(Registrieren)

Neue OZ: Kommentar zu Inzest-Urteil der Straßburger Richter

Geschrieben am 12-04-2012

Osnabrück (ots) - Inkonsequent

Wenngleich Inzest fraglos falsch ist, verwundert das Urteil der
Straßburger Richter. Denn gerecht ist der deutsche Inzest-Paragraf,
den der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nun bestärkt hat,
nicht.

Losgelöst von der moralischen Debatte um Inzest, offenbart
Paragraf 173 des Strafgesetzbuches gravierende Mängel. So ist er
zunächst einmal inkonsequent, weil er weder alle Familienmitglieder
noch alle Formen sexuellen Kontakts umfasst: Gleichgeschlechtliche
Geschwister dürfen einander ebenso lieben, wie Oral- oder Analverkehr
erlaubt ist. Geht es bei Paragraf 173 also nur um die Vermeidung von
Erbkrankheiten, die bei Inzest wahrscheinlich sind? Dann müsste auch
Menschen mit angeborenen Erbkrankheiten oder Behinderungen verboten
werden, Kinder zu zeugen. Das Gesetz widerspricht somit gleich
zweifach dem Grundsatz der Gleichbehandlung.

Wenn Inzest aber grundsätzlich verboten werden soll, muss dies
klar und diskriminierungsfrei verankert sein. Der Schutz der Familie
und des Kindeswohls ist ein gewichtiges Argument, das ein solches
Verbot rechtfertigt. Drei Jahre Haft wie im Leipziger Fall aber sind
deutlich überzogen. Eine zivil- statt strafrechtliche Verfolgung wie
etwa in Frankreich dürfte ausreichen. Zu bedenken bleibt aber auch,
dass Inzest ohnehin extrem selten ist. Wenn er dann geahndet wird,
muss dies auf einer unanfechtbaren juristischen Grundlage geschehen.



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

389192

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Überschuss in Sozialversicherung Osnabrück (ots) - Bittere Bilanz Leistung muss sich wieder lohnen; mehr Netto vom Brutto - so lauteten einst zentrale Versprechen von Schwarz-Gelb. Doch zwischen Wahlkampf und Wahrheit liegen bekanntlich Welten, wie sich jetzt wieder zeigt: Die realen Nettoverdienste der Arbeitnehmer lagen 2011 im Schnitt bei 17 650 Euro. Das waren 16 Euro weniger als 2010. Zwei Faktoren haben wesentlich zu dieser bitteren Bilanz beigetragen. Erstens sind die Sozialabgaben 2011 um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Zweitens nagt die kalte Progression mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Amerika Selbstverteidigung Osnabrück (ots) - Skandalöses Recht auf Selbstverteidigung Sieben lange Wochen vergehen, ehe der Bürgerwehr-Freiwillige George Zimmerman verhaftet wird, der den 17-jährigen Trayvon Martin in einer bewachten Wohnanlage erschossen hat. Verhaftet nicht von der Polizei, die ohnehin für ihre Ermittlungsfehler in der Kritik steht, sondern von einer Sonderermittlerin. Das ist per se schon ein Skandal. Aber nicht der einzige in diesem brisanten Fall, der Amerika aufwühlt: Ebenso skandalös sind Gesetze wie jenes in Florida, das ein völlig mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ein Eingriff Autofahrer und ihre Gesundheit Cottbus (ots) - Alle älteren Verkehrsteilnehmer über einen Kamm zu scheren und für fahruntauglich zu erklären, ist Blödsinn. Insofern tut Verkehrsminister Peter Ramsauer gut daran, die Frage von verpflichtenden Gesundheitschecks für Senioren und womöglich auch für alle Autofahrer behutsam zu diskutieren. Die Statistik spricht gegen jene, die vor allem Senioren regelmäßig zu Medizintests schicken wollen. In der Tat verursachen nach wie vor deutlich mehr Fahranfänger Unfälle. Deswegen hat die Regierung auch das begleitete Fahren mit mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Falsche Richtung Großbrauereien bringen immer mehr Individual-Flaschen auf den Markt Cottbus (ots) - Bier ist ein Lebensmittel, das sich in Deutschland noch immer großer Beliebtheit erfreut. Rund einhundert Millionen Hektoliter werden jährlich in der Bundesrepublik erzeugt und bis auf einen Exportanteil von zehn Prozent hier auch getrunken. Der größte Teil dieser beachtlichen Mengen an Gerstensaft erreicht den Verbraucher nicht im Fass, sondern in der traditionellen Glasflasche. Mehrfach verwendet ist sie die umweltfreundlichste Art der Bierverpackung für den Handel. Doch dieses bewährte System bekommt Risse. Denn mehr...

  • Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin - Frauenquote: Mehrheit der Deutschen für Flexi-Quote Köln (ots) - Sperrfrist: 13.04.2012 00:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. 61 Prozent der Bundesbürger stimmen für die Flexi-Quote, bei der sich die Unternehmen selbst zu einer bestimmten Frauenquote verpflichten. Für eine vom Gesetzgeber festgelegte Frauenquote von 30 Prozent sind 24 Prozent der Bürger. Das ergab eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des ARD-Morgenmagazins. Sonntagsfrage: Leichter Anstieg für die Piraten Nach dem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht