(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Gerechtere Abschlüsse - Leitartikel

Geschrieben am 19-10-2012

Leutkirch (ots) - Endlich bewegen sie sich! Die Kultusminister
wollen Abiturarbeiten bundesweit vergleichbar machen. Nicht ganz
freiwillig, sondern nach massivem Druck von Eltern, Lehrern und
Schülern. Denn die Mobilität innerhalb Deutschlands wächst - und
damit die Wut derer, die es absolut nicht verstehen können, wenn ihre
Kinder in verschiedenen Bildungswelten aufwachsen müssen. Was einst
als Vielfalt gedacht war, hat sich längst zur Bremse entwickelt. Die
Missstände drohen, den Bildungsföderalismus insgesamt ad absurdum zu
führen. Viele sprechen sich schon für ein zentrales Schulsystem aus.
Das wäre schade, denn Wettbewerb belebt auch das Geschäft. Die Ära
der Kleinstaaterei im Bildungswesen aber muss vorbei sein. Seit 1949
streben die Kultusminister die Vergleichbarkeit von Zeugnissen und
Abschlüssen an. Höchste Zeit, dass sie Ernst damit machen. Gemeinsame
Bildungsstandards für die Kernfächer zu verabreden, das ist keine
Revolution. Aber immerhin ein kleiner Schritt in die richtige
Richtung. Wenn über Studienplätze manchmal Zehntel-Noten entscheiden,
ist es einfach ungerecht, wenn sich Bayern oder Baden-Württemberger
mehr anstrengen müssen als Bremer oder Hamburger. Heißt das Motto
jetzt "runter mit dem Niveau, damit jeder drauf kann?" Ein bisschen
schon. Das Versprechen, dass sich am Ende keiner verschlechtert, wird
kaum zu halten sein. Man kann sich am Besten oder am Schlechtesten
orientieren. Viel spricht aber dafür, dass bei der Ausgestaltung der
Standards weder Bayern noch Bremen maßgeblich sind, sondern ein
Mittelweg gesucht wird. Der bedeutet für den Süden eine leichte
Absenkung des Niveaus. Doch wäre das wirklich so schlimm? Die Länder
können ja nach wie vor eigene Schwerpunkte setzen. Und Schülern ist
es unbenommen, über den Lehrplan hinaus etwas zu tun. Angst, dass
bundesweit alles nivelliert wird, muss so schnell niemand haben.
Solange die Länder über die Schulen wachen, wird es Wettbewerb geben,
werden immer wieder eigene Rezepte gesucht.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

424143

weitere Artikel:
  • Trierischer Volksfreund: Einigung auf gemeinsame Standards beim Abitur - Leitartikel Trierischer Volksfreund, 20.10.2012 Trier (ots) - Der Fortschritt sei eine Schnecke, befand einst Günter Grass. Gemessen an der deutsch-föderalen Bildungsbürokratie sind die schleimigen Weichtiere geradezu Rennpferde. Schnecken bewegen sich langsam, aber kontinuierlich, und sie machen wenig Wind. Bildungspolitiker hingegen sind Spezialisten darin, bei minimaler Bewegung möglichst viel Wallung zu erzeugen. So gesehen müsste man sich über die heutige Absichtserklärung, einheitliche Standards für das Abitur einzuführen, schon fast freuen. Es ist immerhin ein Schritt, mehr...

  • Westfalenpost: KORREKTUR Abitur - Vom Studieren im deutschsprachigen Ausland korrigiert: lautmalerisch statt wortmalerisch Hagen (ots) - Lange nichts gehört von der Kultusministerkonferenz, jener Runde, der wir die Rechtschreibreform und allerlei Chaos in Lehrplänen zu verdanken haben. Denn in der KMK, die schon lautmalerisch nach Behörde und Bürokratie klingt, trafen sich die Schulminister der Länder, um sich über gemeinsame Probleme auszutauschen - und um dann jeweils unterschiedliche Schlüsse in ihrem Bundesland zu ziehen. Lassen wir den Spott beiseite. Diesmal ist der KMK ein vernünftiger Schritt zu bescheinigen. Beileibe kein Durchbruch, aber immerhin mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Neues Abitur Langsam mit den jungen Pferden BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Ein Einheitsabitur wird es in Deutschland auch weiterhin nicht geben. Und das ist gut so. Zentrale Prüfungen mögen für Puristen der Messbarkeit jeder Art von Leistung ihren Charme haben, pädagogisch sinnvoll sind sie nur begrenzt. Bestes Beispiel ist das vermeintlich so leistungsstarke Bayern. Dort machen Schüler nach Klasse vier ein sogenanntes Grundschulabi, die Zahl der Nobelpreisträger oder Spitzenmediziner, die das Land "produziert", ist aber nicht größer als in NRW. Dennoch wird Deutschlands Bildungslandschaft mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Nationalelf und Europa in der Krise Politik und Spiele JOHANN VOLLMER Bielefeld (ots) - Die wirklich historischen Ereignisse fasst der Volksmund im Ruhrpott in fünf kleine Worte zusammen: "Dat erzähl ich meine Enkel." Es mag Wichtigeres geben als eine verspielte 4:0-Führung der Fußball-Nationalmannschaft, dennoch wird aus dem Jahr 2012 wohl weniger das Euro-Rettungspaket oder der Friedensnobelpreis für die Europäische Union in Erinnerung bleiben als das im wahrsten Sinne denkwürdige 4:4 der DFB-Auswahl gegen Schweden. Geschichte wird in den seltensten Fällen von Politikern gemacht, aber sie sind wie mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Prozesse / Somalia / Piraten Osnabrück (ots) - Täter und Opfer zugleich Vor rund 600 Jahren soll Seeräuber Klaus Störtebeker in Hamburg geköpft worden sein. Nun endete in der Hansestadt der erste Piratenprozess auf deutschem Boden seit Jahrhunderten. Die Richter verhängten in dem fairen Mammutverfahren gegen zehn Somalier Haftstrafen von bis zu sieben Jahren. Sie hatten den deutschen Frachter "Taipan" gekapert, die Mannschaft in Geiselhaft genommen und versucht, Lösegeld zu erpressen. Dass die Matrosen mit dem Leben davonkamen, war dem Einsatz niederländischer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht