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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan

Geschrieben am 30-09-2012

Bielefeld (ots) - Es gab Zeiten, da bekam ein
Verteidigungsminister Applaus für den Satz »Unsere Sicherheit wird
auch am Hindukusch verteidigt«. Diese Worte von Peter Struck (SPD)
sind im Laufe der Zeit diskussionsbedürftig geworden. Die Gegenwart
hat gezeigt: Unsere Sicherheit wird nicht zuerst in Afghanistan
verteidigt. Wir haben genug damit zu tun, sie in Deutschland zu
erhalten. Sind es doch immer mehr in Deutschland geborene Menschen,
die sich radikalisieren und den Staat unterwandern. Einige stellen
sich im Ausland in den Dienst von El-Kaida, andere schüren religiösen
Hass von Frankfurt, München oder Hamburg aus. Afghanistan als
Brutstätte islamistischen Terrors war einmal. Vielfach entsteht
radikales Gedankengut weit entfernt vom Hindukusch. Der Kampf für
Sicherheit beginnt vor der Haustür. Das wurde zu lange ignoriert -
auch noch, als terrorbereite Islamisten plötzlich im beschaulichen
Sauerland auftauchten. Angesichts von wachsenden Tendenzen der
Radikalisierung in Deutschland wirkt unser Einsatz in Afghanistan
hilflos. Deutsche Soldaten kämpfen knapp 5000 Kilometer von der
Heimat entfernt gegen radikale Fundamentalisten. Ein aussichtsloses
Unterfangen. Gleichzeitig bricht sich die Radikalisierung im eigenen
Land Bahn - nicht nur im islamisch geprägten Umfeld. Rechtsextreme
gehören zur Wahrheit ebenso dazu. Nur ein entschlossenes Vorgehen
gegen diese Entwicklung wird für Sicherheit und Frieden sorgen. Ein
lohnendes Unterfangen. Das dem »Spiegel« vorliegende Geheimpapier des
Bundesnachrichtendienstes (BND) bestätigt ohnehin die
Aussichtslosigkeit des Einsatzes. Die Nato-Strategie, mit Vertrauen
Vertrauen zu erzeugen, geht nicht auf; auch wenn die Bundesregierung
stets die Übergabe der Verantwortung an die afghanische Bevölkerung
unterstreicht. Das Ergebnis ist brutal: Soldaten sterben, weil das
Vertrauen in die heimischen Kräfte überschätzt wird. Es ist ein
ehrbares Ansinnen, den Afghanen wieder Handlungskompetenz übertragen
zu wollen. Doch Kooperation ist in diesem Falle gefährlicher als
Besatzung. Die Afghanen sind längst nicht in der Lage, ihr Land
selbst zu erneuern. Zu festgefahren sind alte Verhaltensmuster,
ethnische Konflikte und Gewaltspiralen. Das liegt keineswegs nur an
El-Kaida. Das Terrornetzwerk ist ein Teil der traurigen Geschichte
des Landes. Das verworrene Geflecht aus Unterstützern radikaler
Kräfte reicht weit darüber hinaus. Jemen und Pakistan sind zwei von
vielen Beispielen. Der Militäreinsatz steckt in einer Zwickmühle. Es
geht nicht mit und nicht ohne Soldaten vorwärts. Es wäre allerdings
ein Gesichtsverlust des Westens, in dieser Situation davonzulaufen.
Deshalb werden zehntausende Soldaten auch nach 2014 in Afghanistan
bleiben müssen - auch deutsche Einheiten. Es ist allerdings die
Pflicht der Bundesregierung, das den Bürgern auch so offen zu sagen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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