(Registrieren)

Kohlekraftwerk Brunsbüttel: Keine weiteren Genehmigungen für Totgeburt

Geschrieben am 25-11-2011

Berlin (ots) - Pressemitteilung

Nachdem Tübingens OB Boris Palmer das faktische Aus für das
Mammut-Projekt verkündet hat, fordert die Deutsche Umwelthilfe die
bevorstehende wasserrechtliche Erlaubnis nicht zu erteilen -
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake: "weitere Genehmigungen sinn-
und nutzlos"

Weitere Genehmigungsschritte für das vom Tübinger
Stadtwerkebündnis Südweststrom (SWS) seit Jahren in Brunsbüttel
geplante Steinkohlekraftwerk kämen dem Versuch gleich, eine Totgeburt
zum Leben zu erwecken. Das erklärte die Deutsche Umwelthilfe e. V.
(DUH), nachdem am Dienstag Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer
(Grüne) am Rande eines Kongresses das faktische Aus für das vor allem
wegen seiner Klimaschädlichkeit umstrittene Großprojekt verkündet
hatte. In einem Schreiben an den Landrat des Kreises Dithmarschen,
Jörn Klimant, fordert die Umweltorganisation, eine von der
Wasserbehörde des Landkreises für Anfang Dezember angekündigte
wasserrechtliche Erlaubnis nicht mehr zu erteilen.

"Jede weitere Genehmigung wäre ersichtlich sinn- und nutzlos, wenn
offenbar selbst nach Überzeugung maßgeblicher Projektbetreiber
energiewirtschaftliche und klimapolitische Gründe der Realisierung
des Milliardenprojekts entgegenstehen", sagte
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Selbst wenn die Wasserbehörde
den Antrag der SüdWestStrom Stadtkraftwerk Brunsbüttel noch
inhaltlich prüfen wolle, müsse sie das faktische Aus des
Kraftwerksprojektes bei ihrer Entscheidung berücksichtigen. Da das
Interesse des Antragstellers an der Erteilung der wasserrechtlichen
Erlaubnis sich offenbar Richtung Null bewege, habe das Interesse der
Allgemeinheit, ein anachronistisch gewordenes Großkraftwerk mit einem
jährlichen CO2-Ausstoß von bis zu 10,2 Millionen Tonnen zu
verhindern, klar Vorrang.

Palmer, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der an dem Projekt
beteiligten Stadtwerke Tübingen ist, hatte das von regionalen
Bürgerinitiativen und Umweltverbänden bekämpfte Steinkohlekraftwerk
mit einer geplanten Gesamtleistung von 1.800 Megawatt jahrelang
verteidigt. Am vergangenen Dienstag erklärte er gegenüber dem
Brancheninformationsdienst Dow Jones Energy, der Bau neuer
Kohlekraftwerke habe in Deutschland absolut keine Perspektive mehr,
das gelte auch für das Vorhaben von Südweststrom in Brunsbüttel.

"Boris Palmer zieht spät aber nicht zu spät die Konsequenzen aus
einer energiewirtschaftlichen und energiepolitischen Gesamtsituation,
in der neue Klimakiller-Kraftwerke auf Kohlebasis einfach keinen
Platz mehr haben. Das begrüßen wir und hoffen, dass die zuständige
Genehmigungsbehörde aus der Einsicht der Vorhabenträger jetzt die
logischen und rechtlich gebotenen Schlüsse zieht. Weitere
Genehmigungen darf es nicht mehr geben", erklärte Jürgen Quentin, der
Leiter der Anti-Kohlekraft-Kampagne der DUH.

Hintergrund

Das größte Steinkohlekraftwerksprojekt Europas am früheren
AKW-Standort Brunsbüttel stirbt schon seit Jahren einen Tod auf
Raten. Ursprünglich sollte das Kraftwerk an der Unterelbe im Jahr
2014 ans Netz gehen. Auf den Internetseiten von SWS ist heute zu
lesen, man plane die Realisierung bis 2017. Ende letzten Jahres
beschloss eine Gesellschafterversammlung des Stadtwerkekonsortiums
ein zweijähriges "Moratorium". Seither heißt es, man werde "aktiv
abwarten" und die endgültige Investitionsentscheidung voraussichtlich
in zwei Jahren treffen. Die Genehmigungsverfahren werden allerdings
gegen heftigen Widerspruch von Bürgerinitiativen, der DUH und anderer
Umweltverbände weiter vorangetrieben. Erteilte Genehmigungen wurden
regelmäßig beklagt, weitere Klagen sind bereits in Vorbereitung.

