(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Debette um Sterbehilfe

Geschrieben am 06-08-2012

Bielefeld (ots) - Ein »Sterbehappening mit Premiumpaket«
verspricht der Unternehmer Sebastian von Werding in dem ZDF-Film
»Komm, schöner Tod«. Er spielt im Jahr 2030, kommerzielle Sterbehilfe
ist dann erlaubt, und Von Werdings Instititut Exsolvo wirbt gegen
stattliche Vorkasse mit einer Party am Lebensende. Der Todkranke wird
liebkost, Schauspieler mimen Angehörige und Freunde, die
Lieblingsmusik erklingt - bis eine Spritze das irdische Dasein jäh
beendet. Geschäfte mit dem Tod will Bundesjustizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nicht zulassen. Nach dem
Gesetzentwurf aus ihrem Haus soll gewerbliche Sterbehilfe mit bis zu
drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet werden. Auch wenn
nach einer Emnid-Umfrage 49 Prozent der Deutschen das anders sehen
und für die Zulassung von kommerzieller Sterbehilfe sind, hat
Leutheusser-Schnarrenberger recht. Sterben darf nicht zur Ware
verkommen und nicht Menschen überlassen werden, die auf Profit aus
sind. Das Ende des Lebens liegt in Gottes Hand, er gibt und nimmt das
Leben, sagen Christen. Aber selbst die, die nicht religiös sind, muss
der Gedanke schaudern lassen, dass der Tod zum »Sterbehappening«
kommerzialisiert wird. Dass fast die Hälfte der Deutschen dafür ist,
gewerbliche Sterbehilfe zu erlauben, bedeutet nicht, dass sie dieses
Angebot gut finden. Vielen erscheint die Möglichkeit des schnellen
Todes gegen Bezahlung aber weniger schlimm als die Aussicht auf ein
qualvolles Ende allein im Krankenhausbett. Unter Schmerzen dem Tod
entgegenzudämmern - das fürchtet jeder ältere Mensch. Die Angst
nehmen kann ihm niemand, aber die Politik könnte die
Rahmenbedingungen für die Sterbebegleitung verbessern, indem sie zum
Beispiel die Schmerzmedizin fördert und den Ausbau von Hospizplätzen
unterstützt. Die Tatsache, dass so viele Deutsche laut Emnid für
gewerbliche Sterbehilfe votieren, hat noch einen anderen Grund. In
einer dem Jugend- und Machbarkeitswahn verfallenen Gesellschaft sind
das Alter zum Schreckgespenst und der Tod zum Tabu geworden. Hilfe
von außen bei der »Entsorgung« dieses Problems mag da attraktiv
wirken. Wie tabuisiert Sterben heute ist, zeigte auch die
Vorgeschichte des ZDF-Films »Komm, schöner Tod« am 5. April. Wohl aus
Angst, die Zuschauer zu belasten, legte der Sender den Film auf den
späteren Abend... So gut es ist, dass der Gesetzentwurf
Geschäftemacherei mit dem Tod einen Riegel vorzuschieben versucht, so
hat er doch gleichzeitig einen Schwachpunkt. Ausdrücklich bestimmte
Berufsgruppen wie Ärzte und Pfleger als mögliche legale Sterbehelfer
zu nennen, ist völlig überflüssig, weil es sie unnötig zusätzlich
unter Druck setzt und falsche Erwartungen weckt. Wie die, dass der
Sohn einfach nur zum Arzt zu gehen braucht und der »erlöst« dann
seinen Vater.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

410281

weitere Artikel:
  • RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung zu Drygalla Heidelberg (ots) - Von Sebastian Riemer Gut, dass der deutsche Sport unermüdlich für Toleranz wirbt. Von Sportlern zu verlangen, all ihre Beziehungen und Gedanken offenzulegen, ist allerdings nicht tolerant - sondern totalitär. (Auszug) Pressekontakt: Rhein-Neckar-Zeitung Dr. Klaus Welzel Telefon: +49 (06221) 519-5011 mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Ärztin wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt Monströs HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Zwar steht ein Urteil noch aus, doch lässt bereits die Anklage der Paderborner Staatsanwaltschaft gegen eine Ärztin das Schlimmste befürchten. Hier hat eine Medizinerin offenbar gegen die wichtigsten Grundsätze und Gebote ihres Berufsstandes verstoßen. Sie soll Patienten nicht geholfen, sondern ihnen massiv geschadet haben, indem sie ohne deren Wissen immer wieder Kortisonspritzen verabreichte, um Allergien und Hautkrankheiten zu bekämpfen. Der Fall ist monströs, auch und gerade deshalb, weil zahlreiche Kinder mehr...

  • WAZ: Die Schüler und die DDR - Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - Jeder dritte Schüler findet immer noch die DDR nicht ganz so übel. Bevor wir aber abledern über die Blödheit der Kinder oder die Faulheit der Lehrer, erinnern wir uns. Seit den siebziger Jahren wurde Kritik an dem Unrechtssystem in Ostdeutschland zurückgedrängt. Sie war im Zeichen von Wandel durch Annäherung und Entspannungspolitik nicht mehr erwünscht. Derselbe Willy Brandt, der als Berliner Bürgermeister in den sechziger Jahren der DDR noch jede Daseinsberechtigung absprach, nannte noch kurz vor der 89er Wende das Festhalten mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): "Curiosity"-Ankunft auf dem Mars Der Weltraum: unendliche Chancen LENNART KRAUSE Bielefeld (ots) - Die Marssonde "Curiosity" ist sicher auf dem Mars gelandet. Trotzdem ist es die vorerst letzte große Raumfahrt der NASA. Die USA wollen sparen. Aber die Ausrede, dass Weltraumforschung zu teuer ist, darf nicht gelten. 2 Milliarden Dollar hat die Marsmission die USA gekostet. Zum Vergleich: Die Kriegskosten der Vereinigten Staaten betrugen 2011 weit über 100 Milliarden Dollar. Nicht das Geld sollte das entscheidende Argument sein. Das All bietet Raum für Visionen und unendliche Chancen. Durch die Forschung der NASA mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Eine Mogelpackung - Kommentar Leutkirch (ots) - Wer chronisch klamm ist, der wird in Sachen Geldbeschaffung erfinderisch. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat derart viele Schlaglöcher in Bundesstraßen und Autobahnen zu verwalten, dass er tatsächlich zum Bankräuber werden könnte. Weil ihm dies zu riskant ist, denkt er ersatzweise an irgendeine Form von weiterer Schröpfung der werten Autofahrer. Und - so unschön es klingt - es bleibt ihm auch gar nichts anderes übrig. Das Straßennetz ist chronisch unterfinanziert, und abwarten hilft nicht weiter, sondern mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht