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Migration als Chance verstehen

Geschrieben am 17-11-2011

Nürnberg (ots) - Jugendliche mit Migrationshintergrund haben
schwierigere Startbedingungen // Bilkay Öney, Integrationsministerin
von Baden-Württemberg, und Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der
Bundesagentur für Arbeit (BA), für mehr Chancen für Jugendliche aus
Zuwandererfamilien

Edonit Mahmuti hat es geschafft - er hat eine Ausbildung als Maler
und Lackierer begonnen. Der Weg dorthin war steinig. Jugendliche mit
Migrationshintergrund haben auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt im
Vergleich zu deutschen Jugendlichen immer noch die schwierigeren
Startbedingungen. Sie besuchen eher die Hauptschule als
weiterführende Schulen, sie brechen öfter die Ausbildung ab und sind
häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Gründe sind vor allem
mangelnde Sprachkenntnisse oder fehlende Unterstützung im Elternhaus.
Das Projekt "Ganzheitliches Integrationscoaching" (GINCO) hat sich
zum Ziel gesetzt, jungen Migrantinnen und Migranten den Übergang in
die Berufswelt zu erleichtern. Das besondere an GINCO: Ein
Integrationscoach unterstützt die Jugendlichen bei ihrer Suche nach
einem geeigneten Ausbildungsplatz und berät bei Schulproblemen. Auch
wenn ein Jugendlicher eine Ausbildungsstelle gefunden hat, wird er
weiter vom Coach betreut, um eventuelle Anlaufschwierigkeiten zu
überwinden. Bundesweit gibt es 18 Standorte, an denen diese
Projektidee umgesetzt wird. Mit Erfolg: Über 70 Prozent der
Teilnehmer konnten in Ausbildung oder Beschäftigung vermittelt
werden. Bilkay Öney, Ministerin für Integration des Landes
Baden-Württemberg, und Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der BA,
informierten sich heute am Standort Stuttgart über die Umsetzung und
die Erfolge des GINCO-Projekts.

"Baden-Württemberg ist das Flächenland mit dem höchsten
Migrantenanteil. Jeder vierte Baden-Württemberger hat ausländische
Wurzeln. Unter den Jugendlichen ist es sogar jeder Dritte. Dieses
Potenzial dürfen wir nicht ungenutzt lassen. Schon jetzt klagen
Unternehmer, dass sie nicht genügend Fachkräfte im Südwesten finden.
Sie werden in Zukunft noch stärker auf Jugendliche mit
Migrationshintergrund angewiesen sein. Und sie profitieren von der
Mehrsprachigkeit und der interkulturellen Kompetenz der jungen Frauen
und Männer. Auch schwächere Jugendliche haben eine Chance verdient.
Die Bundesagentur für Arbeit ist ein wichtiger Partner, wenn es darum
geht, in die Ausbildungsreife von Jugendlichen zu investieren. Dafür
ist das Projekt GINCO ein gutes Beispiel", so Bilkay Öney.

Gründe dafür, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund geringere
Ausbildungsplatzchancen und überdurchschnittlich lange
Übergangsprozesse zwischen Schule und Beruf haben, lassen sich aber
nicht vollständig auf Einflussgrößen wie Schulabschlüsse, Noten oder
Bildungsstand der Eltern zurückführen. Öney und Alt sehen auch
bestehende Vorurteile als Vermittlungshemmnis, sei es bei den
Unternehmen oder auch im Elternhaus. Dies bestätigen
Bewerberbefragungen des Bundesinstituts für Berufsbildung, die
zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund bei
Einstellungsentscheidungen offenbar mit Vorbehalten konfrontiert
sind, die ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz erheblich
verringern.

"Wir dürfen keinen Jugendlichen, egal, ob mit oder ohne
Migrationshintergrund, auf dem Weg in die Berufswelt verloren geben.
Gerade in Zeiten der Globalisierung sind zweisprachige und
bikulturelle Beschäftigte von großem Vorteil", appelliert Heinrich
Alt. Insgesamt habe die Integration in Deutschland aber an Fahrt
gewonnen, betont Alt. "Bei den Sprachkenntnissen, der Bildungs- und
Ausbildungsbeteiligung und der Arbeitsmarktintegration sind wir auf
einem guten Weg. Immer mehr Arbeitgeber erkennen, dass die Ausbildung
und Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten angesichts der
demografischen Entwicklung ein Gebot der Stunde ist. Wir müssen uns
aber auch stärker den Eltern zuwenden und sie in die Lage versetzen,
ihre Kinder bei der Berufswahl und der Berufsausbildung zu
unterstützen. Dies gelingt aber nur in enger Vernetzung mit Kammern,
Unternehmen, Schulen und Religionsgemeinschaften", so Alt. "Eine gute
Bildung und eine fundierte Ausbildung sind die Eintrittskarte für den
Arbeitsmarkt und den sozialen Aufstieg in unserem Land. Das sollten
und müssen wir mit ganzer Kraft unterstützen."

Hintergrund:

Rund 16 Millionen Einwohner in Deutschland haben einen
Migrationshintergrund. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von
knapp 20 Prozent. Noch immer haben junge Migranten fast doppelt so
häufig keinen Schulabschluss (4,4 Prozent) wie der Durchschnitt aller
18 bis 24-Jährigen (2,3 Prozent). Zudem haben von den 25 bis
34-Jährigen aus Zuwandererfamilien 31,6 Prozent keinen Berufs- oder
Hochschulabschluss. Bei der gleichen Altersgruppe ohne
Migrationshintergrund sind dies 14,9 Prozent.

Die Erwerbsquote von Ausländern liegt mit 67,3 Prozent fast 10
Prozentpunkte unter der Erwerbsquote der Deutschen (77,6 Prozent).
Die Arbeitslosenquote von Ausländern ist mit 14 Prozent mehr als
doppelt so hoch wie die der Deutschen (6,6 Prozent). 16,3 Prozent
aller Ausländer beziehen Leistungen der Grundsicherung ("Hartz IV"),
die Hilfequote der Deutschen liegt bei 7,7 Prozent.

Weitere Informationen finden Sie auch im achten Bericht der
Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und
Integration über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in
Deutschland unter: www.bundesregierung.de/Content/DE/__Anlagen/2010/2
010-07-07-langfassung-lagebericht-ib,property=publicationFile.pdf

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Presseinformationen



Pressekontakt:
Bundesagentur für Arbeit
Presseteam
Regensburger Strasse 104
D-90478 Nürnberg
E-Mail: zentrale.presse@arbeitsagentur.de
Tel.: 0911/179-2218
Fax: 0911/179-1487


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