| | | Geschrieben am 24-08-2012 Mittelbayerische Zeitung: Beifall für Breiviks Richter
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 Regensburg (ots) - Von Stefan Stark
 
 Viele Leute - nicht nur in Norwegen - hätten sich drakonische
 Strafen aus dem Mittelalter-Folterkeller für Anders Breivik
 gewünscht. Wären seine Taten nicht schon schrecklich genug, ließen
 spätestens die Bilder von einem lächelnden Angeklagten, der nie den
 Hauch von Reue zeigte, die Wut in der Öffentlichkeit überkochen. Die
 Tatsache, dass Breivik dann auch noch mit seinen größenwahnsinnigen
 Verteidigungsversuchen im Nachhinein jedes seiner 77 Opfer verhöhnte,
 macht es auch für ansonsten besonnene Menschen schwer, auf dem Boden
 von Recht und Gesetz zu bleiben. Vor dem emotional so aufgeheizten
 Hintergrund ist der souveräne Umgang der Osloer Richter mit diesem
 Fall umso bemerkenswerter. Sollten Juristen je Anschauungsunterricht
 brauchen, wie man einen rechtsstaatlichen und wegweisenden Prozess
 gegen einen Terroristen und Massenmörder führt, finden sie ihn in
 Norwegen. Selten zuvor stand ein Gericht gleichzeitig unter einem so
 hohen Erwartungsdruck und ständiger öffentlicher Beobachtung. Und
 doch sind Breiviks Richtern während des Mammutverfahrens mehrere
 Kunststücke gelungen, für die sie Applaus verdienen. Denn an den 43
 Gerichtstagen und mit der Urteilsverkündung am Freitag wurde weit
 mehr geklärt als die Schuldfrage. Die Richter verhinderten
 konsequent, dass Breivik den Prozess als Bühne zur Verbreitung seiner
 kruden Theorien benutzen konnte. Vielmehr gelang es ihnen, den Täter
 als gemeinen Mörder zu demaskieren. Gleichzeitig gab das Gericht
 jedem einzelnen der 77 Opfer noch einmal eine Stimme, indem es alle
 Taten bis ins letzte Detail rekonstruierte und durch Zeugen noch
 einmal nachstellte. Beides ist beispielhaft für eine gute Justiz. Für
 die norwegische Öffentlichkeit mag es nach Breiviks Verurteilung
 zunächst am wichtigsten sein, dass sie sich vor ihm in Sicherheit
 fühlen kann. Nach Verhängung der Höchststrafe wird er wohl nie wieder
 mordend durchs Land ziehen. Er wird eine lange Zeit hinter Gittern
 verbringen - vermutlich bis an sein Lebensende. Dafür bedurfte es
 keiner neuer Paragrafen - wie von Scharfmachern gefordert. Denn die
 bestehenden Gesetze Norwegens reichen aus. Von politischer Dimension
 und für die Gesellschaft des Landes wegweisend ist die Feststellung
 der vollen Schuldfähigkeit des Rechtsextremisten. Damit wird Breivik
 nicht für verrückt erklärt und einfach in die Psychiatrie
 abgeschoben. Für Norwegen wäre das die auf den ersten Blick bequemere
 Lösung gewesen. Denn dann hätte man die Anschläge von Oslo und Utøya
 als Amoklauf eines psychopathischen Einzeltäters abhaken können.
 Natürlich stellt sich die berechtigte Frage, ob jemand, der 77
 Menschen kaltblütig tötet, zurechnungsfähig ist. Wer wie Breivik
 zunächst eine Bombe im Regierungsviertel von Oslo zündet, um dann
 mordend durch ein Ferienlager zu ziehen, ist zweifelsfrei nicht
 normal. Aber ist jemand, der seine Wahnsinnstat jahrelang bis ins
 kleinste Detail vorbereitet, sie sogar mit einem ideologischen
 Manifest begründet, einer, der die Folgen seines Handelns nicht
 abschätzen kann? Mit der Feststellung der vollen Schuldfähigkeit
 haben die Richter nun entschieden, dass Breivik ins Gefängnis
 wandert. Damit ist zwar das juristische Kapitel abgeschlossen.
 Gleichzeitig legt das Urteil den Finger in eine Wunde der
 norwegischen Gesellschaft. Indem es anerkennt, dass die Tat einen
 politischen Hintergrund hatte, gibt es der Öffentlichkeit einen
 Auftrag: Sich damit auseinanderzusetzen, dass ein gefährlicher
 Nährboden existiert, auf dem der Hass von Leuten wie Breivik mitten
 in dem vermeintlich so liberalen Land im Verborgenen gedeihen kann.
 Die schreckliche Mischung aus Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
 und Islamophobie kann überall und jederzeit einen Täter wie Breivik
 hervorbringen.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Mittelbayerische Zeitung
 Redaktion
 Telefon: +49 941 / 207 6023
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