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Westdeutsche Zeitung: Neue Diskussion um Arztbesuche und Praxisgebühr - Zuwendung ist wichtiger als Medizin Ein Kommentar von Martin Vogler

Geschrieben am 19-03-2012

Düsseldorf (ots) - Etwas verwirrend war das gestern schon. Für die
SPD verlangte Andrea Nahles die Abschaffung der Praxisgebühr. Die FDP
will die Zehn-Euro-Einmalzahlung schon länger weg haben, ihr
Koalitionspartner CDU aber nicht. Eine Einigung innerhalb der
Regierung zeichnet sich noch nicht ab. Das bedeutet, dass
Kassenpatienten weiterhin beim jeweils ersten Arztbesuch eines
Quartals zahlen und sich immer wieder Überweisungen besorgen müssen,
wenn sie eine andere Praxis aufsuchen wollen.

Die Regelung ist ärgerlich, auf jeden Fall teuer und mit
Bürokratie verbunden. So gesehen wäre die Abschaffung eine Überlegung
wert. Diese müsste allerdings von tieferer Einsicht und einer
gelungenen Konzeption getragen sein. Eine kurzfristige und
kurzsichtige Streichpolitik zu starten, nur weil zufällig im Moment
die gesetzlichen Krankenkassen gut dastehen, wäre falsch.

Die grundsätzliche Abwägung muss im Vordergrund stehen. Die
Praxisgebühr wurde ja einst nicht allein aus finanztechnischen
Gründen eingeführt, sondern auch, um nach dem Hausarztprinzip die
Betreuung von Kranken besser steuern zu können und dabei sinnlose
Doppeluntersuchungen zu vermeiden. Ein Arzt sollte als zentraler
Ansprechpartner und Vertrauensperson dienen, dem andere
spezialisierte Mediziner zuarbeiten. Eine durchaus bedenkenswerte
Idee. Wenn man aber feststellt, dass sie nicht funktioniert, dann
muss die Praxisgebühr in der Tat weg.

Zumindest das Ziel, dank Praxisgebühr die Zahl der Arztbesuche zu
reduzieren, wurde klar verfehlt. Offenbar hatte niemand mit einer
besonderen Variante des Kostenbewusstseins etlicher Patienten
gerechnet: Wenn sie schon ihre Quartalsgebühr berappen müssen, so
wollen sie diese auch ausschöpfen, indem sie mehrere Mediziner
besuchen. So behaupten zumindest Insider.

Wichtiger als die Häufigkeit der Arztbesuche ist allerdings deren
Qualität. Zeit und Zuwendung der medizinischen Vertrauensperson sind
oft bedeutsamer als das Verschreiben von Medikamenten. Statistisch
sieht es da mit acht Minuten pro Besuch in Deutschland leider
schlecht aus. Doch zum Glück relativiert dies eine neue Studie,
derzufolge das Gedränge in deutschen Praxen in Wahrheit gar nicht so
schlimm sei. Es besteht also Hoffnung.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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