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Schwäbische Zeitung: Perfekt sein ist nicht alles - Leitartikel

Geschrieben am 05-07-2012

Leutkirch (ots) - Soll man medizinisch alles tun, was
menschenmöglich ist? Schon länger gibt es die Diskussion, ob es
wirklich wichtig ist, Fett abzusaugen und Falten zu unterspritzen,
Ohren anzulegen oder Doppelkinne zu beseitigen. Ist nur der perfekte
Mensch schön? Um wie viel schwerer wiegt die Frage: Hat nur der
perfekte Mensch ein Recht zu leben?

Der Bluttest einer Konstanzer Firma, mit dem das Down-Syndrom
frühzeitig festgestellt werden kann, soll in diesem Monat auf den
Markt kommen. Schon heute werden 90 Prozent der Kinder mit
Down-Syndrom abgetrieben. Doch gerade die Eltern von jungen Menschen
mit dieser Behinderung wissen, welche Bereicherung diese Kinder für
ihr Leben sind. Ihre Freude, ihre Liebenswürdigkeit und ihre
Aufrichtigkeit sind oft um vieles höher als bei anderen Kindern.

Sicher, die Eltern von Down-Kindern wissen auch am besten, welch
Mühe und Arbeit die ersten Jahre machen, bis diese Kinder lesen und
schreiben, sprechen und sich bewegen lernen. Und manche Mutter ist
sich nicht sicher, ob sie diese Kraft ein zweites oder drittes Mal
aufbringen könnte. Genau das ist der heikle Punkt.
Pränatal-Diagnostik ist dazu da, zu heilen und zu helfen, und es kann
in manchen Fällen um die Mutter gehen, die sonst scheitern würde.

Gen-Diagnostik ist aber auf keinen Fall dazu da, auszusortieren.
Dieser neue Bluttest leistet der routinemäßigen Selektion
menschlichen Lebens Vorschub. Und er wird den Druck auf werdende
Eltern, ein perfektes Kind zur Welt zu bringen, steigern. Nur der
perfekte Mensch ist der erwünschte Mensch.

Schöne neue Welt? Nein danke. Leben ist Liebe, und ein reiches
Leben ist ein Leben mit Vielfalt. Vielfalt, die sich auch in kleinen
und großen Fehlern ausdrücken kann, in Krankheiten, in Behinderungen.
Und Liebe, die gerade diesen Fehlern und Unzulänglichkeiten der
anderen gilt. "Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen", sagt
Ärztepräsident Montgomery. Vielleicht ist das so. Aber manchmal lohnt
es sich, einem Rad in die Speichen zu greifen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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