von ihr
selbst initiierten, bereits vor sechs Monaten abgeschlossenen
Forschungsprojekts über Schadstoffe in Recyclingkartons verschweigt.

Die vom Ministerium beauftragten Wissenschaftler stellten hohe
Mengen krebsverdächtiger Mineralölbestandteile, wie sie die Stiftung
Warentest in Schokolade aus Adventskalendern gemessen hatte, auch in
vielen anderen Lebensmitteln fest - unter anderem in Reis, Gries,
Backmischungen oder Frühstückscerealien. Neben Mineralöl könne zudem
eine "enorme Zahl" anderer, potenziell gefährlicher Stoffe aus dem
Recyclingpapier auf die Produkte übergehen, heißt es in der
Aigner-Studie. Die Forscher identifizierten mehr als 250 Substanzen,
die aus den Kartons in die Lebensmittel übergehen können, darunter
krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK),
Klebstoffe, Weichmacher und Photoinitiatoren. Viele Stoffe konnten
zudem noch nicht bestimmt und auf ihre Risiken hin überprüft werden.
Der 204 Seiten umfassende Abschlussbericht der Studie ist nur auf
einer versteckten Internetseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung publiziert, in der Reaktion auf den
Adventskalender-Test der Stiftung Warentest ging die Ministerin nicht
auf die alarmierenden Ergebnisse ihrer eigenen Untersuchung ein.

Die Aigner-Studie belegt auch, dass der von der
Bundesverbraucherministerin erwogene Grenzwert für Mineralöl in
Verpackungen für den Gesundheitsschutz der Verbraucher nicht
ausreicht. "Die Ministerin doktert an einer Höchstgrenze für
Mineralölbestandteile herum und hält gleichzeitig eine Studie unter
Verschluss, die zu einem eindeutigen Ergebnis kommt: In der
derzeitigen Form sind Recyclingkartons für Lebensmittel wegen einer
Belastung mit einer dreistelligen Zahl von Substanzen schlicht
ungeeignet", kritisierte der stellvertretende
foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt. "Die Lehre aus der
Aigner-Studie lautet: Altpapier darf nur dann für
Lebensmittelverpackungen verwendet werden, wenn die Produkte durch
eine Trennschicht vor gesundheitsgefährdenden Substanzen aus der
Verpackung geschützt werden. Das muss die Ministerin jetzt per Gesetz
vorschreiben."

Zu diesem Fazit kommen auch die vom Bundesverbraucherministerium
beauftragten Wissenschaftler. In der Zusammenfassung der
Aigner-Studie heißt es: "Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass
die Konzentrationen bekannter Kontaminanten im Recyclingkarton kaum
ausreichend gesenkt werden können. Die enorme Vielfalt potentiell
migrierender Stoffe lässt zudem keine verlässliche Bestätigung der
lebensmittelrechtlichen Konformität und Unbedenklichkeit zu. Die
Einführung einer Barriereschicht für Verpackungen mit Recyclingkarton
erscheint daher unverzichtbar."

Bei der Studie handelt es sich um den auf den 30. Mai 2012
datierten Abschlussbericht eines mehr als zweijährigen
Forschungsprojektes zum "Ausmaß der Migration unerwünschter Stoffe
aus Verpackungsmaterialien aus Altpapier in Lebensmitteln", vorgelegt
vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart, der
Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen
des Freistaats Sachsen, der Technischen Universität Dresden sowie dem
Kantonalen Labor Zürich.

Bereits jetzt sind Lebensmittelhersteller gesetzlich verpflichtet,
nur sichere Produkte auf den Markt zu bringen. Die Unbedenklichkeit
ihrer Verpackungen müssen sie den Behörden auf Nachfrage nachweisen
(EU-Verordnung 2023/2006 zur "Guten Herstellungspraxis") - bislang
verzichten die Behörden jedoch offenbar auf die Einholung
entsprechender Nachweise. foodwatch forderte die Überwachungsbehörden
erneut auf, diese Nachweise unverzüglich von den Herstellern der
Adventskalender aus dem Test der Stiftung Warentest sowie von
Herstellern anderer laut Studie besonders kritischer Lebensmittel zu
verlangen und zu veröffentlichen. Kann ein Hersteller nicht
nachweisen, dass aus der Verpackung keine gesundheitsgefährdenden
Substanzen ins Lebensmittel gelangen können, muss die zuständige
Behörde die Ware aus dem Regal nehmen.

Redaktioneller Hinweis:

Aigner-Studie zum Download sowie Kurzfassung der wichtigsten
Ergebnisse: www.foodwatch.de/presse/pressearchiv/2012/bmelv_studie/



Pressekontakt:

foodwatch e.V.
Christiane Groß
E-Mail: presse@foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 290
Fax: +49 (0)30 / 24 04 76 - 26


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