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Schwäbische Zeitung: Leidtragende sind die Bauern - Kommentar

Geschrieben am 25-05-2012

Leutkirch (ots) - Die Regierung hat berechtigte Angst, die Bauern
vor den Kopf zu stoßen, wenn diese künftig Ferkel nur noch unter
Narkose kastrieren dürfen. Der Vorstoß, der vordergründig ein Akt von
plumpem Lobbyismus zu sein scheint, offenbart in Wahrheit ein
Problem, das viel tiefer liegt: Im Streit um die richtige Produktion
von Nahrungsmitteln passt vieles nicht zusammen.

Der Verbraucher will Fleisch, und zwar billiges und immer noch
billigeres. Die meisten Konsumenten treffen ihre Kaufentscheidung in
diesem Bereich ausschließlich über den Preis. Der billigste Anbieter
gewinnt - und zwar so gut wie immer. Auf der anderen Seite erhöhen
sich die Ansprüche der Gesellschaft an die das Fleisch produzierenden
Landwirte mehr und mehr. Dazu gehören die Forderungen nach größeren
Ställen und immer strengeren Hygienevorschriften genauso wie das
Narkosegebot bei Kastrationen. Die Bereitschaft, für Fleisch mehr zu
zahlen, geht mit diesen Anforderungen aber nicht einher: Bauern
sollen unter für sie immer schwierigeren Bedingungen produzieren -
aber ihre aufwendig hergestellten Produkte weiter so billig wie nur
irgendwie möglich anbieten. Das ist nicht möglich.

Wenn die überwiegende Zahl der Verbraucher billige Schnitzel
möchte und solange die Bereitschaft nicht steigt, für hochwertige
Lebensmittel einen angemessenen Preis zu zahlen, so lange muss man
akzeptieren, dass Schweine nur Produktionsfaktoren sind: Tiere, die
man benutzt, um Fleisch und Wurst herzustellen.

Wer aber die Forderung erhebt, dass jedem Schlachtschwein ein
artgerechtes Leben jenseits der üblichen Stallbuchten zugestanden
werden muss, hat zu akzeptieren, dass ein Schnitzel zehn Euro kosten
wird. Für viele ärmere Familien bedeutet das, dass sie in den
Sommermonaten vielleicht nur noch jede dritte Woche grillen könnten.
Wer beides fordert - vollkommenen Tierschutz und billiges Fleisch -,
argumentiert scheinheilig. Die Leidtragenden sind die Bauern: Sie
können nicht beide Ansprüche erfüllen - jedenfalls nicht auf einmal.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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