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Mieterbund: Schikanen gegen Mieter nehmen zu Immer mehr sozial schwache Mieter werden aus Wohnungen vertrieben / "Report Mainz", 21. August 2012, 21.45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 21-08-2012

Mainz (ots) - Der Deutsche Mieterbund schlägt Alarm: Angesichts
drastisch gestiegener Mieten in Ballungsräumen und Großstädten
versuchten immer mehr Vermieter, Altmieter mit niedrigen Mieten zu
vertreiben, um ihre Wohnungen danach deutlich teurer neu zu vermieten
oder als Eigentumswohnungen gewinnbringend zu verkaufen. Das
berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" des SWR heute, 21.
August 2012, um 21.45 Uhr im Ersten, und zeigt drastische Fälle von
Mietervertreibung in deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg und
München. Der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten,
sagte im Interview: "Es ist im Moment besonders lukrativ, Altmieter
loszuwerden, weil in Deutschland die Neuvertragsmiete keiner Grenze
unterworfen ist, und man daher nahezu jeden Preis da nehmen kann, wo
es der Markt hergibt - und das ist insbesondere in den
Ballungszentren."

Mietervereine in deutschen Großstädten stellten laut Siebenkotten
fest, dass dabei vermehrt Druck auf Mieter ausgeübt werde, weil
Vermieter auf diese Weise ihre Wohnungen schneller freistellen
können. "Die Schikanen haben in den letzten Jahren deutlich
zugenommen. Wir kriegen immer mehr Klagen dieser Art, bei denen uns
gesagt wird, es wird Psychoterror ausgeübt, wir werden mit Schreiben
zugeschüttet und ähnliches, was natürlich den Mieter mürbe machen
kann", sagte Siebenkotten. Häufig würden Mieter derzeit auch durch
Modernisierungsmaßnahmen hinausgedrängt, weil die Mieten danach stark
erhöht werden könnten und weil massiver Baulärm und Schmutz über
einen längeren Zeitraum den Mietern stark zusetzten. Auch rabiates
Verhalten von Bauarbeitern führe dazu, dass sich Mieter schutzlos
fühlten und das Weite suchten. Zugemauerte Fenster, aufgerissene
Wände, demontierte Aufzüge sowie monatelang unterbrochene Strom- und
Gasversorgung zählten zu den Schikanen.

Die Vertreibung von Mietern, die sich nur eine niedrige Miete
leisten könnten, führe dazu, dass sich die Sozialstruktur der Städte
derzeit ändere. Gerade sozial schwache Mieter würden zunehmend an den
Stadtrand gedrängt. "Aus unserer Sicht ist das eine erschreckende
Entwicklung und der muss Einhalt geboten werden", sagte
Mieterbund-Direktor Siebenkotten. "Wir glauben, dass die
Neuvertragsmieten, die zum Teil heute durch die Decke schießen, eine
Begrenzung benötigen. Das würde sofort dämpfend auf den Markt wirken
und dazu führen, dass Schikanen gegen Mieter nicht mehr in solchen
Größenordnungen und in dieser Menge stattfinden."

Besonders auf dem Berliner Wohnungsmarkt ballten sich zurzeit die
Probleme, berichtet der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins,
Reiner Wild, im Interview mit "Report Mainz". "Die Vermieter machen
in Berlin im Moment extrem Kasse, die Wohnungsmarktsituation
ermöglicht es ihnen." Berlin war lange Zeit für besonders niedrige
Mieten und Immobilienpreise bekannt. Das habe sich geändert. Wegen
großer Renditeerwartungen würden viele Mieter aktuell unter Druck
gesetzt, damit sie ihre Wohnungen aufgeben. "Es geht in Berlin im
Moment tatsächlich ums Geld, und zwar ganz massiv. Das Wohninteresse
von bestehenden Mietverhältnissen, von Mietern, die schon lange Jahre
in ihren Wohnungen wohnen und leben, wird leider missachtet, viele
Mieter müssen ihre Wohnungen verlassen und in andere Bezirke ziehen",
sagte Wild.

Im Moment seien die Mieter, vor allem in dynamischen Regionen und
Gebieten wie süddeutschen Großstädten, aber auch in Berlin, nicht
hinreichend vor den Forderungen der Vermieter geschützt, betonte der
Berliner Mieterverein-Geschäftsführer Wild: "Das Mietrecht muss
deswegen angepasst werden. Vor allen Dingen muss bei Neuabschluss
eines Mietvertrages die Miete begrenzt werden, sie darf nach unserer
Einschätzung die ortsübliche Vergleichsmiete um höchstens zehn
Prozent übersteigen. Aber auch für bestehende Mietverhältnisse
brauchen wir eine Verbesserung. Und bei Modernisierung von Wohnungen
dürfen die Kosten nicht mehr im vollen Umfang wie jetzt auf die Miete
umgelegt werden."

Weitere Informationen finden Sie unter www.swr.de/report. Zitate
gegen Quellenangabe frei. Fragen bitte an "Report Mainz", Tel.:
06131/929-33351.


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