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Grüne Woche 2012: Global Forum for Food and Agriculture: Hunger bekämpfen, Ressourcen schonen

Geschrieben am 22-01-2012

Berlin (ots) - Mit drei Top-Veranstaltungen im Rahmen des Global
Forum for Food and Agriculture (GFFA) hat die Internationale Grüne
Woche am gestrigen Samstag traditionell wegweisende Akzente in der
internationalen Agrar- und Ernährungspolitik gesetzt:
Landwirtschaftsminister aus 64 Staaten - so viele wie nie zuvor -
waren der Einladung von Bundesministerin Ilse Aigner gefolgt, um auf
dem 4. Berliner Agrarministergipfel neue Strategien zur Sicherung der
Welternährung zu erarbeiten. Mit Blick auf die 925 Millionen
Menschen, die an Hunger leiden, betonten sie die entscheidende Rolle,
die der Landwirtschaft dabei zukommt. "Ohne eine nachhaltige und
produktive Land- und Ernährungswirtschaft wird der Kampf gegen den
Hunger nicht zu gewinnen sein", so Bundeslandwirtschaftsministerin
Ilse Aigner.

In ihrer gemeinsamen Abschlusserklärung bekannten sich die
Politiker zu einer Landwirtschaft, die konsequent an den Prinzipien
der Ressourcenschonung und der Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.
Vorrangig sei dabei, dass insbesondere den Kleinbauern Investitionen
ermöglicht werden und sie in allen Staaten sicheren Zugang zu Land
und Wasser erhalten. "Entscheidend ist auch, dass wir internationale
Leitlinien implementieren, die den verantwortungsvollen Umgang mit
den Böden regeln", sagte Aigner. Diese Leitlinien werden von der
Welternährungsorganisation FAO zurzeit erarbeitet und sollen im
Frühjahr veröffentlicht werden. Zudem forderte die Ministerin alle
Länder auf, die Verluste und die Verschwendung von Nahrungsmitteln
drastisch zu verringern - in den Entwicklungs- und Schwellenländern
ebenso wie in den Industriestaaten.

Die Ergebnisse des Berliner Agrarministergipfels sollen wie auch
schon in den Vorjahren in laufende internationale Verhandlungen
einfließen. Vor allem sollen sie Impulse für die UN-Konferenz für
nachhaltige Entwicklung geben, die im Juni 2012 in Rio de Janeiro
stattfindet.

Wenige Stunden vor dem Gipfel nutzten rund 800 Vertreter aus
Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die
Möglichkeit, sich mit Ministerin Aigner und ihren Amtskolleginnen und
-kollegen auf dem Internationalen Agrarministerpodium zum Thema
"Ernährungssicherung durch nachhaltiges Wachstum -
Landwirtschaftliche Nutzung knapper Ressourcen" auszutauschen.

"Keine Entwicklung wird nachhaltig sein, wenn wir die Hungernden
außen vor lassen". Mit diesen Worten eröffnete José Graziano da Silva
das Podium. Als Voraussetzung nannte der Generaldirektor der
Welternährungsorganisation (FAO) eine weltweite, alle
gesellschaftlichen Gruppen umfassende Partnerschaft zur Bekämpfung
des Hungers, die Unterstützung von Frauen - die in der
Ernährungssicherung eine entscheidende Rolle spielen - sowie den
Zugang und die effizientere Nutzung von Wasser. Ein
Landwirtschaftsmodell sei vonnöten, mit dem die Erträge gesteigert
und gleichzeitig weniger Ressourcen verbraucht werden - eine
"grün-grüne Revolution". Wo Menschen keinen ausreichenden Zugang zu
Nahrungsmitteln haben, sollen Einkommenstransfers oder so genannte
Cash-for-Work-Programme greifen.

