(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Grundschulstudie: "Auf einen Nenner bringen"

Geschrieben am 05-10-2012

Regensburg (ots) - Wieder ein Spitzenplatz für das bayerische
Schulsystem: Diesmal haben die Grundschüler bewiesen, dass sie
imLändervergleich die Besten im Lesen, Verstehen und Rechnen sind.
Fast ein Schuljahr sind sie Bremen und Berlin, den Schlusslichtern
der aktuellen Bildungsstudie, voraus. Dieses Ranking hat nur bedingt
mit der Intelligenz der Schüler zu tun. Es ist auch nicht
vordergründig mit dem Migrationshintergrund erklärbar. Es ist der
Tatsache geschuldet, dass Bildung Ländersache ist. Weil das
Grundgesetz hier Förderalismus vorsieht, unterliegt jeder Lehrplan,
aber auch die Qualität und Ausstattung der Schulen den politischen
Entscheidungen in den einzelnen Bundesländern. Und die Schüler müssen
ausbaden, dass man Bildung in Deutschland nicht auf einen Nenner
bringen will. Vergleicht man die Bildungsstudien der vergangenen
Jahre, dann zeigt sich die Ungerechtigkeit in den verschiedensten
Aspekten. Wird Wissen abgefragt, dann kann immer der Süden
Deutschlands punkten. Bayern, Baden-Württemberg oder Sachsen teilen
die Spitzenplätze unter sich auf. Geht es um Rahmenbedingungen, dann
haben auch mal andere die Nase vorne, wie jüngst im Bildungsmonitor,
wo Bayern wegen fehlender Ganztagesangebote die rote Laterne
zugewiesen wurde, weit hinter Berlin. Auch beim sogenannten
Akademisierungsgrad kann Bayern nicht mit anderen Bundesländern
mithalten. Während in Bayern nur jeder vierte Schüler die
Hochschulreife erwirbt, sind es in Berlin 39 Prozent! Spätestens hier
drängt sich die Frage auf, warum die Berliner Grundschüler schlechter
lesen, schreiben und rechnen können, aber am Ende in Scharen an die
Hochschulen drängen. Wie lässt sich das erklären? Der Verdacht liegt
nahe, dass es manche Bundesländer ihren Schülern leichter machen.
Bildungsdefizite werden durch leichtere Abiturprüfungen ausgeglichen.
In Bayern müssen sich die Schüler ihr Abitur am G8 dagegen hart
erkämpfen. Die Stofffülle ist seit der Einführung Streitthema
zwischen Kultusministerium, Lehrern und Eltern. Auch die Lehrpläne in
der Grundschule wurden inzwischen dem verkürzten achtjährigen Weg zum
Abitur angepasst und entsprechend vollgepackt. Doch, um auf die
aktuelle Studie zurückzukommen: Die Schüler in Bayern werden mehr
gefordert als Schüler in anderen Bundesländern, was sich dann in sehr
guten Ergebnissen bei einheitlichen Tests wiederspiegelt. Jedes
einzelne Bundesland wird seine eigenen Lehren aus dem Test ziehen. In
Bayern lässt sich aus der Kritik von Lehrerverbänden und Elternschaft
ablesen, in welche Richtung die nun folgende Diskussion geht. Auch
hierzulande sind die Herkunft und das Einkommen der Eltern ein
wichtiger Faktor für den schulischen Erfolg der Kinder.
Ausländerkinder würden nach wie vor ausgegrenzt und Schüler mit
Lernschwierigkeiten erhielten zuwenig Unterstützung, kritisiert etwa
der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) und fordert
deshalb für jede Klasse eine zusätzliche pädagogische Fachkraft. Aber
könnte man sich solche Länderanalysen nicht sparen, sondern gleich
ein einheitliches und verbindliches Schulsystem für ganz Deutschland
entwickeln? Ein Erfolgsrezept ließe sich aus den verschiedenen
Studien ablesen. Die bayerischen Lehrpläne, ein dichtes
Ganztagesangebot wie in Berlin, eine bessere Förderung für Kinder mit
Migrationshintergrund, eine angemessene finanzielle Ausstattung der
Schulen und die Abschaffung der Studiengebühren würden allen Schülern
Chancen eröffnen. Dass sich die Politik nicht darauf einigen will,
dient dem Machterhalt der Länder. Die Leidtragenden sind die Schüler.
Autorin: Isolde Stöcker-Gietl



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

421530

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Chef des Euro-Rettungsfonds zuversichtlich: "Unsere Krisenstrategie wirkt" Düsseldorf (ots) - Der Chef des dauerhaften Euro-Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, hält im Kampf gegen die Schuldenkrise mehr als die Hälfte des Weges für geschafft: "Die Krise ist noch nicht vorbei. Aber wir haben mehr als die Hälfte des Weges bei den nationalen Anpassungslasten geschafft", sagte Regling der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Die Divergenzen zwischen den Euro-Staaten bei Haushalts- und Leistungsbilanzdefiziten verringerten sich seit zwei Jahren. Und die Wettbewerbsfähigkeit in allen mehr...

  • Rheinische Post: Mafia-Jäger spricht vor Bundestags-Ausschuss Düsseldorf (ots) - Der bekannteste italienische Mafia-Jäger, der sizilianische Staatsanwalt Roberto Scarpinato, wird als Sachverständiger in einer Anhörung vor dem Bundestags-Finanzausschuss erwartet. Scarpinato wird nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe) am 22. Oktober in Berlin darüber berichten, wie die Mafia bevorzugt in Deutschland ihr Geld wäscht. Er wurde von den Grünen als Sachverständiger benannt. Anlass der Anhörung ist die geplante Änderung des Geldwäschegesetzes. "Wir wollen mehr...

  • Rheinische Post: Erst zehn Prozent der Rentner zahlen Steuern/ Aufstellung des Bundesfinanzministeriums Düsseldorf (ots) - Nur gut zehn Prozent der rund 20 Millionen Rentner in Deutschland zahlen bisher Steuern. Nach einer Aufstellung des Bundesfinanzministeriums, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe) vorliegt, lag die Zahl der steuerbelasteten Rentner im Jahr 2007 - jüngere Daten aus der Einkommensteuerstatistik liegen dem Ministerium noch nicht vor - bei 2,6 Millionen. Steuerpflichtige Rentner zahlten demnach 19,3 Milliarden Euro an den Fiskus, gut 6,5 Milliarden Euro mehr als 2004. Der größte Teil mehr...

  • Rheinische Post: Bundesbauten werden 240 Millionen Euro teurer als geplant Düsseldorf (ots) - Neun von 13 Neubaumaßnahmen der Bundesregierung werden deutlich teurer als geplant. Die Mehrkosten belaufen sich zusammen auf knapp 240 Millionen Euro. Das geht aus einer Aufstellung des Bundesfinanzministeriums über die Neubauprojekte des Bundes hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe) vorliegt. Demnach steigen die Kosten für die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses wegen Preissteigerungen bei den Baumaterialien von 552 Millionen auf 590 Millionen Euro. Der Neubau des mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: DDR-Geschichte Stasi-Unterlagenchef Jahn bekommt Unterstützung für seinen Campus-Plan Halle (ots) - Die schwarz-gelbe Koalition will den Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, Roland Jahn, bei seinem Vorhaben unterstützen, in der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße einen "Campus der Demokratie" zu errichten. "Ich finde das dem Grundsatz nach vernünftig", sagte der Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Kultur und Medien, Marco Wanderwitz, der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe). "Das ist ein gutes zusätzliches Angebot." Es gebe einen entsprechenden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht