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Lausitzer Rundschau: Abgang ohne Glanz Lötzsch gibt Vorsitz bei den Linken auf

Geschrieben am 11-04-2012

Cottbus (ots) - Zweifellos ist es aller Ehren wert, wenn Politiker
aus familiären Gründen kürzer treten. Ein Denkmal wird die
Linkspartei trotzdem nicht für ihre nunmehr Ex-Vorsitzende Gesine
Lötzsch errichten. Im Gegenteil. Das politische Geschäft ist
gnadenlos. Und so mögen viele ihren Rückzug vom Co-Chefsessel als
Erleichterung empfunden haben. Schließlich hat die Linke allerhand
Probleme am Hals. Innerparteiliche Grabenkämpfe, Mitgliederschwund,
empfindliche Wahlniederlagen und natürlich die Führungsdiskussion.
Lötzsch war nie die Lösung, sondern immer ein Teil der Probleme. Wo
Führungsfähigkeit gefragt war, tauchte sie gemeinsam mit ihrem
Co-Vorsitzenden Klaus Ernst ab. Zündende Ideen blieben Mangelware.
Stattdessen verzettelte sich Lötzsch in fruchtlosen Debatten über den
Kommunismus oder bot Angriffsfläche als Bewunderin des kubanischen
Revolutionsführers Fidel Castro. Sei's drum. Lötzschs Entschluss
eröffnet der Linken zumindest die Chance, sich an der Spitze ohne
größere persönliche Verletzungen neu zu sortieren. Ihre abermalige
Kandidatur, die sie ja zum Entsetzen vieler Parteigänger schon vor
Monaten angekündigt hatte, wäre jedenfalls auf einen unappetitlichen
Machtkampf hinausgelaufen, an dessen Ende sie womöglich sogar
triumphiert hätte. Die Probleme der Partei hätte das aber nur noch
vergrößert. Unter wahltaktischen Gesichtspunkten kommt Lötzschs
Abgang sicher zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Bei den bevorstehenden
Voten in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen muss die Linke um
ihren Wiedereinzug in die Parlamente bangen. Mit der nun unweigerlich
neu aufflammenden Personaldiskussion dürfte sich der allgemeine
Eindruck erhärten, dass die Linke der Selbstbeschäftigung den Vorzug
gibt, anstatt sich mit realistischen Konzepten um die Sorgen und Nöte
vieler Menschen zu kümmern. Wer soll so eine Partei wählen? Zumal der
Protest inzwischen auch in der Piratenpartei eine feste Burg hat.
Auch dieser Umstand macht die Linke nach derzeitigem Stand eher zu
einem Auslaufmodell. Nur ein Politiker könnte ihren Bedeutungsschwund
aufhalten: Oskar Lafontaine. Der innerparteiliche Druck, noch einmal
als Parteichef das Ruder zu übernehmen, war schon nach dem
vergleichsweise guten Abschneiden bei der Saarland-Wahl zu spüren.
Gehen die Urnengänge in Kiel und Düsseldorf schief, dürfte der Ruf
nach Lafontaine noch lauter werden. Genau darin liegt allerdings auch
die Tragik der Linkspartei: Weil sich revolutionäre Spinner,
Marxisten, Altkommunisten und Pragmatiker unversöhnlich gegenüber
stehen, ist ein Generationswechsel an der Parteispitze kaum in Sicht.
Mit seiner Prominenz mag Lafontaine diesen Makel überdecken. Aber
nachhaltig geholfen ist den Linken damit nicht.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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