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Mittelbayerische Zeitung: Drastisches Signal Kommentar zur Bilderverbrennung in Neapel

Geschrieben am 18-04-2012

Regensburg (ots) - Antonio Manfredi weiß, wie man Schlagzeilen
macht. Drastischer könnte seine Aktion kaum ausfallen. Ein
Museumsdirektor, der Kunst verbrennt - das ist beinahe unglaublich.
Wie lange Manfredi internationale Aufmerksamkeit auf sein
vergleichsweise kleines Museum lenken kann, ist allerdings fraglich.
Doch der Künstler und Kurator legt seine Finger in eine wichtige
Wunde: Die Kulturpolitik Italiens insgesamt ist in einem desaströsen
Zustand - und das nicht allein wegen leerer Staatskassen. Nicht nur
Museen und Kunstgalerien stehen vor einem Abgrund, auch Opernhäuser,
Konzerteinrichtungen und archäologische Grabungsstätten wie Pompeji.
Da sieht die Situation in Deutschland, wo es ebenfalls überall an
Geld fehlt, vergleichsweise rosig aus. Zu verantworten hat die
Situation die Regierung Berlusconi. Der ehemalige Ministerpräsident
hat selbst die ideologische Richtung vorgegeben: Opern, Museen und
Konzerte langweilten ihn, sagte er einmal. Er hielt es persönlich
mehr mit kommerzieller TV-Unterhaltung, Schnulzengesang und leicht
bekleideten Mädchen. Regierungskritische Kunst hat Berlusconi stets
verabscheut - und gezielt finanziell aushungern lassen. Zugegeben,
die neue Regierung Monti hat neben der Kulturpolitik viele andere
Baustellen. Doch Kultur ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern
auch prägend für die Eigen- und Fremdwahrnehmung einer Gesellschaft.
Es ist Italiens großer kultureller Tradition unwürdig, dass Kultur
hier so lange nur unter kommerziellen Gesichtspunkten gesehen wurde.
Manfredi prangert mit seiner Aktion "Art War" auch den Einfluss der
Mafia an, die gerade in der Gegend um Neapel in Kulturinstitutionen
kräftig mitmischt und unliebsame Kultureinrichtungen wie sein Museum
bedroht. Und Manfredi wirft Gesellschaft und Politik die Ignoranz
vor, die sie seinem mit viel Engagement betriebenen Privatmuseum und
der Kultur im Allgemeinen entgegenbringen. Dem Museumsleiter geht es
nicht in erster Linie ums Geld, sondern um die Verrohung der
politischen Kultur. Bleibt zu hoffen, dass sich in Italien bald etwas
tut - noch bevor Manfredi alle seine Ausstellungsobjekte den Flammen
übergeben hat.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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