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Umfassende Qualitätsanstrengungen im Gesundheitsbereich erforderlich/ 5. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit: Qualitätssteigerungen im Gesundheitswesen langwierig und mühsam

Geschrieben am 29-11-2011

Berlin (ots) - 450 Entscheider aus Gesundheitspolitik, Kliniken
und Krankenkassen haben am 24. und 25. November in Berlin darüber
beraten, wie die Qualität im Gesundheitsbereich substantiell
verbessert werden kann.

"Die Bundesregierung unterstützt mit der Änderung des
Infektionsschutzgesetzes die Hygienequalität in den Krankenhäusern",
unterstrich der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit
(BMG), Thomas Ilka. Dies ist aber nur ein Teil der umfassenden
Qualitätsanstrengungen der Bundesregierung. Die Qualitätsberichte der
Kliniken müssen ab 2013 jährlich veröffentlicht werden und der
Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) kann auf die bei den Krankenkassen
vorliegenden Routinedaten zugreifen. Dies ist zentrale Voraussetzung
für eine Bewertung der Behandlungsqualität zwischen stationärer und
ambulanter Versorgung. Bis Mitte 2012 wird zudem ein Gutachten des
BMG zu den Möglichkeiten der Honorierung medizinischer Leistungen
unter Qualitätsgesichtspunkten erwartet, so Staatssekretär Thomas
Ilka.

Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, als Geschäftsführer des
AQUA-Instituts mit der intersektoralen Qualitätssicherung durch den
G-BA beauftragt, hält eine Weiterentwicklung des Vergütungssystems
unter Qualitätsgesichtspunkten für durchaus vorstellbar. "Sinnvoll
ist zum Beispiel eine regionale Erprobung von
pay-for-performance-Modellen", so Szecsenyi und fügt hinzu: "Wenn es
gelingt, die intersektorale Qualitätssicherung mit Hilfe von
Routinedaten umzusetzen, spielt Deutschland in der Champions-League
der Qualitätssicherung."

"Qualität in der Gesundheitsversorgung hängt zentral von einer
ausreichenden Anzahl an gut ausgebildeten Ärzten ab", sagte der
Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und
Forschung, Dr. Helge Braun, MdB. Mit Blick auf die hohe Anzahl von
Ärzten, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, und die
zunehmende Teilzeitarbeit müssen mehr als 70.000 Ärztegewonnen bzw.
Fachärzte ausgebildet werden.

Qualitätsverlust im Gesundheitswesen

Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, ist
der Auffassung, dass "wir in Deutschland an Qualität im
Gesundheitswesen verlieren." Dies liegt im Wesentlichen an der
Trennung zwischen der stationären und ambulanten Versorgung mit ihren
unterschiedlichen Planungs- und Entgeltsystemen sowie an der
mangelnden Kooperationsbereitschaft und Interdisziplinarität zwischen
den medizinischen Fachrichtungen. Dr. Straub verwies beispielsweise
auf den Verlust von transplantierten Organen, die auf Grund der
unzureichenden intersektoralen Verzahnung in Deutschland verloren
gehen. Überdies sind die Erfolge in der onkologischen Behandlung in
Deutschland im internationalen Vergleich nur durchschnittlich. Ulf
Fink, Vorsitzender von Gesundheitsstadt Berlin e.V., machte deutlich,
dass in deutschen Krankenhäusern pro Jahr 17.000 Menschen aufgrund
vermeidbarer Fehler sterben - fast viermal so viel wie im deutschen
Straßenverkehr. Erforderlich ist aus seiner Sicht eine konsequente
Weiterentwicklung des gesamten Gesundheitssystems unter
Qualitätsgesichtspunkten. Dies ist, so Fink, "eine dauernde und
niemals endende Aufgabe." Wesentlich ist zudem, "dass sich die
Qualitätssicherung stärker an Ergebnissen ausrichtet und
verbindlicher umgesetzt wird."

Zertifikate wenig aussagekräftig

Kritisch wurde während des Kongresses der "Wildwuchs der
Zertifikate" in Kliniken erörtert. Prof. Dr. Hans-Konrad Selbmann,
ehemaliger Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinische
Informationsverarbeitung der Universität Tübingen, stellte die Frage,
"wie aussagefähig Zertifikate sind." Hierzu gibt es keine
gesicherten Erkenntnisse. Viele Zertifikate sind durch die
Leistungserbringer selbst definiert und es ist unklar, welche Effekte
dies auf Qualitätssteigerungen hat. "Das Vertrauen in die Zertifikate
und die Träger der Zertifizierungsverfahren muss gestärkt werden", so
die Forderung von Herrn Professor Selbmann.

"Patienten müssen stärker in die Qualitätsbeurteilung einbezogen
werden", ist die zentrale Forderung von Frau Dr. Ilona
Köster-Steinbach, Referentin Qualität und Transparenz im
Gesundheitswesen, Verbraucherzentrale Bundesverband. Im Jahre 2009
sind, so Frau Dr. Köster-Steinebach, zehn Prozent aller Kliniken
auffällig gewesen - hierzu gibt es aber seitens der Patienten keine
Bewertungen. Frau Dr. Köster-Steinebach ist der Auffassung, dass
"patientenrelevante Ergebnisse definiert und in die externe
Qualitätssicherung einbezogen werden müssen."

Transparenz verbessert

Die in Deutschland aufgebauten Krankenhausportale und Klinikführer
haben die Transparenz der Qualität in der medizinischen Versorgung
verbessert. Nach Herrn Prof. Dr. Max Geraedts, Leiter des Instituts
für Gesundheitssystemforschung der Universität Witten/Herdecke, haben
knapp 40 Prozent der Versicherten solche qualitätsvergleichenden
Informationen gesehen und rund zehn Prozent aller Versicherten nutzen
diese Transparenzangebote für ihre Auswahlprozesse; ein ähnlich hoher
Anteil der Ärzte greift auf diese Informationen im Rahmen der
Patientenberatung zurück. Den größten Effekt dürften
qualitätsvergleichende Angebote auf die Kliniken selbst haben,
schätzt Professor Geraedts. Viele Hospitäler nutzen diese
Informationen für die strategische Weiterentwicklung ihres
Leistungsangebots.

Ab dem Jahr 2012 wird die Transparenz des medizinischen
Leistungsgeschehens in Klinken noch besser; von aktuell 32 werden
dann 182 Qualitäts-Indikatoren der Krankenhäuser in den
Qualitätsberichten veröffentlicht.

Über den 5. Nationalen Qualitätskongress Gesundheit

Ziel des Nationalen Qualitätskongresses Gesundheit ist es, die
Qualität im Gesundheitswesen durch konkrete Maßnahmen und
Fortentwicklungen der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen
nachhaltig zu verbessern. Kooperationspartner des Kongresses sind:

Aktionsbündnis für Patientensicherheit (APS),
AQUA - Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im
Gesundheitswesen,
Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ),
Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM),
Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (dgi),
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP),
Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung
(GQMG),
Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO).

Der 6. Nationale Qualitätskongress Gesundheit findet am 29. und
30. November 2012 in Berlin statt.
http://www.qualitaetskongress-gesundheit.de



Pressekontakt:
Dr. Franz Dormann
Geschäftsführer
Gesundheitsstadt Berlin e.V.
Französische Str. 23
10117 Berlin


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