(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Streit um den Solidarpakt

Geschrieben am 21-03-2012

Bielefeld (ots) - Kaum ist die rot-grüne Landesregierung am
Haushalt 2012 gescheitert, da nehmen sich vier SPD-Oberbürgermeister
aus dem Ruhrgebiet den Solidarpakt vor. Alles nur Zufall? Wohl kaum.
Vielmehr dürfte es sich bei dem Vorstoß von Dortmunds
Oberbürgermeister Ullrich Sierau (»Der Solidarpakt ist ein perverses
System«) und seinem Gelsenkirchener Kollegen Frank Baranowski (»Die
Not ist heute im Westen viel größer als im Osten«) um Wahlkampf
handeln. Das muss man Hannelore Kraft lassen: Die Ministerpräsidentin
und SPD-Landesvorsitzende hat ihren Laden im Griff. Ihrer höflichen
Rede vom Vortag, dass Schluss sein müsse mit der Förderung nach
Himmelsrichtung, folgte der umso kräftigere Aufschrei der
Kommunalpolitiker. Die Botschaft ist klar: Seht her, liebe Wähler,
wir kümmern uns um euch. Und warum soll es euch eigentlich schlecht
gehen, wenn im Osten die Bürgersteige vergoldet werden? An den
Sozialneid zu appellieren, hat noch immer geklappt. Ja, warum, könnte
man in der Tat fragen, wenn es denn so einfach wäre, wie Sierau und
Co. weiszumachen versuchen. Ist es aber nicht, denn so wenig wie die
gern als Beleg herangezogenen Städte Potsdam, Dresden, Jena und
Leipzig der Osten sind, so wenig sind Gelsenkirchen, Duisburg,
Oberhausen und Dortmund Nordrhein-Westfalen. Es spricht für sich,
dass es in Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse ein
Sozialdemokrat ist, der die polternde Rhetorik der Genossen als das
entlarvt, was sie ist: »Zeugnis beschämender Oberflächlichkeit und
mangelnden Verständnisses innerdeutscher Solidarität«. Zum Westen
gehören eben auch glänzend dastehende Landstriche und Kommunen,
während im Osten weite Teile Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns
im Elend zu versinken drohen. Es ist richtig: Vielen Kommunen in
Deutschland geht es schlecht, manche davon sind aber an dieser
Entwicklung keineswegs unschuldig. Gleichwohl braucht die
Regionalförderung nach Auslaufen des Solidarpakts I und II im Jahr
2019 und damit drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall eine
Neuausrichtung. Die aber muss programmatischen Ansprüchen und nicht
populistischen Aussprüchen folgen. Und wenn es einer Frontstellung
bedarf, dann sicher nicht einer zwischen Ost und West, sondern
zwischen Bund auf der einen und Ländern sowie Kommunen auf der
anderen Seite. Bundesregierungen aller Couleur haben im
zurückliegenden Jahrzehnt wiederholt Mittel und Wege gefunden,
eigenes politisches Handeln Städten, Kreisen und Ländern in Rechnung
zu stellen. Das jedoch ist eine Debatte, die sich ganz gewiss nicht
an parteipolitischen Linien führen lässt und damit für einen
Wahlkampf denkbar ungeeignet ist. Den aber muss Hannelore Kraft
führen, und da ist ein klares Freund-Feind-Bild doch besser. Ganz zu
schweigen davon, dass so der eigene Umgang mit dem Geld in den
Hintergrund rückt. Nur zu gern würde Hannelore Kraft den Ruf der
»Schuldenkönigin« loswerden - »Kämpferin für Nordrhein-Westfalens
Gemeindekassen« klingt ja auch viel besser.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

385332

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Toulouse Bielefeld (ots) - Sieben Menschen kaltblütig hingerichtet und das nächste Opfer bereits im Visier: Der mutmaßliche Serienmörder von Toulouse ist zum Glück gestellt. Die französischen Sicherheitsbehörden haben ihren Job gemacht, indem sie die richtigen Schlüsse aus ihren Ermittlungen gezogen haben. Warum so spät? Es bleiben noch Fragen. Der Mann stand unter Beobachtung der Polizei. Das heißt, er muss sich verdächtig gemacht haben. Wie konnte er sich dennoch ein solch großes Waffenarsenal besorgen? Der mutmaßliche Täter brüstet sich mehr...

  • LVZ: Präsident Gaucks erste Auslandsreise soll nach Polen gehen Leipzig (ots) - Die erste Auslandsreise des neuen deutschen Bundespräsidenten führt Joachim Gauck, nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe), am kommenden Montag und Dienstag nach Polen. Dabei werden im Zentrum politische Gespräche mit Polens Präsident Bronislaw Komorowski stehen. In erster Linie dürfte es dabei um die Zukunft der deutsch-polnischen Beziehungen gehen. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz wollen sich beide Staatsoberhäupter an die Öffentlichkeit wenden. Pressekontakt: Leipziger Volkszeitung mehr...

  • Rheinische Post: Offenes Rennen Kommentar Von Detlev Hüwel Düsseldorf (ots) - In Deutschland finden in nächster Zeit gleich drei Landtagswahlen statt: Das Saarland macht an diesem Wochenende den Anfang. Am 6. Mai folgt Schleswig-Holstein, und am 13. Mai entscheiden die Wähler im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen über die künftige Regierung. Alle Umfragen sagen bislang eine Mehrheit für Rot-Grün voraus. Doch es gibt Unwägbarkeiten: Wer von den drei kleineren Parteien FDP, Linke und Piraten schafft den Einzug in den Landtag? Nur eine, zwei oder alle drei? Denkbar auch, mehr...

  • Rheinische Post: Koalitionsmüde Kommentar Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Gute Zeiten für einen schwarz-gelben Wahlkampf. Eigentlich. Die Wirtschaft boomt, es gibt so viele sozialversicherungspflichtige Jobs wie seit Jahrzehnten nicht, und die Kassen der Sozialsysteme sind gefüllt. Und doch ist das Image der Bundesregierung aus Union und FDP so schlecht wie selten bei einer Vorgängerregierung. Grund ist ein personeller und inhaltlicher Ermüdungsbruch. Regelrecht genervt wenden sich die Koalitionspartner voneinander ab. Es gibt Unionsminister, die mit ihrem FDP-Kabinettskollegen seit Monaten mehr...

  • Rheinische Post: Hässliche Wende im Wahlkampf Kommentar Von Sylvie Stephan Düsseldorf (ots) - Die Pause im französischen Präsidentschaftswahlkampf dauerte keine 48 Stunden. Noch am Montag hatten sich die Kandidaten schier überboten in ihren Aufrufen zur nationalen Einheit. Doch kaum scheint sich abzuzeichnen, dass die Bluttaten in Toulouse und Montauban einen islamistischen Hintergrund haben, ist es mit der Einheit auch schon wieder vorbei. Scheinbar erleichtert, dass der Verdächtige nicht ihrem rechtsextremen Umfeld entstammt, prescht Marine Le Pen vor, ruft zum Kampf gegen das angeblich unterschätzte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht