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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Papstreise:

Geschrieben am 27-03-2012

Bielefeld (ots) - »Nieder mit dem Kommunismus, nieder mit der
Diktatur.« Der Ruf eines Dissidenten kurz vor Beginn des ersten
Gottesdienstes von Papst Benedikt XVI. auf Kuba kam wenig
überraschend, dennoch zeugt der Protest von unglaublichem Mut. Drei
bis fünf Jahre Haft sind dem Mann sicher, falls die Erklärung von
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi das letzte Wort zu dem »kleinen
Zwischenfall« bleibt: »Jeder sollte das Recht haben, seine Meinung zu
äußern, die Gläubigen müssen aber auch das Recht haben, ohne
Komplikationen den Papst zu erleben.« Will sagen: Ruhe ist erste
Christenpflicht. Kommunismus und Katholizismus kommen sich gefährlich
nahe bei dieser Pilgerreise des Papstes, die schon vorweg von
Zumutungen begleitet war. Vor zehn Tagen ließen die Behörden ein
Gotteshaus räumen. Kirchenasyl? Unbekannt. Hunderte Bürgerrechtler
wurden weggesperrt. Protest aus Rom? Fehlanzeige. Das Regime hatte
danach keine Hemmungen mehr, mit Knüppeln und der Androhung sexueller
Übergriffe die »Weißen Damen« öffentlich einzuschüchtern. Deren
Bewegung stammt aus dem Kreis jener 75 Regimekritiker, die 2003 zu
extrem langen Haftstrafen verurteilt worden waren. Seit 2011 sind
alle frei. Nicht auszuschließen, dass die Papstvisite Teil jenes von
der Kirche ausgehandelten Deals ist, der den Überlebenden Freiheit,
aber auch Abschiebung bescherte. Am ersten Besuchstag dann der
Gipfel: Der kubanische Staatssicherheitsdienst hindert bekannte
Bürgerrechtler daran, am Gottesdienst mit dem heiligen Vater
teilzunehmen. Einer, der es doch schafft, wird auf dem Messegelände
festgenommen. So wenig Havanna zu wirklichen Reformen bereit ist, so
aussichtslos ist der Versuch Roms für die Kubaner etwas zu erreichen.
Schon der Besuch von Papst Johannes Paul II. 1998 hat kaum mehr
hinterlassen als schöne Bilder mit Fidel Castro. Damals wurde
verabredet, dass christliche Hilfswerke auf der Insel tätig werden
dürfen. Heute sind alle desillusioniert. Hilfe für die Armen und
Beladenen, ja gerne. Aber Gottes Wort? Bloß nicht! Auf Kuba gibt es
nur eine Partei und eine Wahrheit. Dabei steht das spätsozialistische
System vor dem Zusammenbruch. Mit halbherzigen Reformen rettet es
sich über die Zeit. Der Papstbesuch dient der Stabilisierung
brüchiger Strukturen von gestern. Immerhin hat Benedikt Fortschritte
in den Beziehungen Roms mit den Castros angemahnt. Außerdem hat er in
Gegenwart von Raul Castro öffentlich von den Wünschen des Volkes,
nicht der Führung, gesprochen. Der nie gewählte Präsident antwortete,
man werde seiner Botschaft mit Respekt zuhören, aber Kuba werde auch
seinen Kampf für eine bessere Welt fortsetzen. Eine unglaubliche
Frechheit! Benedikt hätte besser getan, wenn er von Mexiko direkt
nach Rom geflogen wäre.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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