Zwischenzeitlich haben sich eine ganze Reihe von Stadtwerken aus
dem Kraftwerksprojekt Brunsbüttel zurückgezogen, darunter die von
Konstanz, Friedrichshafen und vier Schweizer Energieversorger.
Tübingen ist über seine Stadtwerke an dem Vorhaben mit 0,4 Prozent
beteiligt. Das entspricht einer Leistung von sieben Megawatt, die im
Fall der Realisierung des Projekts rund ein Zehntel des Tübinger
Strombedarfs bereitstellen könnten. Mehrheitsgesellschafter an der
SWS-Projektgesellschaft für das Kraftwerk ist mit 51 Prozent der
Anteile der Schweizer Energieversorger Repower, mit Sitz im Kanton
Graubünden. Repower ist zu 42% in Händen des Kantons. In Graubünden
läuft derzeit ein Volksentscheid, mit dem die Einwohner darüber
entscheiden sollen, ob sich Repower weiterhin an dem Kohlekraftwerk
beteiligen darf. Der Entscheid wird voraussichtlich im Frühjahr dem
Bündner Volk vorgelegt. Sieben norddeutsche Stadtwerke-Gesellschafter
haben beschlossen, sich nicht am Bau des Kraftwerks in Brunsbüttel zu
beteiligen, aus der Projektgesellschaft wollen sie jedoch bisher
nicht aussteigen, weil sie dann unverzüglich ihre gesamte
Gesellschaftereinlage verlieren würden.



Pressekontakt:
Rainer Baake
Bundesgeschäftsführer
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Mobil: 0151 55016943, Tel.: 030 2400867-0, E-Mail: baake@duh.de

Jürgen Quentin
Projektleiter Anti-Kohle-Kampagne
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Mobil: 0151 14563676, Tel.: 030 2400867-95, E-Mail: quentin@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz
Leiter Politik und Presse
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Mobil: 0171 5660577, Tel.: 030 2400867-0, E-Mail: rosenkranz@duh.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

365588

weitere Artikel:
  • Zum Start der Klimaverhandlungen (COP 17) in Durban / Südafrika Rechte zukünftiger Generationen berücksichtigen! / terre des hommes fordert verbindliche Klimaschutzrichtlinien Osnabrück (ots) - Auf der UN-Klimakonferenz in Durban müssen dringend verbindliche Klimaschutzrichtlinien vereinbart werden. Sollte der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen nicht massiv reduziert werden, würden Kindern und zukünftigen Generationen ihre Lebenschancen geraubt. Dies erklärte das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes zum Start der Klimakonferenz in Durban am 28. November. »Kinder sind besonders betroffen von den Auswirkungen des Klimawandels. Wetterextreme wie Hitzewellen, Starkregen und damit einhergehenden mehr...

  • Schiewerling: Die Koalition sorgt für soziale Sicherheit Berlin (ots) - Der Bundestag hat am Freitag den Haushaltsplan für 2012 verabschiedet. Der Bereich "Arbeit und Soziales" nimmt dabei den Löwenanteil ein. Dazu erklärt der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestags¬fraktion, Karl Schiewerling: "Mit dem Haushalt für 2012 setzt die Koalition ihren bisherigen Erfolgskurs in der Arbeitsmarktpolitik fort. Sie setzt nicht nur die richtigen Finanzmittel an den richtigen Stellen ein, sie gestaltet auch die richtigen Instrumente für den Arbeitsmarkt und wendet sie mehr...

  • Dietmar Bartsch: Ausschluss von Dynamo Dresden löst Gewaltproblem beim Fußball nicht Berlin (ots) - "Mit dem Ausschluss von Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokalwettbewerb hat der DFB das Dialog-Angebot an die Fans vom Runden Tisch genommen. Die Strafe löst das Gewaltproblem beim Fußball in keiner Weise, sondern statuiert ein Exempel an einem Verein", kritisiert Dietmar Bartsch, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. "Damit signalisiert der DFB, dass er die Vereine in ihrem Bemühen, das gesellschaftliche Problem der Gewalt beim Fußball mit den Fans in den Griff zu bekommen, allein lässt und ihnen den Schwarzen mehr...

  • Barthle: Bundeshaushalt 2012 - Deutschland macht weniger Schulden Berlin (ots) - Zur abschließenden Beratung des Bundeshaushalts 2012 im Deutschen Bundestag erklärt der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Norbert Barthle: "Für das Jahr 2012 darf der Bund maximal 26,1 Milliarden Euro neue Schulden machen. Damit unterschreiten wir die zulässige Grenze der Schuldenbremse um mehr als 14 Milliarden Euro. Auch in den kommenden Jahren werden wir die Schuldenbremse strikt einhalten und die Schulden Jahr für Jahr weiter abbauen. Gerade vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Rechtsterror CSU-Chef Seehofer nimmt Innenminister Friedrich in Schutz Halle (ots) - Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gegen die jüngste Kritik an seiner Amtsführung verteidigt. "Hans-Peter Friedrich agiert in einer Ausnahmesituation und angesichts eines Themas, das die ganze Republik bewegt, souverän und hat einen klaren Weg", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe). "Er macht das sehr gut. Und deshalb hat er meine uneingeschränkte Unterstützung und die der ganzen Partei. Daran mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht