(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Bundespräsident Gauck:

Geschrieben am 18-03-2012

Bielefeld (ots) - Ganze sechs Minuten hat der neue Bundespräsident
gestern gesprochen. Das ist wenig für jemanden, der das Wort so liebt
wie Joachim Gauck. Gesagt aber hat der 72-Jährige viel. Viel, was
hoffen lässt, dass er dem Amt des Staatsoberhaupts zu neuem Ansehen
verhelfen wird. Und viel, was die Hoffnung nährt, dass die unsägliche
Debatte darüber, ob Deutschland überhaupt noch einen
Bundespräsidenten braucht, rasch verstummen wird. Diese Rede war ein
sehr guter Anfang für die Präsidentschaft von Joachim Gauck. Es wäre
schon ein Wert an sich, wenn seine Amtszeit erst am 18. März 2017
endet. Rücktritte vor der Zeit vom höchsten Amt in unserem Staat hat
es schon zu viele gegeben. Gut ist auch, dass Gauck kein
Rekordergebnis eingefahren hat. Die Erwartungen an ihn sind ohnehin
hoch genug. Niemandem ist gedient, wenn sie ins Unermessliche
wachsen. Auch deshalb hat die Kandidatur von Beate Klarsfeld der
Demokratie zur Ehre gereicht. Allein ihr Mut, ohne Aussicht auf
Erfolg anzutreten, verdient Respekt. Ihre Lebensleistung tut es erst
recht. Ihre 126 Stimmen sind ein kleiner, aber feiner Achtungserfolg.
Woher und wohin - auf diese beiden Fragen ist Gauck in seinen ersten
Worten als Bundespräsident eingegangen. Er hat klar gemacht, dass er
seine persönliche Geschichte weder verhehlen kann noch will.
Rhetorisch brillant knüpfte er mit dem Satz »Was für ein schöner
Sonntag!« das Band zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen dem
18. März 1990, dem Tag der ersten und einzigen freien
Volkskammerwahlen in der DDR, und dem 18. März 2012, dem Tag seiner
Wahl zum deutschen Staatsoberhaupt. Inhaltlich konsequent und aller
Kritik zum Trotz hält er an seinem Lebensthema, der Freiheit, fest.
Wie sollte es auch anders sein? Dieser Joachim Gauck ist ohne diese
Grundhaltung nicht denkbar. Wer sich daran reibt, wird sich weiter
daran reiben müssen. Zugleich aber hat Gauck deutlich gemacht, dass
die Freiheit nicht zu trennen ist von der Verantwortung. Und er hat
versprochen, sich neu auf Themen, Probleme und Personen einzulassen.
Das zeigt seinen Respekt vor dem Amt und seine Einsicht, dass er als
72-Jähriger noch einmal ein Lernender sein muss. Gauck weiß, dass es
dabei auch auf die Kunst des Zuhörens ankommt. Dieser Präsident will
die Bürger für ihr Land einnehmen, er will sie in die Verantwortung
einbinden. Sein Lob für die »aktive Bürgergesellschaft« kommt nicht
von ungefähr. Joachim Gauck, auch das wurde gestern deutlich,
verkörpert einen Patriotismus der angenehmen, weil leisen, aber ganz
und gar überzeugten Art. Der neue Präsident will eine Brücke zwischen
den Menschen und der Politik bauen. Er ist ein parteiloser Präsident,
aber er wird ganz sicher kein Antiparteien-Präsident sein. Er wird
nicht nur der Politik, sondern er wird auch unserem Land einiges
zumuten, weil er den Menschen in unserem Land viel zutraut. In sechs
Minuten hat Bundespräsident Joachim Gauck gestern Freude auf mehr
geweckt. Was für ein schöner Sonntag!



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

384608

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Erdogan: Bielefeld (ots) - Die Jury wollte mit der Auszeichnung an Bergarbeiter-Tugenden wie Offenheit, Toleranz und Gradlinigkeit erinnern. Aber warum sie sich für den Steiger-Award den türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan ausgesucht hat, bleibt ungeklärt. Denn in der Kategorie Europa fiel in diesem Jahr die Ehrung aus. Erdogan war nach dem Absturz eines türkischen Hubschraubers mit 17 Toten nicht zum Feiern zumute. An der Entschuldigung ist nicht zu rütteln. Auch wenn niemand Fortschritte in der Türkei übersehen kann, so gibt mehr...

  • RNZ: "Schauprozess" - Kommentar zu Weißrussland Heidelberg (ots) - Von Sören Sgries Nein, die Hinrichtung von Wladislaw Kowaljow und Dmitri Konowalow in Weißrussland ist nicht die Vollstreckung eines Gerichtsurteils. Sie ist die Machtdemonstration des Diktators Lukaschenko. Es geht gar nicht darum, ob tatsächlich zwei Terroristen hingerichtet wurden, die für den Tod von 15 Menschen bei einem Anschlag in der Minsker U-Bahn verantwortlich sind, oder ob es ein paar unschuldige Bauernopfer sind und der Anschlag von Lukaschenko inszeniert war. Denn der Prozess, der sich anschloss, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident / Wahl / Gauck Osnabrück (ots) - Gauck startet mit guten Voraussetzungen Joachim Gauck ist von einer breiten Mehrheit der Bundesversammlung gewählt worden, die bedeutenden Parteien haben ihn unterstützt, und er genießt große Sympathien im Volk. Mit diesen guten Voraussetzungen startet der 72-Jährige in das Amt des Bundespräsidenten. Wenn es ihm gelingt, die stetig vorhandene Autorität des Amtes mit der Ausstrahlung seiner Person zu verbinden, wird er als Staatsoberhaupt die optimale Wirkung erzielen. In seiner kurzen Antrittsrede hat Gauck schon mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Weißrussland / Hinrichtung Osnabrück (ots) - Den Kreml überzeugen Es ist höchste Zeit, dass Alexander Lukaschenko die politische Bühne in Europa verlässt. Viel zu lange schon kann der skrupellose Staatspräsident Weißrusslands sein Volk knechten und eine blutrünstige Diktatur befehligen. Seit 18 Jahren regiert der Autokrat das Land mit stalinistischen Methoden, lässt Demonstranten und Oppositionelle niederknüppeln, wegsperren und foltern. Vorläufiger Höhepunkt ist nun die Vollstreckung des höchst umstrittenen Todesurteils gegen zwei mutmaßliche Attentäter, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Einkommen / Vorstandsvergütung Osnabrück (ots) - Verrückt Alles nur Neid: So lautet eine fast schon reflexhafte Reaktion, wenn hohe Vorstandsgehälter ins Gerede kommen. Mehr als ein Ablenkungsmanöver ist das nicht. Denn es gibt immer wieder gute Gründe, allzu hohe Managerbezüge zu hinterfragen. Schlechte Erfahrungen mahnen jedenfalls zur Vorsicht. So ist es noch gar nicht lange her, da musste der Staat die Wirtschaft infolge der Bankenkrise mit Milliardenbeträgen stützen, während viele Manager gleichzeitig Millionenabfindungen kassierten. Natürlich sollte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht