Mittelbayerische Zeitung: Den Russen geht die Hoffnung aus
Leitartikel zu den Parlamentswahlen
Geschrieben am 02-12-2011 |   
 
 Regensburg (ots) - Zwölf Jahre befanden sich die Kreml-Partei  
"Einiges Russland" und Wladimir Putin im Aufwärtstrend. Nun wird der  
Wind rauer. Nach den Meinungsumfragen wird die "Einiges Russland"  
nicht mehr als 59 Prozent der Stimmen bekommen und damit ihre  
Zwei-Drittel-Mehrheit in der Duma verlieren. Bei den Duma-Wahlen 2007 
hatten noch 64 Prozent für "Einiges Russland" gestimmt. Putin musste  
sich bei einer Sportveranstaltung in Moskau das erste Mal Pfiffe  
anhören. Was ist passiert? Nach den chaotischen 1990er Jahren unter  
Boris Jelzin, als die Russen oft monatelang auf Löhne und Renten  
warten mussten, genossen die Menschen die Stabilität unter Putin.  
Doch die Finanzkrise zeigt nun deutlich Grenzen auf. Der Staat hat  
zwar Massenentlassungen durch großzügige Stützen an Banken und  
Unternehmen auffangen können. Aber die Hoffnung, dass nun weiter  
alles besser wird, ist dahin. Der Kreml versucht der Hoffnung, die  
die Menschen in Russland zum Leben brauchen, durch Wahlversprechen  
neues Leben einzuhauchen. Insgesamt 1,1 Billionen Euro will die  
russische Regierung in den nächsten neun Jahren unter anderem für die 
Bereiche Gesundheit, Arme und Sport investieren. Doch woher soll das  
Geld kommen? Wird Putin nach den Wahlen tatsächlich seine Ankündigung 
wahrmachen und die Reichen stärker besteuern? Die Statistiken zeigen, 
dass das russische Wirtschaftswunder nicht krisenfest ist. Im ersten  
Quartal 2011 stieg die Zahl der Armen um 2,3 Millionen Menschen auf  
22,9 Millionen. 16 Prozent der Russen leben heute unterhalb des  
Existenzminimums von umgerechnet 154 Euro im Monat. Doch man würde  
Russland nur durch westliche Augen betrachten, wenn man  
schlussfolgert, dass wirtschaftliche Probleme automatisch zu sozialen 
Aufständen führen. Wie die letzten 20 Jahre zeigen, haben die Russen  
viel Erfahrung mit Wirtschaftskrisen. Seit der Finanzkrise von 2008  
dominiert in den russischen Kleinstädten schon wieder der  
Naturaltausch und die Nachbarschaftshilfe. In der Krise tragen die  
Datschen-Gärten erheblich zur Nahrungsversorgung bei. Um die  
Mitglieder der Kreml-Partei Einiges Russland in den Wahlkommissionen  
am Sonntag zu einer fairen Stimmenauszählung zu zwingen, drohen  
Oppositionspolitiker unverhohlen mit Straßenprotesten. Selbst ein  
Hase, den man in die Ecke dränge, "wird irgendwann zum wilden Tier",  
erklärte der Duma-Abgeordnete Gennadi Gudkow von der  
sozialdemokratischen Partei "Gerechtes Russland", die auf Initiative  
des Kreml 2006 gegründet wurde. Putin reagiert auf die Kritik und  
Befürchtungen, dass die Stimmen so ausgezählt werden, dass für  
Einiges Russland noch ein ansehnliches Ergebnis herauskommt, mit  
Anschuldigungen gegen vom Westen bezahlte "Judasse". Prompt wurde am  
Freitag ein Strafverfahren gegen "Golos", eine von der EU finanzierte 
Organisation zur Wahlbeobachtung, eröffnet. Nicht reagiert haben die  
russischen Justizbehörden dagegen auf den Ultranationalisten Wladimir 
Schirinowski, der mit dem Slogan "Für die Russen" auf Stimmenfang  
ging. In Russland, wo 16 Millionen Moslems leben, kann die  
Wahlkampfparole von Schirinowski das friedliche Zusammenleben kaum  
fördern. Der Westen kann Russland bei einer demokratischen  
Entwicklung am besten dadurch helfen, indem er Barrieren abbaut. Da  
ist zunächst einmal die Visa-Barriere, die es vielen russischen  
Jugendlichen erschwert, Europa kennenzulernen. Da sind aber auch  
Sprach- und Informations-Barrieren. Über den russischen Alltag und  
das vielfältige oppositionelle Spektrum in Russland, von  
Umweltschützern, über Sozial-Initiativen bis hin zu Bloggern wissen  
die Deutschen noch immer viel zu wenig. 
 
 
 
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