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Schwäbische Zeitung: Raus, aber nicht sofort - Leitartikel

Geschrieben am 24-02-2012

Leutkirch (ots) - Sich selbst ins Knie zu schießen, darin sind
US-Soldaten im Auslandseinsatz ohne Zweifel geübt. Folterbilder aus
dem Irak, Leichenschändungen aus Afghanistan - und nun die
Koranverbrennungen. Mit allergrößter Nachsicht könnte man im
aktuellen Fall von einer unabsichtlichen Dummheit ausgehen, im
Ergebnis macht dies jedoch keinen Unterschied. Das Vorgehen der
Amerikaner bringt alle Isaf-Truppen zusätzlich in Gefahr, da die
fanatischen Moslems in Afghanistan nicht zwischen gutmeinenden und
böswilligen ausländischen Soldaten unterscheiden. Deshalb mag es zwar
wie Feigheit vor dem Feinde wirken, wenn die Bundeswehr das Lager
Talokan vorzeitig räumt. Doch es wäre unsinnig gewesen, für sinnlose
Scharmützel Menschenleben zu riskieren. Der Versuch, die Afghanen in
zehn Jahren zu Freunden des Westens zu machen, ist offenbar
gescheitert. Ganz zu schweigen von einer Demokratisierung der
Gesellschaft nach westlichem Vorbild.

Die Taliban hinter ihren langen Bärten werden frohlocken über die
Unfähigkeit der Amerikaner. Einen besseren Vorwand, wieder einmal zum
Kampf gegen die "Ungläubigen" zu blasen, können sie sich kaum
wünschen. Aber auch hierzulande ist man inzwischen schnell dabei, die
afghanische Bevölkerung mit dem aufgebrachten Mob gleichzusetzen, der
deutsche Soldaten mit Steinen bewirft. Offenbar haben die Menschen
hüben wie drüben die Geduld verloren. Hier wegen des Gefühls, als
Dank für viel Hilfe noch mehr Ablehnung zu erfahren - und dabei wenig
bewirkt zu haben.

Hasenfüßig ist es deshalb nicht, den Abzug aus Afghanistan
voranzutreiben. Es ist vielmehr notwendig, sich einzugestehen, dass
man keinem Volk eine freiheitliche Gesinnung aufzwingen kann - schon
gar nicht mit militärischen Mitteln. Übereilt den Hindukusch zu
verlassen, wäre jetzt allerdings töricht. Denn jedes noch so kleine
Machtvakuum werden die Taliban mit Vergnügen besetzen. Diesem
Trauerspiel müssen die Deutschen noch Jahre zuschauen, daran führt
kein Weg vorbei.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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