"Wenn der Hunger da ist, ist es bereits zu spät", warnte
EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos. Wichtig sei eine kohärente
Agrarpolitik, die rechtzeitig die Weichen für eine ausreichende und
nachhaltige Produktion stellt und den Landwirten Sicherheit bietet.
Dazu zählten auch transparente Preisbildungsprozesse an den
internationalen Märkten. Die Verantwortung für Nachhaltigkeit liege
aber nicht nur auf der Produktionsseite. "Wir müssen vernünftige
Konsumentscheidungen treffen. Lebensmittel, die nicht genutzt werden,
sind eine Verschwendung von natürlichen Ressourcen, aber auch von
Arbeit und Steuergeldern."

In Kenia wird eine nachhaltige Agrarproduktion durch die
Nachbarschaft zu den Krisengebieten Somalia und Südsudan erschwert.
Ein Großteil des Landes zählt zur ariden und semiariden Klimazone,
die Nahrungsmittelproduktion schwankt saisonal stark. Wichtig sei es,
Lagermöglichkeiten für Futtermittel auszubauen und die
Wasserversorgung in regenarmen Zeiten zu verbessern - etwa durch das
Sammeln von Regenwasser, so Agrarministerin Sally Jemng'etich Kosgei.
"Wir müssen alles daransetzen, die Infrastruktur auszubauen, damit
wir in Notfällen Lebensmittel schnell von Überschussregion in
Mangelregionen bringen können."

China stellt mit 1,3 Milliarden Menschen 22 Prozent der
Weltbevölkerung, verfügt aber nur über neun Prozent der weltweiten
Ackerfläche und sechs Prozent der Süßwasservorkommen. Dennoch konnten
im vergangenen Jahr mit 570 Millionen Tonnen Getreide die Erträge zum
achten Jahr in Folge gesteigert werden. "Bei uns ist es um die
Ernährungssicherung gut bestellt", versicherte Vize-Agrarministerin
Yuxiang Zhang. Als Problem sieht sie die fortschreitende
Industrialisierung und Urbanisierung und den damit verbundenen
Rückgang der Ackerflächen. Um Produktions- und Nachernteverluste zu
vermeiden, habe die Regierung in schädlingsresistente Pflanzenarten
und den Hochwasserschutz sowie in Kühlhäuser investiert. Zudem sollen
moderne Vertriebssysteme wie der Online-Handel ausgebaut werden.

Indonesien hat sich vorgenommen, die Reisproduktion im Land bis
2014 um zehn Millionen Tonnen und damit rund ein Viertel zu steigern
und so die Selbstversorgung zu sichern. Hierzu sollen neue Flächen in
Produktion genommen werden, etwa durch das Trockenlegen von Sümpfen.
Die Bewässerungssysteme sollen verbessert, der Einsatz organischer
Düngermittel erhöht werden. Auch wurden bereits neue, an den
Klimawandel angepasste Sorten entwickelt und an die Bauern verteilt.
"In der Forschung wünschen wir uns eine noch bessere internationale
Zusammenarbeit, vor allem, um gentechnisch veränderte Sorten mit
höherer Produktivität oder besserem Nährwert zu entwickeln", so
Indonesiens Agrarminister Asyraf Suswono.

"Landwirte schädigen die Umwelt nicht, sondern erhalten sie mit
ihrer Nahrungsmittelproduktion", brach sein brasilianischer Kollege
Jorge Mendes Ribeiro Filho eine Lanze für den Berufsstand. Aufgabe
der Regierung sei es, für gerechte Preise zu sorgen und die Kaufkraft
der armen Bevölkerung - von der ein Großteil auf dem Land lebt - zu
erhöhen. Hierfür hat die brasilianische Regierung spezielle Programme
aufgelegt. Auch seien die Gesetze so konzipiert, dass Produktion und
Umweltschutz gleichberechtigt nebeneinanderstehen.

Die Sicht der Agrar- und Ernährungsindustrie wurde auf dem
Internationalen Wirtschaftspodium beleuchtet, das unter dem Motto
"Ernährungssicherung und Green Economy - Herausforderungen und
Chancen" stand. Die Veranstalter - die Bundesvereinigung der
Deutschen Ernährungsindustrie, der Deutsche Bauernverband, die
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit und der Ostausschuss der Deutschen
Wirtschaft - wollen ihre Arbeit zur Verbesserung der globalen
Nahrungsmittelversorgung künftig mit ihrem neu gegründeten Verein
"Global Forum for Food and Agriculture Berlin e.V." vorantreiben, den
sie zu Beginn der Veranstaltung vorstellten.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass es möglich ist, auch eine
Bevölkerung von neun Milliarden Menschen, wie sie für 2050
prognostiziert wird, nachhaltig zu ernähren. Als Leitbild soll die
"Green economy" dienen, eine Wirtschaftsweise, die ökologische
Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Profitabilität und soziale Inklusion
umfasst. Dabei müssten laut Fernanda Guerrieri, Beigeordnete
Generaldirektorin der Welternährungsorganisation FAO, zwei Mythen
ausgeräumt werden: "Green economy bildet keinen Widerspruch zu
Wachstum; auch ist sie kein Luxus, sondern auf unterschiedlichen
Niveaus in der ganzen Welt zu realisieren." Allerdings dürfe ihre
Umsetzung nicht auf Kosten anderer wichtiger Ziele wie der Hunger-
und Armutsbekämpfung geschehen, mahnte der Generaldirektor des in
Washington ansässigen International Food Policy Research Institutes,
Shenggen Fan, an. "Es darf nicht sein, dass die Reichen von einer
verbesserten Umwelt profitieren und die Armen durch höhere
Lebensmittelpreise verlieren."

Beispiele für ressourcenschonende Lösungen nannten die Vertreter
von Claas, Deere & Company, K+S Group, KWS Saat AG, Metro AG, Bayer
CropScience, Kraft Foods Europe und McCain: Präzisionslandwirtschaft,
Minimalbodenbearbeitung, Düngesysteme, die das Wasser im Boden
speichern, die Züchtung verbesserter (auch) gentechnisch veränderter
Sorten.... Und in den Entwicklungsländern? "Wichtig ist hier vor
allem die Ausbildung - das viel zitierte 'Teach a man to fish'",
sagte Markwart von Pentz, Europapräsident von John Deere. In einer
öffentlich-privaten Partnerschaft mit dem indischen Bundesstaat
Gujarat sollen beispielsweise durch den Aufbau kleiner
Maschinen-Stationen bis zu 50.000 Kleinbauern die Möglichkeit haben,
ihren Betrieb zu mechanisieren. In den ersten sechs Projektmonaten
habe man bereits 5.000 Kleinbauern mit insgesamt 2.500 Hektar
erreicht. "Es ist möglich, die Welternährung nachhaltig
sicherzustellen", ist von Pentz überzeugt. "Allerdings ist hierfür
ein erheblicher Koordinationsbedarf nötig, vor allem für
Kleinbauern."



Pressekontakt:
Veranstalter:

Messe Berlin GmbH
Michael T. Hofer
Leiter der Presse- und Öffentlich-
keitsarbeit
der Unternehmensgruppe

Pressereferent
Wolfgang Rogall
Messedamm 22
14055 Berlin
Tel.: (030) 3038-2218
Fax: (030) 3038-2287
rogall@messe-berlin.de

Geschäftsführung: Raimund Hosch (Vorsitzender),
Dr. Christian Göke
Aufsichtsratsvorsitzender:
Hans-Joachim Kamp
Handelsregister: Amtsgericht Charlottenburg, HRB 5484 B

Ideelle Träger:

Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)
Pressesprecher
Dr. Michael Lohse
Tel. (030) 319 04 239
presse@bauernverband.net
www.bauernverband.de

Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, e.V. (BVE)
Geschäftsführerin
Dr. Sabine Eichner Lisboa
Tel.: (030) 200786 151
seichner@bve-online.de
www.bve-online.de
Diese Presse-Information finden Sie auch im Internet:
www.gruenewoche.de


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