(Registrieren)

Patientenrechte, sektorübergreifende Zusammenarbeit und GOÄ

Geschrieben am 12-10-2012

München/Augsburg (ots) - Dr. Klaus Ottmann, Vizepräsident der
Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), stellte seine Topthemen zum 71.
Bayerischen Ärztetag in Augsburg vor.

"Laut Regierungsbegründung sollen mit dem geplanten
Patientenrechtegesetz eine verbesserte Patienteninformation und vor
allem die Rechte der Patienten gegenüber den Leistungsträgern
gestärkt werden", erklärt der Vizepräsident der Bayerischen
Landesärztekammer, Dr. Klaus Ottmann, im Vorfeld des 71. Bayerischen
Ärztetages in Augsburg. Bislang sehe der Gesetzentwurf eine
Kodifizierung des bisherigen Behandlungs- und Arzthaftungsrechts im
Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) vor. Die Förderung einer
Fehlervermeidungskultur wie eine Stärkung der Verfahrensrechte bei
Behandlungsfehlern sei geplant. Die ursprünglichen Bestrebungen der
A-Länder zu einer umfassenden Beweislastumkehr hätten im derzeitigen
Regierungsentwurf zum Glück keinen Niederschlag gefunden, was die
Ärzteschaft ausdrücklich begrüße, so Ottmann. Dafür werde aber
diskutiert, den Begriff "grobe Fahrlässigkeit" enger zu definieren.

Strittige Themen seien nach wie vor der Patientenbrief, eine
Regelung bezüglich der Informationspflicht bei Individuellen
Gesundheitsleistungen (IGeL) und der Härtefallfonds. Der BLÄK-Vize
spricht sich für die Einführung eines verschuldensunabhängigen
Hilfsfonds nach ärztlicher Behandlung aus. Schwere, schicksalhafte
Verläufe nach medizinischen Behandlungen bräuchten
Ausnahmeregelungen, so Ottmann. Die Bundesregierung lehnt die
gesetzliche Verankerung eines schadensunabhängigen Hilfsfonds
entgegen der bisherigen Stellungnahme der A-Länder weiterhin ab.

Ottmann nimmt auch das am 1. Januar 2012 in Kraft getretene
GKV-Versorgungsstrukturgesetz (VStG) ins Visier: "Durch die in § 116b
Sozialgesetzbuch (SGB) V geregelten Rahmenempfehlungen zwischen
Krankenkassen, Krankenhäusern und Vertragsärzten können wir die
sektorübergreifende Zusammenarbeit langfristig stärken. Die
Richtlinien dazu erlässt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), sie
liegen derzeit leider noch nicht vor", erklärt der BLÄK-Vize. Auch
durch die Neuregelung des § 115b SGB V sei es Vertragsärzten nun
erlaubt in Krankenhäusern ambulant zu operieren. Dabei wurde auch §
115a SGB V so geändert, dass hierzu beauftragte Vertragsärzte in den
Räumen des Krankenhauses oder in einer Arztpraxis Leistungen im
Rahmen der vor- und nachstationären Behandlung für das Krankenhaus
erbringen können. "Damit kommen wir einer stärkeren Verzahnung der
Sektoren ein gutes Stück näher", zeigt sich Ottmann überzeugt.

Im Rahmen der derzeitigen Diskussion um Transplantationen
berichtet der Vizepräsident von der Arbeit der sechs in Bayern
angesiedelten Lebendspendekommissionen. Für jedes
Transplantationszentrum, das Lebendspenden durchführt, ist jeweils
eine eigene Kommission zuständig. 2010 gab es 126 Anhörungen, 2011
stieg die Anzahl der Anhörungen auf 179. In nur zirka ein bis zwei
Prozent der Anhörungen würden Anträge auf Lebendspenden abgelehnt.
"Nach einer deutlichen Steigerung der Lebendspendetransplantationen
im Jahr 2011 müssen wir leider jetzt schon feststellen, dass aufgrund
der laufenden Diskussionen die Anträge auf Lebendspende im Jahr 2012
bereits dramatisch zurückgegangen sind", so Ottmann.

Zu den momentanen Verhandlungen über die geplante Reform der
Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) berichtet der Vizepräsident, dass
eine neue GOÄ in dieser Legislaturperiode nicht mehr erwartet werden
könne. Die Verhandlungen mit der Privaten Krankenversicherung seien
derzeit zum Stillstand gekommen. Die Bundesärztekammer werde jedoch
eine komplette, dem aktuellen medizinischen Standard entsprechende
betriebswirtschaftlich berechnete neue GOÄ dem
Bundesgesundheitsministerium vorlegen.

Weiterhin sprach sich Ottmann dafür aus, die in den Medien
kursierenden Meldungen über Zuweisungen gegen Entgelt verstärkt
kritisch zu hinterfragen. Allerdings gestalte sich ein Abgrenzen von
vertragsärztlicher Tätigkeit zu gleichzeitigen gewerblichen
Engagements immer schwieriger. "Wir wollen den 71. Bayerischen
Ärztetag in Augsburg nutzen, um die zunehmende Industrialisierung
innerhalb der Medizin ausführlich zu diskutieren". Die Auswüchse
eines verordneten Wettbewerbsgedankens im System dürften nicht auf
dem Rücken der Ärztinnen und Ärzte ausgetragen werden. Fehlanreize,
die zu Lasten der Patientenversorgung gingen, lehne die Ärzteschaft
kategorisch ab.



Pressekontakt:
Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
E-Mail: presse@blaek.de
www.blaek.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

422691

weitere Artikel:
  • Prävention und ärztliche Fortbildung in Bayern München/Augsburg (ots) - Prävention "Prävention und Gesundheitsförderung sind lohnenswerte Investitionen in die persönliche Gesundheit und bewirken auch einen nachhaltigen gesamtgesellschaftlichen Nutzen", erklärte Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Vorfeld des 71. Bayerischen Ärztetages. Im vergangenen Jahr hat die BLÄK ihre Aktivitäten in der Prävention weiter intensiviert. Besonders das im Herbst 2011 gestartete Präventionsprojekt "Rezept für Bewegung" sei gut angelaufen. In einer mehr...

  • Tempi passati - der Arzt um die Ecke? München/Augsburg (ots) - Wie wird in ein paar Jahren die ambulante und stationäre medizinische Versorgung in Bayern aussehen? Aktuellen Prognosen zufolge ist der "Arzt um die Ecke" ein Auslaufmodell. Stattdessen werden Patientinnen und Patienten künftig weitere Wege zurücklegen, um die nächste Arztpraxis zu erreichen. Dies trifft vor allem für ländliche Regionen zu. Die Bayerische Staatsregierung hält dagegen mit dem Förderprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum mit dem Ziel, die flächendeckende, mehr...

  • +++Änderung Überschrift+++ Bouffier (CDU): Rentenbeitragssenkung konjunkturpolitisch richtige Maßnahme Bonn (ots) - Volker Bouffier (CDU) hat sich im PHOENIX-Interview für eine Senkung der Rentenbeiträge zum Januar 2013 ausgesprochen: "Die Gesetzeslage spricht für die Senkung. Das was wir jetzt machen steht im Gesetz." Durch schrumpfende Exporte sei ein Ausgleich für die deutsche Wirtschaft notwendig, so der hessische Ministerpräsident. "Wir sehen, dass die Konjunktur durch viele Ereignisse zurückgeht, im Süden Europas, Amerika und in China. Da ist ein Land wie Deutschland, das sehr stark exportorientiert ist, darauf angewiesen, dass mehr...

  • Tiroler Health & Life Sciences Universität UMIT startet mit positiver Bilanz ins neue Studienjahr Hall in Tirol (ots) - Überaus positive Zahlen präsentierte die Rektorin der Tiroler Health & Life Sciences Universität UMIT, Univ.-Prof. Dr. Christa Them, im Rahmen eines Pressegespräches anlässlich des Starts des 12. akademischen Studienjahres der Haller Universität. So viele Studierende wie noch nie, nämlich 1590, haben Anfang Oktober am UMIT-Campus in Hall und an der UMIT-Studienzentrale in Wien das Studienjahr 2012/13 in Angriff genommen. Mit 432 Studienanfängern konnte auch bei den Anmeldungen ein neuer Höchstwert erzielt werden. mehr...

  • Europäische Kommission erfreut über Friedensnobelpreis für die Europäische Union Brüssel / Berlin (ots) - Die Europäische Kommission sieht die Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 an die Europäische Union als Ehre und Ansporn. "Das ist eine große Ehre für die 500 Millionen europäischen Bürger, für alle Mitgliedstaaten und die europäischen Institutionen", erklärte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. "Es ist eine berechtigte Anerkennung für ein einzigartiges Projekt, das zum Wohle seiner Bürger und der Welt beiträgt." Die europäische Integration sei von Anfang an ein Friedensprojekt gewesen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht