(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum angekündigten Warnstreik im Öffentlichen Dienst

Geschrieben am 06-03-2012

Bielefeld (ots) - Streiks sind ein legitimes Mittel, um
Arbeitgeber, die von ihren Gewinnen nichts an die Beschäftigten
abgeben wollen, zu Gehaltserhöhungen zu zwingen. Streiks verlieren
aber ihre Legitimität, wenn sie stattdessen dazu dienen, in die
Schlagzeilen zu kommen und die Mitglieder darüber zu informieren,
dass jetzt Tarifverhandlungen stattfinden. Die Welle sogenannter
Warnstreiks, die Verdi angestoßen hat und die jetzt
Ostwestfalen-Lippe erreicht, kommt viel zu früh. Man wirft keinen
Felsen in einen still ruhenden See, wenn ein kleiner Stein den
gleichen Effekt haben kann. Der Schaden für die Bürger, die im Fall
des Öffentlichen Dienstes Arbeitgeber sind, auch wenn sie nicht am
Verhandlungstisch sitzen, ist einfach zu groß. Zugegeben: Die Löhne
und Gehälter für die Krankenschwester, den Straßenfeger, den
Polizisten und die Sachbearbeiterin in einer kleinen Stadtverwaltung
sind nicht so hoch, dass alle anderen vor Neid erblassen müssten.
Deshalb kann die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sicher sein, dass
ihre Forderung nach einem Mindestbetrag auf große Zustimmung stößt.
Ob es allerdings gleich 200 Euro sein müssen, die im Einzelfall eine
Lohnerhöhung von mehr als 13 Prozent bedeuteten, ist eine andere
Frage. Ganz aus der Realität aber fallen die 6,5 Prozent, die Verdi
für alle Beschäftigten fordert. Zwar bewegt sich der Öffentliche
Dienst mit dieser Forderung »nur« im Gleichklang mit der
Metallindustrie und anderen Branchen. Verdi vergisst jedoch, dass der
Staat auf einer ganz anderen Grundlage verhandelt. Viele Städte und
Gemeinden sitzen auf einem Schuldenstand, der dem des Staates
Griechenland vergleichbar ist. Jedes Baby kommt 2012 in Deutschland
mit mehr als 20 000 Euro Schulden auf die Welt, die der Staat ihm
eingebrockt hat. Eigentlich müssten Bund und Kommunen nicht über
Lohnerhöhungen, sondern über einen Sanierungstarif verhandeln. Vor
diesem Hintergrund sind 6,5 Prozent selbst dann überzogen, wenn man
in Rechnung stellt, dass die Forderung der Gewerkschaft natürlich
höher sein muss als das, was erst noch verhandelt wird. Vor diesem
Hintergrund ist allerdings auch das Verhalten der
Verhandlungsdelegation der Arbeitgeber unverständlich. Sie müsste
eigentlich darauf aus sein, schnell zur Sache zu kommen. Stattdessen
kam sie mit weniger als einem Nullangebot zum ersten
Verhandlungstermin. Die leeren Hände, die ihre Verhandlungsführer
vorzeigten, waren auch eine Art Warnstreik und in jedem Fall ein
Affront. Beide, der Steuerzahler und der Beschäftigte im Öffentlichen
Dienst, dürfen von ihren Vertretern erwarten, dass sie ernsthaft
verhandeln. Das Korsett, in dem sie ein Ergebnis finden müssen, ist
zu eng für spektakuläre Aktionen auf der Straße. Zugegeben, man kann
es weiten. Doch dafür müsste der Staat die Struktur der
Kommunalfinanzen verändern und an anderen Stellen sparen. Vorschläge
sind willkommen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

382329

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Energiewende Bielefeld (ots) - Schon in zehn Jahren wird es in Deutschland keine aktiven Kernkraftwerke mehr geben. Der Ausstieg hat den Energieversorgern bereits kräftig zugesetzt, wie sich an den Geschäftszahlen von Eon, RWE, Vattenfall und EnBW ablesen lässt. Doch der größte Aufbruch kommt noch - nicht nur für die Konzerne, sondern für die gesamte Gesellschaft: Wie kann das Abschalten der Kernkraftwerke aufgefangen werden? So sinnvoll eine grüne Energiezukunft auch ist, so schwierig wird der Weg hin zu ihrer Umsetzung. Es fehlen Speicher, mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar zum Thema Frauenquote Bremen (ots) - Bloß nicht. Bloß keine Quote. Sicher, sie würde wahr werden lassen, worauf Feministinnen schon lange warten. Gewiss, Männer sind in den Führungsetagen noch weitgehend unter sich. Bestimmt sind Frauen hervorragend qualifiziert. Sie können leiten, sie können managen, sie können kommandieren. Aber sie haben keine Quote nötig. Und die Unternehmen haben, ehrlich gesagt, keine Frauen nötig: Dass mit Frauen an der Spitze automatisch alles besser wird - sanfter, leiser, menschlicher, eben weiblicher - welch ein Humbug. Genau mehr...

  • NRZ: Kofi Annans schwerer Weg - Kommentar zu Syrien von Martin Gehlen Essen (ots) - Tod und Zerstörung zerfetzen Syrien. Die Gegensätze im UN-Weltsicherheitsrat sind unüberbrückbar. Und nach 9000 Toten stehen sich Regime und Opposition kompromisslos gegenüber. Nun ist Kofi Annan auf dem Weg in die Region - als Friedensnobelpreisträger betraut mit der wohl schwersten Aufgabe, die die internationale Diplomatie derzeit zu vergeben hat. Er soll Syriens Absturz in Bürgerkrieg und Chaos verhindern. Die Schlüssel dazu liegen in Damaskus, aber auch in Moskau. Denn militärisch hat das Baath-Regime nach wie mehr...

  • NRZ: Abschied eines Dinos - Kommentar zu RWE von Christian Icking Essen (ots) - Jürgen Großmann hatte bei seiner letzten Bilanzvorlage als Chef des Energieriesen RWE gestern dann doch noch Anlass durchzuatmen. Zwar schmolzen die Gewinne durch den vorgezogenen Ausstieg aus der Atomkraft bei dem Essener Konzern kräftig zusammen. Doch es kam nicht ganz so dicke wie befürchtet - und unterm Strich steht für das Jahr 2011 immer noch ein satter Milliarden-Gewinn. Großmann betonte gestern, dass RWE den Einstieg in die erneuerbaren Energien bereits 2007 mit der Gründung der Tochter Innogy - also unter seiner mehr...

  • NRZ: Ein Kampf mit Symbolcharakter - Kommentar zum Streik von Denise Ludwig Essen (ots) - Es wird heute Mütter und Väter geben, die wütend darüber sind, dass sie sich Urlaub nehmen mussten, um ihr Kind zu betreuen, weil die Erzieherinnen streiken. Es wird schimpfende Berufspendler geben, die keinen Parkplatz finden, weil sie mit dem Auto statt mit dem Bus fahren müssen. Und es wird Tausende Menschen geben, die für eine angemessene Bezahlung auf die Straße gehen. Eine Lohnsteigerung von 6,5 Prozent ist alles andere als angemessen, werden einige schimpfen. So viel fordert die Verdi für die Mitarbeiter im mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht